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Rund ums Baby

Schwanger mit Zwillingen

Ursula Katthöfer · 27.09.2018

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© Adobe Stock

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In NRW kamen 2016 insgesamt 6.496 Zwillinge zur Welt. So viele waren es seit 52 Jahren nicht mehr. Das liegt zum einen an der insgesamt steigenden Zahl der Geburten. Es hat aber noch ganz andere Gründe.

„Hier fühle ich mich nicht wie eine Exotin“, sagt Mara und streicht sich über den Leib. „Hier wirkt mein Bauch normal.“ Tatsächlich haben die neun Frauen, die an diesem Wochenende mit ihren Männern zum Geburtsvorbereitungskurs ins Bonner Haus der Familie gekommen sind, sehr runde Bäuche. Alle erwarten Zwillinge. Und alle freuen sich, in ihrer besonderen Situation ernst genommen zu werden, ohne dass jemand ruft: „Boa, bist du dick!“

„Als Zwillingsmutter fällst Du auf, vom ersten Moment an“, erzählt Frieda. „Gleich nachdem meine Frauenärztin auf dem Ultraschall die zweite Fruchtblase mit Embryo und Herztönen entdeckt hatte, rief sie ihre Sprechstundenhilfe rein. Wir haben meine Zwillinge zu dritt gefeiert. Da lag ich noch auf dem Behandlungsstuhl.“

Für andere wirkt die Zwillingsnachricht eher wie ein Schock: „Als ich meinem Mann in der Kneipe davon erzählte, hat er sich erstmal einen doppelten Wodka kommen lassen“, sagt eine Schwangere, die lieber nicht genannt werden möchte.

Zwei Babys wiegen mehr als eins

Die Zahl der Zwillingsschwangerschaften nimmt zu, sie ist in Deutschland seit den 70-er Jahren um etwa 40 Prozent gestiegen. Das liegt zum einen an der Reproduktionsmedizin, die den Kinderwunsch mittels Labor erfüllt. Dort werden häufig zwei oder drei Eizellen befruchtet und in die Gebärmutter eingesetzt. So steigen die Chancen, dass es mit der Schwangerschaft endlich klappt. Ein Trend, den die Ärzte in skandinavischen Ländern schon wieder umkehren. Um Mehrlingsgeburten zu vermeiden, setzen sie häufig nur noch eine befruchtete Eizelle in die Gebärmutter ein. Denn jede Mehrlingsgeburt hat ihre Risiken.

Es kommt noch ein zweiter Grund für die Zunahme von Zwillingsgeburten hinzu: Das Alter der Mütter. Die Natur hat den Hormonhaushalt der Frauen so eingerichtet, dass sie mit fortschreitendem Alter mehrere Eisprünge pro Zyklus haben. Kurz vor dem Ende der Fruchtbarkeit steigt die Wahrscheinlichkeit, mit Zwillingen schwanger zu werden. Da Frauen in Deutschland zunehmend spät in die Familienphase starten, steigt die Zahl der Zwillingsgeburten. Dennoch bekommen auch junge Frauen Zwillinge.

Egal, in welchem Alter: Zwillingsschwangere gelten als Risikoschwangere. Sie müssen häufiger zur Vorsorge. Denn zwei Babys wiegen mehr als eins. Von der 26. bis 28. Schwangerschaftswoche an wiegen sie so viel wie ein Einling bei der Geburt. Und legen dann noch kräftig zu! Die Spannung auf die Gebärmutter wächst, es können vorzeitige Wehen einsetzen. Das Risiko einer Frühgeburt steigt. Durchschnittlich kommen Zwillinge in der 37. Woche zur Welt. Die kompletten 40 Wochen einer üblichen Schwangerschaft schaffen die wenigsten.

Kinderarzt im Kreißsaal

Im Geburtsvorbereitungskurs für Zwillingsschwangere erfahren Mara, Frieda und die übrigen Frauen, worauf sie sich bei der Geburt einstellen können: Kursleiterin Dorothee von Haugwitz hält zwei Babypuppen hoch. „So liegen die Kinder in der Gebärmutter, wenn die Geburt beginnt“, erläutert sie. Das obere Kind schiebt sich heraus, das erste Zwillingsbaby ist geboren. „Für das zweite ist die Entbindung leichter, denn der Geburtsweg ist bereits offen“, erläutert von Haugwitz. „Dennoch ist immer ein Kinderarzt im Kreißsaal, um die Kinder zu versorgen.“

Doch viele Zwillinge werden nicht spontan, sondern per Kaiserschnitt entbunden. Manchmal ist der Termin im voraus geplant, manchmal ergibt er sich aus medizinischen Gründen an Tagen, die sich besonders gut merken lassen. So kamen Daniela und Alexander am 11. 11. 2011 um 11 Uhr 11 in der Uniklinik Köln zur Welt.

