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Ausflug

Mühlsteinrevier Rhein-Eifel – ein Mikroabenteuer für Familien

Text und Foto: Sven von Loga · 28.06.2022

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Die Ettringer Lay hat die größte Felswand der Eifel.

Die Ettringer Lay hat die größte Felswand der Eifel.

Sven von Loga nimmt euch mit in die Tiefen der Basaltschluchten.

Windmühlen und Wassermühlen

Wie wird eigentlich Mehl hergestellt? Klar: Getreide, das auf dem Acker geerntet wurde, wird gemahlen – aber wie sieht es in einer Mühle aus? Es gibt Windmühlen und Wassermühlen, die die meisten auch kennen werden, aber innen drin, wie sieht es denn da aus?

In einer Mühle findet sich ein raffinierte Struktur, die einen Mühlstein dreht. Bei der Windmühle, die uns in Holland und am Niederrhein häufig begegnet, geschieht dies durch Windkraft, der Wind treibt die Flügel der Windmühle an, sie drehen sich und drehen eine Achse, auf der ein großer, schwerer Mühlstein befestigt ist. Der Mühlstein dreht sich und rollt über einen anderen Mühlstein. Dazwischen schüttet der Müller das Getreide, das von den Mühlsteinen zermahlen wird. Wichtig ist dabei eine besondere Eigenschaft des Gesteins, aus dem der Mühlstein hergestellt wird: er muss zahllose kleine Poren haben, Löcher mit scharfen Kanten, die die Getreidekörner aufschlitzen. Ist es ein glattes Gestein, so werden die Körner nicht aufschlitzt, sondern nur zu Brei zerquetscht, es entsteht dann kein Mehl.


Überbleibsel des Bergbaus Ettringer Lay

Wassermühlen funktionieren nach dem gleichen Prinzip, nur wird der Mühlstein hier nicht durch den Wind, sondern durch Wasserkraft angetrieben. Das Mühlrad, das durch den fließenden Bach gedreht wird, treibt die Achse an, auf dem der Mühlstein steckt.

Solche Mühlsteine nennt man Kraftmühlsteine, sie sind groß, haben oft über einen Meter Durchmesser und wiegen weit über eine Tonne. Aber es wurden auch kleine Mühlsteine hergestellt, Handmühlsteine und Reibsteine, die jeder im Haus haben konnte und damit das Getreide für sein tägliches Brot mahlte.

Mühlsteine aus flüssiger Lava

Wo kommt eigentlich das spezielle Gestein für Mühlsteine her? Das beste Gestein ist Basalt, der aus glutflüssiger Lava entstanden ist. Fließt aus einem Vulkan ein glühender Lavastrom aus, so erstarrt der irgendwann zu Basalt. Waren in der glühenden Lava unzählige kleine Gasbläschen, die in der erstarrten Lava als kleine Poren drinnen geblieben sind, ist ein hochwertiger Mühlsteinbasalt entstanden.


Im Kottenheimer Winfeld finden sich viele Schluchten.

Vulkane, die solche Lavaströme ausfließen lassen, sind selten. Von den vielen hundert Vulkanen, die es in der Vulkaneifel gibt, produzierten wenige davon eine solche Mühlsteinlava. Der Wingertsberg-Vulkan bei Niedermendig und die Ettringer Vulkangruppe zwischen Kottenheim und Ettringen in der Osteifel sind solche Vulkane. Aus beiden flossen vor etwa 200.000 Jahren mehrere Lavaströme aus, die zu bis zu 50 Metern dick wurden und zu bester Mühlsteinlava erstarrten. In Mayen und später auch in Mendig – beide Orte liegen in der Osteifel in der Nähe des Laacher Sees – entstand deshalb im Laufe der Geschichte das größte und wichtigste Mühlsteinabbaugebiet Europas, heute benannt als Mühlsteinrevier Rhein-Eifel.

Klettern durch Basaltschluchten

Rund um die Orte Ettringen und Kottenheim stoßen wir auf das Kottenheimer Winfeld, das Mayener Grubenfeld und die Ettringer Lay. Es sind riesige Bergbaugebiete, in denen der kostbare Basalt auf vielen Quadratkilometern abgebaut wurde. Riesige Schluchten sind dabei entstanden, durch die wir hindurch wandern können und wenn es ein bisschen düster ist, kommen wir uns vor wie in einem Land vor unserer Zeit. Rechts und links ragen die Felswände bis zu 40 Meter empor, gebildet vom gewaltigen Basaltsäulen. Wanderwege führen hindurch, manchmal zweigen kleine Pfade ab und führen uns in abgelegene Bereiche, in denen scheinbar noch nie ein Mensch vor uns war. Oder doch nicht – da klettern welche. Diese Basaltschluchten sind heute ein beliebtes Klettergebiet.


Gut gesichert wird an der größten Felswand der Eifel spektakulär geklettert.

Eine Reise in die Steinzeit

Früher sah das anders aus. Vor 7000 Jahren entdeckten die Steinzeitmenschen, das sich aus diesem Gestein Reibsteine herstellen ließ, mit dem Getreide zu Mehl gerieben werden konnte – ein Argument für sie, sesshaft zu werden und Ackerbau zu betreiben. Sie mussten nun nicht mehr das ganze Jahr den Wildtierherden hinterher ziehen. Vor 2000 Jahren war die Eifel von Römern besetzt, die den Mühlsteinbasalt schon aus ihrer Heimat kannten und kleine Handmühlen produzierten, die die römischen Legionäre auf ihren Märschen mit sich führen konnten. Schon die Römer schufen hier eine gewaltige Industrie, zehntausende Mühlsteine wurden jährlich hergestellt und durch halb Europa gehandelt. Wichtig war für sie schon der Rheinhafen in Andernach. Bis hier wurden die Mühlsteine über Land transportiert und dann auf Lastkähne geladen.


