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Teenager

Hoch hinaus: Dachdecker im Handwerksbetrieb

Text: Hanka Meves-Fricke, Fotos: Sonja Hoffmann · 05.10.2020

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„Die Kommunikation mit den Kunden macht mir großen Spaß“, erzählt Marcello Erpenbach, Auszubildender bei Wilhelmy Bedachungen. „Wenn wir ein Dach kontrolliert, Dachziegel befestigt haben und die Hausbesitzer zufrieden sind, gibt mir das ein gutes Gefühl.“

Als ich zuschaue, wie der 20-Jährige auf das Dach klettert, wird mir mulmig, obgleich ihn sein Meister Oliver Miesen absichert. Da schaue ich doch besser weg. Auf Bergwanderungen sehe ich auf keinen Fall nach unten, sonst bekomme ich es mit meiner Höhenangst zu tun. Für die Dachdeckerei sollte ein Auszubildender geschaffen sein.

Marcello Erpenbach lernt im zweiten Lehrjahr. Obwohl er um die Ecke vom Meisterbetrieb in Zollstock wohnt, kannte er den Betrieb nicht. Als er nach seinem Realschulabschluss eine passende Stelle suchte, fand er das Unternehmen mithilfe des Arbeitsamts. „Ich habe ein Praktikum gemacht und sofort gemerkt, dass mir das Dachdecken Spaß macht“, strahlt Marcello. „Und das, obwohl ich anfangs ein wenig Höhenangst hatte.“

Gegen Höhenangst kann man angehen

Im ersten Lehrjahr hat er bei allen Arbeiten zugeschaut und gelernt, die Gesellen zu unterstützen. Im zweiten Jahre trauten ihm die Kollegen bereits alle anfallenden Arbeiten zu. Wilhelmy Bedachungen hat fünf Mitarbeiter und hier wird jede Hand gebraucht. „Beim Praktikum habe ich mitbekommen, dass eine nette Arbeitsatmosphäre herrscht. Der Ausbildungsplatz ist ein Volltreffer für mich.“ Deshalb empfiehlt Marcello allen Interessierten, vor der Ausbildung ein Praktikum im Betrieb zu machen. „Ich bekam ein merkwürdiges Gefühl, als ich das erste Mal mit einem Mobilift aufs Dach gefahren bin.“ Doch so einfach ließ sich Marcello nicht einschüchtern. Er nahm sich vor, gegen die Angst zu arbeiten und heute macht ihm die Höhe nichts mehr aus.

Viel Handwerk gelernt

Der junge Mann lacht uns an, während er Dachziegel befestigt: „In den zweieinhalb Jahren, die ich bereits im Dachdeckerunternehmen arbeite, habe ich superviel handwerklich gelernt. Das ist auch für Zuhause praktisch, wenn mal etwas zu reparieren ist.“ Ob Haus, Werkstatt oder Kirche – die Mitarbeiter decken, reparieren, kontrollieren und warten Dächer. Sie bringen Zinkbleche, Rohre und andere Metallverkleidungen an und verlöten diese, prüfen Schornsteine und Dachabdeckungen auf Stabilität und Dichtheit, arbeiten mit verschiedenen Werkstoffen wie Metall, Schiefer, Dachziegeln sowie Zementschindeln, Zement, Holz und Stein.

Wer Dachdecker werden möchte, sollte körperlich fit, schwindelfrei und handwerklich geschickt sein. Logisches Denkvermögen und technisches Verständnis sind ebenfalls gefragt. „Es ist auch praktisch, wenn man gut im Kopfrechnen ist. Wenn man auf dem Dach arbeitet, kann man nicht immer einen Taschenrechner herausholen“, ergänzt Marcello.

Sport hält fit

„An meinem Beruf gefällt mir, dass ich feste Arbeitszeiten habe. Wir fangen morgens um 7 Uhr an und arbeiten bis 16:15 Uhr. Am Wochenende habe ich meine Ruhe und muss auch nicht über meine Arbeit nachdenken, wie mein Bruder, der Onlineredakteur ist.“

Da die Dachdeckerei eine körperlich schwere Arbeit ist, hält sich Marcello Erpenbach mit Sport fit. Das hat ihm bereits am Beginn der Ausbildung geholfen, denn das Heben und Anbringen von Dachziegeln oder Metallverkleidungen verlangt Muskelkraft. Anstrengend ist die Arbeit besonders im Sommer, wenn es wie in den letzten beiden Jahren Hitzeperioden gab. An diesen Tagen haben die Dachdecker immer bereits um sechs Uhr morgens mit der Arbeit begonnen, um möglichst früh fertig zu sein. Bei Schlechtwetter, seit diesem Jahr auch im Sommer bei großer Hitze, können Dachdecker Unterstützung beantragen und erhalten dann 68 Prozent ihres Gehalts. Doch für Auszubildende gilt diese Regelung nicht und Wilhelmy Bedachungen hat in den vergangenen zwei Jahren die Arbeit immer so geplant, dass sie nicht darauf zurückgreifen mussten.

Führerschein ist sinnvoll

Günstig für die Arbeit ist es, wenn Auszubildende bereits einen Führerschein haben oder ihn am Anfang der Ausbildung machen. Schließlich muss einer der meist zu zweit Arbeitenden den Transporter oder LKW fahren.

„Zudem müssen wir immer auf die Sicherheit bei der Arbeit achten“, betont Marcello. „Regelmäßig unterweist uns ein Sicherheitsunternehmen. Wir seilen uns an und tragen Sicherheitsschuhe. Bei manchen Arbeiten ziehen wir dicke Gummihandschuhe an.“ Automatisch schaue ich auf seine Hände, die nicht nur schmutzig, sondern auch verkratzt und blutig sind. „Das gehört dazu“, lacht Marcello Erpenbach. „Ich mache den Job ja gern.“ Er wird jetzt erst einmal seine Ausbildung beenden und denkt noch nicht darüber nach, ob er danach seinen Meister machen möchte oder eine Dachtechniker-Weiterbildung.

Wir verabschieden uns. Dann klettert er noch einmal auf das Dach. Und, ehrlich gesagt, bin ich froh, dass ich unten an der Leiter bleiben kann.

Ausbildung: Dachdecker*in

Voraussetzung:

  • Haupt- oder Realschulabschluss
  • körperliche Fitness
  • Schwindelfreiheit oder Bereitschaft, diese zu trainieren

Einsatzorte:

Handwerksbetriebe, Baustellen, Verwaltungen.

Inhalte:

Steil- und Flachdacharbeiten, das Einrichten von Blitzschutz-Anlagen, Kaminanschlüsse, die Installation von Solar-Panels, das Planen von Gründächern und energetische Sanierungen sowie Sicherheit, Mathematik, Zeichnen und technische Grundkenntnisse.

Weiterbildungsmöglichkeiten:

Zum Meister oder Dachtechniker

Vergütung:

Im 1. Ausbildungsjahr ca. 760 €
Im 2. Ausbildungsjahr 910 €
Im 3. Ausbildungsjahr 1.160 €

Weitere Ausbildungsberufe findet ihr in unserer Berufe-Check-Übersicht.

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