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Familienleben

Regenbogenfamilien machen das Leben bunter

Ursula Katthöfer · 05.03.2018

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Liebe im Zeichen des Regenbogens © Pekic/iStock.com

Liebe im Zeichen des Regenbogens © Pekic/iStock.com

Vater-Mutter-Kind war gestern. Seit vielen Jahren bereichern Ein-Eltern- und Patchworkfamilien die Gesellschaft. Noch relativ jung ist das Modell der Regenbogenfamilie mit homo- oder transsexuellen Eltern. Doch Kinder und Jugendliche mit zwei Müttern oder zwei Vätern haben es nicht immer leicht.

„Bist du auch schwul?“ Diese Frage müssen Jugendliche aus Regenbogenfamilien sich immer wieder gefallen lassen. „Die beste Antwort ist eine Rückfrage: Bist du sicher, dass du heterosexuell bist?“, sagt Michaela Herbertz-Floßdorf. Sie berät seit zehn Jahren Regenbogenfamilien und vermittelt Teenagern Strategien, um auf Diskriminierung zu reagieren. Dazu gehört ein gezieltes „Stopp, ich möchte keine Nachfragen mehr.“ Herbertz-Floßdorf empfiehlt Regenbogeneltern, ihre Kinder für unangenehme Situationen zu coachen. „ Wir kennen die Bewältigungsstrategien. Wir hatten selbst ein Coming-out“, sagt die Mutter von zwei Kindern.

Gayby-Boom am Rhein

Der Gedanke an homosexuelle Eltern ist für viele Menschen ungewohnt. Herbertz-Floßdorf formuliert es anders: „Die heteronormative Denkweise hält sich hartnäckig. Bei jedem Schulwechsel, in jedem neuen Sportverein müssen Regenbogenfamilien sich neu erklären. Das ist anstrengend.“ Die Diskussion spaltet die Gesellschaft, wie die Debatte um die Ehe für alle im vergangenen Juni im Deutschen Bundestag zeigte. Bundeskanzlerin Angela Merkel erteilte der rechtlich abgesicherten Regenbogenfamilie eine Absage. Sie meinte, „dass der grundgesetzliche Schutz im Artikel 6 die Ehe von Mann und Frau beinhaltet.“ Ihr Parteifreund, der Berliner CDU-Politiker und Jurist Jan-Marko Luczak, widersprach: „Kein Kind wird weniger geboren, nur weil es Schwulen und Lesben auch möglich ist zu heiraten.“ Es werden sogar mehr Kinder geboren, Regenbogenfamilien nehmen zu. „Pro Woche kommen drei bis vier Paare mit Kinderwunsch in meine Beratung“, sagt Sarah Dionisius, psychosoziale Beraterin beim Kölner Verein rubicon e. V. Einen großen Schub erhielten die Familien 2005, als Lebenspartnern in Deutschland erlaubt wurde, leibliche Kinder des Partners als Stiefkind zu adoptieren. Inzwischen berichten Anbieter von Samenbanken und Geburtsvorbereitungskursen, dass lesbische Elternpaare nicht mehr ungewöhnlich sind. Köln, Bonn und Düsseldorf gelten als Gayby-Boom-Städte.

Vorsicht vor Bagatellisierung

Sarah Dionisius beobachtet, dass Lesben und Schwule sich früher outen als noch vor einigen Jahren. Auch das sei eine Folge des Kinderwunsches. Zudem sei Köln für Regenbogenfamilien ein beliebter Wohnort, da Stadtverwaltung, Kitas und Schulen bereits mit dem Thema vertraut sind. Probleme gibt es dennoch. „Mir berichtete kürzlich ein Paar auf Wohnungssuche, dass ‚an Leute wie Sie’ nicht vermietet würde“, sagt Dionisius. Auch Arbeitsplätze seien in Gefahr. „Homosexualität muss niemand offen kommunizieren. Doch wenn ein Kind unterwegs ist, wenn Kindergeld und Elternzeit beantragt werden, liegt die Familiensituation offen.“

Dionisius wünscht sich eieinerseits weniger Diskriminierung. Andererseits warnt sie vor einer Bagatellisierung: „Es reicht nicht, wenn Eltern, Lehrer und Erzieher das Thema mit den Worten ‚Ist doch normal, da habe ich kein Problem mit’ abtun“, sagt sie. „Sie müssen schon realisieren, dass die Heterosexualität in vielen Köpfen die Norm ist. Wer Diversity ernst nimmt, muss sich mit seinem Verhalten
auseinandersetzen."