Einige Entbindungskliniken wollen dem Trend zum Kaiserschnitt auch bei Zwillingsgeburten entgegenwirken, um die Bindung zwischen Mutter und Kind zu fördern. Denn das Bonding – also der liebevolle Kontakt zu den Babys direkt nach der Geburt – fällt weg, wenn die Mutter erst zugenäht werden muss. Außerdem ist es für eine Zwillingsmutter deutlich leichter, sich um ihre beiden Babys zu kümmern, wenn sie keinen Wundschmerz an der Kaiserschnittnarbe hat. Denn eines ist klar: Kraft wird sie brauchen.

Zahlen und Fakten

  • Zwillingsgeburten sind weltweit unterschiedlich häufig. Bei den Yoruba, einem Volk in Nigeria, ist jede 6. Geburt eine Zwillingsgeburt. In Japan ist es nur jede 100. Deutschland liegt mit jeder 64. Geburt im Mittelfeld.
  • Wenn eine gereifte Eizelle sich nach der Befruchtung teilt, entstehen eineiige Zwillinge. Sie haben nahezu die gleichen Gene.
  • In zwei Dritteln aller Zwillingsschwangerschaften sind die beiden Kinder zweieiig. Zwei Jungen, zwei Mädchen oder ein Junge und ein Mädchen bilden das Pärchen. Ihr Genpool ist wie der von Geschwistern, die in unterschiedlichen Jahren geboren werden.
  • Extrem selten kommt es vor, dass eine Eizelle sich teilt und dann von zwei Spermien befruchtet wird. Die Kinder haben mütterlicherseits dasselbe Erbgut. Väterlicherseits ist das Erbgut so unterschiedlich wie bei Geschwistern.
  • Die moderne pränatale Diagnostik zeigt, dass viele Schwangerschaften als Mehrlingsschwangerschaft beginnen. Dennoch kommt häufig nur ein Kind zur Welt.

 

Beratung und Medien

Doppelpack

Die Kölner Zwillings- und Drillingsinitiative Doppelpack gibt es bereits sei 1989. Leitgedanke ist die gegenseitige Unterstützung von der Schwangerschaft der Mutter bis zur Pubertät der Kinder. Der Mitgliedsbeitrag liegt bei 25 Euro pro Familie und Jahr, rund 100 Familien in der Region engagieren sich hier. Zu den kostenfreien Angeboten zählen das Eltern-Kind-Turnen, Schwangerenberatung und Schwangerentreff sowie Infoabende für werdende Mehrlingseltern in verschiedenen Krankenhäusern. Gemeinsam gefeiert wird natürlich auch, und zwar an Karneval, im Sommer und zu Nikolaus. Die Initiative organisiert außerdem zwei Mal im Jahr einen Secondhand-Basar für Zwillingsfamilien.

Schwanger mit Zwillingen

Hebamme Dorothee von Haugwitz hat eine Zwillingsschwester. Dipl-Psychologin Petra Lersch ist Mutter von Zwillingen. Sie lernten sich 1998 in einem Kurs für Rückbildungsgymnastik kennen. Was lag da näher, als gemeinsam Geburtsvorbereitungskurse für Zwillingsschwangere anzubieten? Die Kurse finden monatlich jeweils an einem Wochenende in Bonn statt. Die beiden Frauen sind außerdem Autorinnen mehrerer Bücher rund um Zwillinge, darunter das neu aufgelegte Buch

„Zwillinge – Gut durch Schwangerschaft, Geburt und erstes Lebensjahr.“
Thieme Verlag 2018,19,99 Euro

Blog: Einer schreit immer

„Einst kaufte sich Anne ohne mit einer Wimper zu zucken Stilettos um 150 Euro. Dann wurde sie Mutter. Von Zwillingen. Seither verlässt sie unabsichtlich mit angekotzten T-Shirts das Haus, ist Expertin im Synchronstillen und kämpft täglich gegen volle Windeln und riesige Wäscheberge. Schlaflose Nächte mit drei Männern in einem Bett hat sie sich früher immer anders vorgestellt ...“ Mit diesen Worten empfängt uns die Journalistin Anne in ihrem Blog „Einer schreit immer“ – und gibt damit schon mal einen Vorgeschmack auf den äußerst witzigen Ton, in dem sie schreibt. Ihr Mamablog schildert die ungeschminkte Wahrheit über das Leben mit Zwillingen – mit Warmherzigkeit und Humor.

Das E-Book zum Blog gibt es inzwischen auch. „Einer schreit immer“ präsentiert darin alles, was man über Schwangerschaft und Erstausstattung von Zwillingen wissen muss. 50 Zwillingsmütter kommen zu Wort und erzählen aus dem wirklichen Leben. Außerdem helfen verschiedene Experten dabei, das Abenteuer Zwillinge zu meistern.

 

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