Teenager
Neugier und gutes Zuhören gefragt: Ausbildung zum/zur Mediengestalter:in
Hanka Meves-Fricke · 18.04.2024
zurück zur ÜbersichtKoordinatorin Layout Stefanie Hochum © Sonja Hoffmann
Praktikum für den ersten Einblick
Stefanie Hochum hat beim LVR Mediengestalterin gelernt. „Der Beruf war hipp, als ich Abitur gemacht habe. Dann habe ich beim Jobcenter einen Test gemacht, für welche Tätigkeit ich besonders geeignet bin. Das Ergebnis war Mediengestalterin.“ In einem einjährigen Praktikum in einer kleinen Werbeagentur in Köln hat sie erste Einblicke in den Beruf erhalten. Die Agentur war auf digitale Medien spezialisiert. Fotos auswählen, vom Hintergrund befreien, neue Bildwelten kreieren, schauen, wie aus den vielen Einzelteilen eine Website oder eine Spielanimation entsteht. „Da wusste ich, das will ich machen. In diesem Jahr habe ich einen guten Überblick gewonnen und in die Grafikprogramme hineingeschnuppert.“
Neue Bildwelten kreieren © Sonja Hoffmann
Finanziell unabhängig sein
„Ich hätte nach dem Abitur auch studieren können“, ergänzt Stefanie, „aber ich wollte unabhängig sein. Dazu passte eine Ausbildung mit einer Vergütung besser als ein Studium mit zu zahlenden Gebühren.“ Im zweiten Halbjahr ihres Praktikums hat sie von der Werbeagentur ein kleines Gehalt bekommen. Vor ihrer Ausbildung hat sie nochmals ein dreimonatiges Praktikum beim LVR absolviert.
Kreativität in einem Rahmen
Stefanie hatte Kunst als viertes Abiturfach und liebt es zu zeichnen, doch Interesse an Kreativem ist in ihrem Beruf nicht alles. „Manche denken, dass wir in unserem Beruf den gesamten Tag kreativ sein können“, erzählt sie weiter. „Das ist nicht so. Ich habe Spaß an kreativer Arbeit, aber mir ist es genauso wichtig, dass ich herausfinde, was die Kund:innen brauchen. Und das kann sich von dem unterscheiden, was sie möchten. Digitale Formate funktionieren anders als gedruckte zum Beispiel.“ So ist es wichtiger, gut zuhören zu können und dabei herauszufinden, was zu den Kund:innen, in unserem Fall den verschiedenen Einrichtungen des LVR, passt. „Gut kommunizieren und neugierig bleiben, das ist aus meiner Sicht das Wichtigste in unserem Beruf.“ Spannend ist dabei auch, dass Stefanie an einem Tag für eine Klinik, am anderen Tag für eine Förderschule oder am gleichen Tag noch etwas für ein Museum des LVR gestaltet und in die Druckerei gibt. Insgesamt arbeiten hier circa 22.000 Menschen.
Viel am Computer und ab und zu in der Produktion
Mediengestaltung ist ein Computerberuf. Photoshop, InDesign, Illustrator, alles aus dem Adobe-Portfolio, sind die gängigen Programme, um Printprodukte herzustellen. Hinzu kommen Programme zur Gestaltung von Webseiten, Newslettern und anderen digitalen Angeboten. Grundsätzliches lernen Auszubildende dazu in der Berufsschule. Vieles können sie sich auch über Online-Tools aneignen. Der LVR stellt den Zugang für eine solche Lernplattform. Beim Unterschreiben des Ausbildungsvertrags wird die Spezialisierung auf eine Fachrichtung vereinbart. Die Ausbildungsordnung wurde erst 2023 an die neuen Berufsanforderungen angepasst. Es gibt vier Wahlmöglichkeiten, die je nach Betrieb angeboten werden können. Dazu gehören Projektmanagement, Designkonzeption, Printmedien sowie Digitalmedien.