Familienforschung würdigt Regenbogenfamilien

Bereits in den 90er Jahren entdeckte die Familienforschung die Regenbogenfamilien. Sie ging typischen Vorurteilen nach, etwa: „Kinder von homosexuellen Eltern werden psychisch krank“ oder „auch homosexuell“. Heute sind die Kinder der ersten Regenbogenfamilien junge Erwachsene. Ihre Aussagen widerlegen diese Vorurteile. So untersuchten Bamberger Wissenschaftler 2009 im Auftrag des Bundesjustizministeriums, ob Kindern mit lesbischen Müttern die Vaterfigur und Kindern mit schwulen Vätern die Mutterfigur fehlt. Ergebnis: Homosexuelle Paare legen großen Wert darauf, dass ihre Kinder Rollenvorbilder des jeweils anderen Geschlechts haben. Sie haben sogar häufiger Kontakt zu ihrem leiblichen Elternteil – falls dieser bekannt ist – als Kinder aus heterosexuellen Trennungsfamilien. Forscher aus Melbourne fanden 2014 heraus, dass Kinder aus Regenbogenfamilien im Schnitt gesünder sind als andere Kinder und dass sie einen besseren familiären Zusammenhalt erleben.

Infos

Interview zum Thema Großeltern mit Regenbogenenkeln

Die Kölner Mutter Birgit Brockerhoff hat das Online-Portal www.regenbogenfamilien-koeln.de gegründet. Dort können sich lesbische, schwule, bisexuelle und transsexuelle Eltern über Gruppen, Termine, Themen und Veranstaltungen rund um das regenbogenbunte Familienleben in Köln informieren. Im Interview mit KÄNGURU spricht Brockerhoff über das Thema Großeltern mit Regenbogeneltern.

Zahlen und Fakten

Beim Zensus 2011 wurden zum ersten Mal eingetragene Lebenspartnerschaften erfasst. Damals lebten 5.700 Kinder in Regenbogenfamilien. Es dürften inzwischen deutlich mehr geworden sein.

87 Prozent der Kinder in Regenbogenfamilien haben zwei Mütter. Denn für Frauen ist es einfacher, Kinder zu bekommen. Die Frage: „Will ich Kinder haben oder lesbisch leben?“ stellt sich vielen nicht mehr. Beides geht.

Eine Studie aus dem Jahr 2009 zeigt, dass 44 Prozent der Regenbogenkinder aus früheren Beziehungen mit einem heterosexuellen Partner stammen. Ihre Zahl schrumpft.

Blick nach Großbritannien: 10 Prozent der zwischen März 2015 und März 2016 adoptierten Kinder wurden an gleichgeschlechtliche Paare vermittelt. Von den 450 Kindern wachsen nun 200 bei lesbischen und 250 bei schwulen Eltern auf.

Beratung

Michaela Herbertz-Floßdorf, Pädoging, Mediatorin, Krankenschwester, Vorstand bei vielfältig e.V. Sarah Dionisius, Politikwissenschaftlerin Psychosoziale Beratung bei Rubicon e.V. Köln

vielfältig e. V.

rubicon

Michaela Herbertz-Floßdorf
Pädagogin, Mediatorin, Krankenschwester,
Vorstand bei vielfältig e. V.

Der in Köln ansässige Verein vielfältig e. V. lädt alle ein, sich über das Leben von Regenbogenfamilien zu informieren. Mit vielen Infos
zur Planung einer Regenbogenfamilie, etwa zu Insemination, Leihmutterschaft, Adoption und Pflegekind.

Sarah Dionisius
Politikwissenschaftlerin, Psychosoziale
Beratung bei Rubicon e. V. Köln

„Das rubicon unterstützt lesbische, schwule, bisexuelle, trans und queer orientierte Menschen (LSBTQ), ihre Familien und Wahlfamilien darin, selbstbewusst und angstfrei zu leben und zu lieben.“ So lautet die rubicon-Selbstdarstellung. Der Verein wird von der Stadt Köln und vom Land NRW unterstützt. Ziel ist, zu beraten, zu bilden und zu vernetzen.

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