Historischer Bergbau Ettringer Lay

Layer im Mittelalter

Im Mittelalter nahm die Produktion von großen Kraftmühlsteinen zu, die Abbaugebiete wurden immer größer und etwa gegen 1400 gingen die Layer – so hießen die Bergleute im Mühlsteinrevier Rhein-Eifel – unter die Erde. Um den kostbaren Mühlsteinbasalt zu gewinnen, bauten sie ihn unterirdisch ab, wodurch die gewaltigen Mayener Lavakeller entstanden.

Auch in Niedermendig begann im Mittelalter der Abbau untertage. Hier war der Basalt an der Erdoberfläche nicht zu erreichen, er lag unter einer 30 Meter dicken Bimslavaschicht, die der Laacher-See-Vulkan vor 13077 Jahren hinausgeschleudert hatte. Also gruben sich hier die Layer durch den Bims nach unten und auf über drei Quadratkilometern entstand das größte unterirdische Basaltbergwerk der Erde. Heute sind davon noch etwas mehr als ein Quadratkilometer erhalten. Gewaltige, bis zu 20 Meter hohe Höhlen liegen unter der Stadt. Diese unterirdischen Basaltbergwerke im Lavakeller des Vulkanmuseums Lava-Dome und im Lavakeller der Vulkanbrauerei lassen sich heute besichtigen.

Lavakeller als Bierbrauerei

Nach 1840 entdeckten die Bierbrauereien des gesamten Rheinlandes die Mendiger Lavakeller und begannen dort unten Bier zu brauen, weil es 30 Meter unter der Erde immer schön kühl ist. Nur so kann Bier gären. Niedermendig war einst Deutschlands Brauerhauptstadt mit 26 Brauereien bei 2600 Einwohnern.


Ausgestattet mit Taschenlampe und Helm geht es in den Lavakeller.

Aber irgendwann war Schluss mit allem. Carl Linde erfand die Kühlmaschine und die Brauereien zogen wieder ab in die Heimat und brauten das Bier dort, wo es getrunken wurde. Für das Mahlen von Getreide wurden Mühlen aus Edelstahl erfunden. 1960 war mit dem untertägigen Basaltabbau dann endgültig Schluss.

Unterirdische Basaltbergwerke besichtigen

Aber nicht nur Mühlsteine wurden hergestellt, der Basalt wurde auch zu Pflastersteinen für die Straßen des Rheinlandes verarbeitet und auch Schotter für Straßenuntergrund und Gleisschotter für Eisenbahnen wurde hergestellt. Früher geschah das noch in Handarbeit und es gab den Beruf des Pflastersteinschlägers und auch der Schotter wurde in Handarbeit hergestellt. Da saßen hunderte ungelernte Arbeiter – auch Kinder – und zerklopften den Basalt mit dem Hammer in Schotterstücke.


In den geheimnisvollen „Siewe Stuve“ versteckten sich einst Menschen in kleinen Höhlen.

Diese Zeiten sind vorbei. Heute wird der Schotter in Brechwerken maschinell hergestellt. Aber die Zeugnisse dieser Jahrtausende währenden Bergbaugeschichte lassen sich im Mühlsteinrevier Rhein-Eifel in Steinbrüchen und Museen besichtigen. Und weil diese alte Bergbauwelt so einmalig ist, ist sie auf dem Weg, den Welterbe-Status der UNESCO zu bekommen.

Touren und Wanderungen

  • Empfehlenswert ist eine Wanderung auf dem Vulkanpfad. Erst geht es hinauf auf den Ettringer Bellerberg mit einer wunderbaren Aussicht über das Mühlsteinrevier und die halbe Eifel. Ein Abstecher in die Ettringer Lay mit der größten Felswand der Eifel ist ausgeschildert. Am Kottenheimer Büden können die geheimnisvollen „Siewe Stuve“ entdeckt werden, kleine Höhlen, in denen sich einst Menschen versteckten. Weiter führt der Weg durch die Schluchten des Kottenheimer Winfeldes, hier tauchen immer wieder historische Bergbaukräne auf, mit denen der gebrochene Basalt verladen wurde.
  • Die Ettringer Lay und das Kottenheimer Winfeld können auch ohne diese Wandertour besucht werden. Auf Google-Maps findet man Wanderparkplätze.
  • Imposant sind die Lavakeller von Niedermendig. Zuerst besucht man das Vulkanmuseum Lava-Dome. Anschließend geht es mit der Führung im Lavakeller weiter.
  • Einen großartigen Lavakeller hat auch die Vulkanbrauerei neben dem Lava-Dome. Hier besichtigt man nicht nur den Basaltabbau, sondern auch die alte Brauereigeschichte.
  • Die ganze Geschichte des Basaltabbaus von Steinzeit über Römerzeit bis in die jüngste Vergangenheit wird im riesigen Freilichtmuseum Mayener Grubenfeld besichtigt.
  • Informationen über den ganzen Eifelvulkanismus gibt es im Vulkanparkinfozentrum in Plaidt.

Sven von LogaSven von Loga leitet seit vielen Jahren GeoExkursionen im Rheinland. Er ist zertifizierter Natur-und Landschaftsführer und hat bereits einige Wanderbücher geschrieben, in denen er seine Leserinnen und Leser mit zu seinen Lieblingsorten in der Natur nimmt. Auch verschiedene GeoExkursionsführer mit spannenden Abenteuer-Touren speziell für Familien in die Vulkaneifel, die Nordeifel und ins nördliche Rheinland sind dabei.

www.uncites.de

KÄNGURU hat mit Sven von Loga einen Podcast zum Thema Geocaching aufgenommen:

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