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Bildung

Die passende weiterführende Schule finden

Thea Wittmann · 16.10.2023

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Damit Schule Spaß macht, muss es passen. © Monkey Business/Adobe Stock

Damit Schule Spaß macht, muss es passen. © Monkey Business/Adobe Stock

Gymnasium, Realschule oder Hauptschule? Welche weiterführende Schule ist die richtige für mein Kind? Autorin Thea Wittmann verrät, was Eltern bedenken sollten, wenn der Wechsel in die fünfte Klasse bevorsteht. Falscher Ergeiz ist in jedem Fall fehl am Platz.

Das Kind möchte auf die Schule, die seine Geschwister besuchen. Oder es möchte in der neuen Klasse mit dem besten Freund oder der Freundin zusammen sein. Aber das allein sollte nicht den Ausschlag geben. In der 5. Klasse ist einiges im Umbruch: Neue Freundschaften lösen alte ab – und „Best Friends“ bleiben schließlich über Jahre ein Herz und eine Seele, ganz unabhängig davon, ob sich die Schulwege trennen oder nicht.

Die Schulwahl ist Elternsache

Grundsätzlich entscheiden die Eltern, ob ihr Kind eine Haupt-, Real-, Sekundar-, Gesamtschule oder ein Gymnasium besuchen soll. Die Empfehlung seitens der Schule ist nicht bindend. Gut zu wissen: Mit der Wahl der Schulform ist die Laufbahn nicht besiegelt. Das Schulsystem in Nordrhein-Westfalen ist durchlässig, das heißt: Mit einem guten Haupt- oder Realschulabschluss steht es Schüler:innen offen, nach der 10. Klasse weiter die Schulbank zu drücken und höhere Abschlüsse zu erreichen. Entscheidend dafür, dass der Wechsel gut gelingt, ist die aktuell passende Schulform. Dabei ist es empfehlenswert, der Einschätzung der Klassenlehrkraft zu vertrauen. Sie kennt die Schüler:innen seit vier Jahren und kann die schulische Entwicklung gut beurteilen. Die Schulformempfehlung bekommt das Kind in Nordrhein-Westfalen zusammen mit dem Halbjahreszeugnis der 4. Klasse.

Gymnasium: Notendurschnitt allein ist nicht entscheidend

Das Gymnasium ist bei Eltern beliebt, weil es auf direktem Weg zum höchsten Schulabschluss führt: zum Abitur. Viele sehen dieses Reifezeugnis als Eintrittskarte zu beruflichem Erfolg. Oft wird dabei vergessen, dass Abitur und Fachhochschulreife auch durch andere Bildungswege erreichbar sind. Und ein guter Realabschluss ist erstrebenswerter als ein vermasseltes Abi. In den meisten Bundesländern ist zum Beispiel für eine Gymnasialempfehlung ein Notendurchschnitt in Mathe, Deutsch und Sachkunde von 2,0 bis 2,5 Voraussetzung. Allerdings nicht in NRW: Hier sind Leistungsstand, Lernentwicklung und Fähigkeiten maßgeblich, heißt es aus dem Schulministerium – und nicht eine bestimmte Zahl. Allein vom Notendurchschnitt sollten Eltern die Schulwahl also nicht abhängig machen. Denn am Gymnasium ist auch gefragt, dass Kinder eigenständig arbeiten und sich einigermaßen gut organisieren können – zum Beispiel, dass sie immer alles dabeihaben, was sie im Unterricht brauchen. Eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung kann bedeuten, dass es genau daran hapert. Das Notenbild entspricht zwar den Anforderungen fürs Gymnasium, aber es gibt im Lern- und Arbeitsverhalten noch Förderbedarf.

Damit punkten die anderen Schulen

Der Unterricht in der Hauptschule ist besonders praxisnah und bereitet auf eine Ausbildung vor, Deutsch und Mathe stehen im Mittelpunkt. Hauptschule führt zum Abschluss nach der 10. Klasse, ebenso wie die Realschule – hier umfasst der Unterricht neben praktischen Inhalten mehr Theorie. In Gesamtschulen sind alle Schulabschlüsse möglich, sie ist als Ganztagsschule angelegt, eine zweite Fremdsprache ist nicht Pflicht. Die Sekundarschule umfasst die Klassen 5 bis 10, ähnlich wie in der Gesamtschule bleiben alle Bildungsabschlüsse möglich.

