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Teenager

Uwe Außem: Von Bluzis, Gruftis und Staudis

Hanka Meves-Fricke · 23.11.2018

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Gärtner Uwe Außem © Sonja Hoffmann

Gärtner Uwe Außem © Sonja Hoffmann

„Kopfrechnen ist wichtig. Noch wichtiger ist es, Spaß am Verkaufen zu haben“, sagt Uwe Außem, Gärtner im Familienbetrieb Blumen-Außem in Hürth bei Köln. Als ich ihn auf dem Markt am Hermeskeiler Platz kurz sprechen möchte, ist er gut beschäftigt. „Moment, ich muss nur schnell die Blumen für eine Kundin zusammenstellen.“ „ Haben Sie noch Dahlien?“, fragt eine andere Kundin. Uwe Außem antwortet ruhig, packt ein und um und wendet sich dem nächsten Kunden zu. Dann hat er Zeit für mich. Freundlich antwortet er: „Klar können Sie zu uns in die Gärtnerei kommen.“

Reicht es, Spaß an Pflanzen zu haben?

Auf dem Weg freue ich mich mit Fotografin Sonja Hoffmann bereits auf die Blumen. Auch wir gärtnern gern, ich in unserem kleinen Garten, Sonja auf ihrem Balkon. Aber Gärtnern als Beruf? Reicht es, Spaß an Pflanzen zu haben? Doch der Duft der Blumen und die Fülle der Farben lassen mich meine Fragen fast vergessen.

„Als ich in der 9. Klasse war, habe ich ein Praktikum in einem IT-Unternehmen gemacht,“ erzählt Uwe etwas später. „Ich durfte alles ausprobieren, sogar am Server arbeiten. Dabei hab ich herausgefunden, dass reine Büroarbeit nichts für mich ist.“ Seine Ausbildung hat er nach der Realschule absolviert: ein Jahr in Sechtem in einem Staudenbetrieb, das zweite und dritte Jahr in Pulheim in der Gärtnerei Engels. Dort habe er gelernt, wie die Produktion in einem großen Gartenbaubetrieb abläuft: „Acht Hektar Gewächshaus- und sieben Hektar Freifläche bedeuten viel Arbeit“, erklärt er.

Zum Vergleich: Das Rhein- EnergieStadion in Köln hat eine Rasenfläche von 0,7 Hektar, Blumen Engels nutzt also mehr als zwanzig Mal so viel Platz für seine Pflanzen. „In modernen Gewächshäusern gibt es hohe Decken, dadurch weniger Schädlinge und man topft zum Teil mit Maschinen um“, ergänzt Uwe. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, ob der Sohn einmal in die Familiengärtnerei einsteigen würde. Sein Großvater Johann hat das Unternehmen 1955 gegründet, sein Vater Theo vor dreißig Jahren die Glashäuser neu- und umgebaut.

Sicherheitshalber Meister

In seiner Ausbildung hat Uwe dann alles über Pflanzen im Fachbereich Zierblumen – auch Bluzis genannt – gelernt. Doch es gibt auch die Gruftis, die Friedhofsgärtner, und die Staudis, die Staudengärtner. Er hat gelernt, wann eine Pflanze vermehrt und umgetopft wird, welche Schädlinge auftreten können, was ein Gärtner dagegen tun kann und ab wann Pflanzen verkauft werden können. Nach erster Berufserfahrung hat der damals 27-Jährige „sicherheitshalber“ die Meisterausbildung gemacht. In Heidelberg geht das in einer sogenannten Kurzzeitklasse in einer Kombination aus Kursen vor Ort und Onlineschulungen. Danach konnte er im Seeberger Pflanzenhof weitere Berufserfahrung sammeln. Als sein Vater Theo vor zwei Jahren eine Operation hatte, waren alle Hände im Familienbetrieb gefragt. Seitdem arbeitet Uwe Außem in Hürth, gemeinsam mit seinem Vater und seiner Schwester, die Floristin gelernt hat.

Lange Arbeitszeiten in der Saison

Der Arbeitstag eines Gärtners kann lang sein. In der Saison gehören Überstunden dazu. Außerhalb dieser Zeit kann Uwe diese abfeiern und gut Urlaub nehmen. Als ich ihn an einem Freitag auf dem Markt am Hermeskeiler Platz in Köln besuche, ist Uwe seit sechs Uhr auf den Beinen. Am Tag zuvor ging es um drei Uhr morgens mit dem Vater zur Blumenauktion in Straelen, kurz vor Holland. Dennoch begrüßt er uns bei unserem Termin an einem Montagnachmittag um halb fünf gut gelaunt. „Ich mach mittags mal ein halbes Stündchen die Augen zu und dann habe ich wieder Energie für den Nachmittag“, lacht er. Er liebt es, selbstständig zu arbeiten und sich seine Arbeit einteilen zu können, ist gern an der frischen Luft und kann zwischendurch mit seinem Hund eine Runde spazieren gehen.

Gut Kopfrechnen können ist ein Muss

Als Uwe seine Vorklausur zur Meisterprüfung schrieb, bemängelte sein Prüfer, dass er den Lösungsweg nicht aufzeigte. „Er hat mir nicht geglaubt, dass ich so gut Kopfrechnen kann, auch Prozentrechnung“, erzählt der junge Gärtner lachend. „Aber das hab ich schon als Kind auf dem Markt gelernt. Mein Grundschullehrer hat mich auch immer rausgeschickt, wenn es ums Kopfrechnen ging, weil meine Mitschüler keine Chance hätten.“ Rechnen können ist eben wichtig, wenn man verkaufen will. Aber vor allem Spaß an der Arbeit. Das sehen wir Uwe an, egal ob er morgens um fünf Uhr bei der Versteigerung ist, um zehn Uhr auf dem Markt verkauft oder um 17 Uhr im Gewächshaus Blumen umtopft.

Ausbildung: Gärtnerin/Gärtner

Voraussetzungen:

  • Interesse am Umgang mit Pflanzen und Pflanzenkunde
  • Bereitschaft, auch schwere und schmutzige Arbeit zu leisten
  • Real- oder Hauptschulabschluss

Einsatzorte:

Garten und Landschaftsbau, Baumschule, Friedhofsgärtnerei, Obstbau, Gemüsebau, Staudengärtnerei, Zierpflanzenbau

Weiterbildungsmöglichkeiten:

Spezialisierung auf ein bestimmtes Gebiet und die Meisterausbildung

Inhalte:

Pflanzen vermehren und kultivieren, ernten und lagern, Pflanzen verkaufen, Material beschaffen

Vergütung:

  • 1. Ausbildungsjahr 745 €
  • 2. Ausbildungsjahr 833 €
  • 3. Ausbildungsjahr 930 €

 

Weitere Ausbildungsberufe findet ihr in unserer Berufe-Check-Übersicht.

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