Mediengestalterin Stefanie Hochum in der Produktion © Sonja Hoffmann
Der Unterricht in der Berufsschule Kartäuserwall in Köln findet in Vier-Wochen-Blöcken statt. Der LVR macht eine Einführungswoche für alle Auszubildenden, um sie mit den Strukturen des Kommunalverbands bekannt zu machen. Zudem gehen die Mediengestalter:innen mindestens eine Woche während ihrer Ausbildung in die Produktion, das heißt in die eigene Digitaldruckerei. Dort helfen sie mit, ihren gestalteten Projekten eine Form zu geben. Sie lernen die verschiedenen Materialien wie Papiere, Stoffe, Folien und Produktionsarten kennen.
Noch etwas auf die Ausbildung draufsetzen
„Für mich war es besonders schön, dass ich als Auszubildende bereits Kontakt zu Kund:innen hatte und Aufträge eigenständig übernehmen konnte.“ Nach ihrer Ausbildung hat Stefanie Hochum noch mehr Verantwortung übernehmen können. Sie hat mit Mitte zwanzig bereits die Qualifizierung zur Ausbilderin gemacht und begleitet seitdem Auszubildende erfolgreich durch ihre Lehrjahre.
Sich ein Studium gegönnt
Stefanie Hochum zeigt, was nach einer Ausbildung in diesem Beruf möglich ist. Nach ihrem guten Abschluss hat sie einen Arbeitsvertrag bekommen, dann sich nach neuen Ufern umgeschaut. „Ich wollte ein bisschen mehr über den Tellerrand sehen können und habe mich nach Studienmöglichkeiten umgesehen. Die Diploma-Hochschule bietet online den Bachelor of Arts in Grafikdesign. Sieben Semester neben der Arbeit, das könnte ich schaffen.“ Sie denkt über diese intensive Zeit nach. „Es war wahnsinnig anstrengend und wahnsinnig schön. Sich nach der Arbeit an den Zeichenblock zu setzen, hatte etwas von einem Hobby.“ Aber Stefanie hat nicht nur viel gelernt, sondern auch neue und sehr gute Freund:innen dadurch gefunden. „Toll war auch, dass der LVR mich in der Zeit des Studiums unterstützt hat.“
Teilzeit arbeiten mit Kind
Inzwischen hat Stefanie Hochum einen vierjährigen Sohn. Nach der Elternzeit konnte sie in ihrer Abteilung bleiben, arbeitet jetzt dreißig Stunden als Koordinatorin Layout. „Nicht nur durch die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, unterstützt uns der Betrieb. Wenn es nicht anders geht, bringen Kolleg:innen auch einmal ihr Kind mit. Hier gibt es eine familienfreundliche Atmosphäre. Andererseits muss man sich auch darüber bewusst sein, dass der LVR eine große Verwaltung ist und für manche Entscheidungen die Wege lang sind.“
Ausgleich nach der Arbeit am Computer
Als Jugendliche war Stefanie Hochum in einer Tanzgruppe. Tanzen und Yoga machen ihr heute noch Spaß. Nach einem langen Arbeitstag findet sie Zeit, eine Kindertanzgruppe zu trainieren. Und wenn sie selbst wegen ihrer Arbeit und ihrem Kind keine Zeit zum Sport findet, macht sie eben zu Hause Yoga und bezieht ihren kleinen Sohn mit ein. Das kann ich gut verstehen, denn auch ich brauche nach einem langen Tag am Computer Bewegung.
Ausbildung als Hörakustiker:in
Voraussetzungen:
- Mindestens mittlerer Bildungsabschluss
- Abitur
Inhalte:
- Schulische Themen: Gestaltung und Technik, Deutsch und Kommunikation, Englisch, Mathematik, Sport und Gesundheitsförderung, Politik und Gesellschaftslehre
- Berufsbezogener Lernbereich: visuelle Gestaltung, strukturbildende Elemente Text, Bild, Grafik, Kund:innenberatung und Arbeitsorganisation, Planung und Kosten-Nutzen-Rechnung
Weiterbildung:
- Studium in Grafikdesign
- Weiterbildung zu speziellen Grafikprogrammen digital und Print sowie Spezialisierungen
Vergütung:
- Lehrjahr 1.218, 26 Euro
- Lehrjahr 1.268,20 Euro
- Lehrjahr 1.314,02 Euro
Infos:
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