Empfehlung: Nicht bindend, aber aufschlussreich

Kinder fallen sich lachend in die Arme © Monkey Business/Adobe Stock
Die Schulempfehlung kommt mit dem Halbjahreszeugnis. © Monkey Business/Adobe Stock

Die Klassenlehrer:innen der Grundschulen unterstützen und beraten Eltern und Kinder, damit sie eine gute Entscheidung treffen können. Gut heißt in diesem Fall: gut für das Kind. Falscher Ehrgeiz ist hier fehl am Platz, denn der Sprung von der Grundschule in die Weiterführende ist kein kleiner Hüpfer. Wenn Schulform und Schüler:in nicht zusammenpassen, ist der Frust vorprogrammiert. Das betrifft sowohl über- als auch unterforderte Kinder. Das Gefühl, an der neuen Schule nicht klarzukommen, kann Kinder verunsichern. Und die Erfahrung, etwas nicht zu schaffen, weil die Anforderungen einfach zu schwierig sind, werten sensible Kids als persönliches Versagen. Kinder sind individuell, sie lernen in unterschiedlichem Tempo, mit mehr oder weniger Fleiß, der eine völlig autark, die andere nur, wenn jemand über die Schulter schaut und immer wieder nachfragt, ob die Hausaufgaben wirklich erledigt sind.

Der Fahrplan zum Schulübergang

Der erste Schritt: Mit der Klassenlehrkraft sprechen

Bei einem Gespräch mit der Klassenlehrkraft der Grundschule können die entscheidenden Punkte angesprochen werden. Wie sehen die Noten aus? Wie steht es mit sozialer Kompetenz? Kann sich mein Kind gut konzentrieren, macht es im Unterricht mit? Ist es zielstrebig oder eher verträumt?

Infos über die Schulen einholen

Informieren

Es ist gut, sich von der Schule, die in die engere Wahl kommt, eine eigene Meinung zu bilden, am besten vor Ort. Beim „Tag der offenen Tür“ stellen sich alle Schulen vor. Elternabende und Informationsveranstaltungen sind dazu da, Fragen zu stellen und sich alles genau anzuschauen.

Reinschnuppern

Die zukünftigen „Neuen“ können in den Unterricht hineinschnuppern, sich die Räume anschauen, die Unterrichtsmethoden kennenlernen. Möglicherweise hat die Schule einen bestimmten Schwerpunkt, zum Beispiel Naturwissenschaften, Musik oder Sprachen.

Das Drumherum

Gibt es AGs oder andere außerschulische Angebote, eine Mensa, Schulessen? Erhalten Schüler:innen Unterstützung bei ihren Hausaufgaben? Kooperiert die Schule mit Vereinen, Musikschulen oder mit öffentlichen Trägern? Auch ein Pluspunkt: Events, die den Einstieg erleichtern, zum Beispiel eine Klassenfahrt in der 5., damit sich alle besser kennenlernen.

Umhören

Ein Gespräch mit anderen Eltern, die bereits Kinder an der weiterführenden Schule haben, ist empfehlenswert. Dabei können sicherlich Details in Erfahrung gebracht werden, die beim „Tag der offenen Tür“ nicht angesprochen wurden.

Schulweg und Fahrzeit

Die Waldorfschule ist der Favorit, aber die ist 30 Kilometer entfernt? Der Schulweg sollte in der Überlegung ebenfalls eine Rolle spielen. Durch lange Fahrzeit in Bus oder Bahn leidet die Freizeit. Immerhin muss das Kind die Strecke mindestens fünfmal in der Woche bewältigen – hin und zurück.

Revue passieren lassen

Ein Rückblick auf die Grundschulzeit des Kindes hilft. Fällt ihm das Lernen leicht? Kann es sich gut organisieren? Ist es wissbegierig? Dann wird es an einem Gymnasium eher keine Probleme haben. Wenn es dem Lernstoff nur schwer folgen konnte, wenn eine Dyskalkulie oder Lese-Rechtschreib-Schwäche festgestellt wurden, solltet ihr die Grundschullehrkraft gezielt fragen, welche Möglichkeiten es gibt, das Kind zu unterstützen.

Offen bleiben

Eingeschränkte Gymnasialempfehlung? Dann schließt die Realschule nicht von vornherein aus. Es gilt, sich auch eine alternative Schulform anzuschauen. Die Meinung des Kindes zählt ebenfalls. Vor ihm liegen immerhin fünf bis neun Jahre Schulzeit – und die können Eltern ihm nicht abnehmen.

Für und Wider abwägen

Eltern können eine Liste mit Pros & Contras aufstellen und die einzelnen Punkte sammeln: Was spricht für Schule A, was für Schule B? Welche gefällt dem Kind am besten? Letztendlich entscheiden Eltern und Kind. Ihr dürft frei wählen und seid an keine Empfehlung gebunden.

Anmelden

Die Meldefristen nicht verpassen! In Köln bekommen die Schüler:innen zusammen mit dem Halbjahreszeugnis einen personalisierten Anmeldeschein für die weiterführende Schule. Damit meldet ihr euer Kind an der Wunschschule an, die Anmeldefrist beträgt sechs Wochen. Die genauen Meldefristen erfahrt ihr von der jeweiligen Schule. Achtung: Anmeldungen an mehr als einer Schule sind nicht zulässig.

Da es erfahrungsgemäß einen Run auf die Gesamtschulen gibt und die Nachfrage die vorhandenen Plätze überschreitet, gilt hier ein vorgezogenes Anmeldeverfahren in der ersten Woche des Anmeldezeitraumes.