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Familienleben

„Wir sollten unseren Kindern Wahlfreiheit geben statt Klischees zu wiederholen“

Ursula Katthöfer · 09.12.2020

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Almut Schnerring und Sascha Verlan © Oliver Kepka

Almut Schnerring und Sascha Verlan © Oliver Kepka

Almut Schnerring und Sascha Verlan hatten ein Aha-Erlebnis, als ihr dreijähriger Sohn wie seine ältere Schwester in einem Kleid in den Kindergarten wollte. Ihnen wurde klar, dass sie eine Entscheidung treffen mussten.

Sollten sie ihrem Sohn das Kleid verbieten aus Sorge vor ... ja was eigentlich? Seitdem engagieren sie sich für das Thema Gendergerechtigkeit. Sie bloggen zu Rollenstereotypen, haben das Buch „Die Rosa-Hellblau-Falle“ geschrieben und richten seit 2016 den Equal Care Day aus, der den Blick auf mehr Wertschätzung für Care-Arbeit wie Kindererziehung richtet. Sascha Verlan gab Känguru ein Interview.

KÄNGURU: Sie setzen sich für eine Kindheit ohne Rollenklischees ein. Beginnen wir bei der Geburt. Werden Babys schon mit typischen Rollenbildern belegt?

Sascha Verlan: Das beginnt sogar schon vor der Geburt, wenn die werdenden Eltern beim Ultraschall erfahren, ob ihr Kind wohl ein Junge oder ein Mädchen wird. Bereits dann ändert sich oft das Verhalten. Aus Studien wissen wir, dass mit Mädchen mehr durch die Bauchdecke gesprochen wird als mit Jungen. Auch ist die Stimmlage bei Mädchen höher, bei Jungen tiefer. Was das ungeborene Kind im Mutterleib tut, wird oft geschlechtsspezifisch bewertet. Ist es lebhaft, heißt es: „Was für ein kräftiger Kerl, der wird mal Fußballer.“ Bei ruhigen Kindern reagieren Eltern und Umfeld genau andersherum: „Ein braves Mädchen. Mit der werdet ihr es mal einfach haben.“ Und schon ist man mitten in der Rosa-Hellblau-Falle.

Wie können werdende Eltern dem entgehen?

Die Schwierigkeiten beginnen bei der Frage „Was wird es denn?“ Unser dringender Appell an werdende Eltern, Hebammen und Frauenärzt*innen ist, diese Frage gar nicht zu stellen.

Tapsen wir auch wegen unseren Erfahrungen aus der eigenen Kindheit in die Rosa-Hellblau-Falle?

Wir sind alle durch Rollenklischees geprägt, viele Kindheitserinnerungen sind sehr einschneidend. Bei mir zuhause war mein Vater für Reparaturen zuständig – und ich mit. Meine Schwester wurde da nicht wirklich mit einbezogen. Die Frage ist, ob wir das heute für unsere Kinder auch wollen. Oder möchten wir ihnen mehr Wahlfreiheit geben?

Wie halten Sie es in Ihrer Familie?

Das ist zunächst ein Bewusstseinsprozess bei uns Erwachsenen, sich klar zu machen, wie man selbst aufgewachsen ist, wie die eigenen Kinder aufwachsen wollen. So konnten wir den eigenen Blick öffnen und zum Beispiel erkennen, wie die technischen Interessen unserer eigenen Kinder sind. Nicht unser Sohn hat dieses Interesse, sondern eine seiner Schwestern. Wenn wir nicht auf unsere eigenen Erfahrungen achten, reproduzieren wir nur Klischees.

Wie profitieren Ihre Kinder von diesem freien Blick auf die Geschlechter?

Unseren Sohn erziehen wir trotzdem dazu, Dinge zu reparieren. Denn handwerkliche Grundfähigkeiten sind für alle wichtig. Aber bei unserer Tochter können wir jetzt gezielt darauf hinwirken, dass sie gefördert wird. In Schule und Kita können Eltern das Thema ansprechen: „Guck doch mal, sie hat Spaß an Technik. Sprecht sie doch an, wenn Ihr da ein Projekt macht.“ Kinder machen sich ihre Vorlieben und Talente nicht selbst bewusst. Sie schwimmen einfach mit, wenn Mädchen basteln und Jungen hämmern. Da müssen wir als Eltern und Erzieher*innen einen ungetrübteren Blick entwickeln.

Nun leben in unserem Land Menschen vieler Kulturen. Würden Sie sagen, dass einige tiefer in der Falle stecken als andere?

Das ist eine ganz schwierige Diskussion, die nicht wirklich zielführend ist. Aus der Sozialpsychologie wissen wir, dass wir die Dinge besonders wahrnehmen, die unsere Meinung bestätigen. Anderes blenden wir aus. Studien zeigen aber, dass Geschlechterungerechtigkeit in allen gesellschaftlichen Gruppen vorkommt. Und als Gesellschaft sollten wir gemeinsam an mehr Geschlechtergerechtigkeit arbeiten, ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen.

Vielen Dank!

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