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Rund ums Baby

Geburtserfahrungen aus Theorie und Praxis

Svenja Kretschmer · 20.05.2022

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Die Geburt kann von Frau zu Frau ganz unterschiedlich erlebt werden. © pololia/Adobe Stock

Die Geburt kann von Frau zu Frau ganz unterschiedlich erlebt werden. © pololia/Adobe Stock

Was passiert während der Geburt? Unsere Autorin Svenja teilt mit euch ihre Erfahrungen. Erfahrt alles über Geburtsphasen, Freuden und Ängste.


Ein positiver Erfahrungsbericht: Die Geburt meines Sohnes


KÄNGURU-Autorin Svenja Kretschmer mit ihrem Mann Nils und ihrem Sohn Ole © Svenja Kretschmer

Es ist Montag, der 12. April 2021. Ich bin in der 38. Schwangerschaftswoche, dementsprechend ist mein Bauch kugelrund. Meine Füße kann ich schon lange nicht mehr sehen und in den letzten Tagen hatte ich häufiger Vorwehen. Mein Mann Nils macht mir nun täglich einen Himbeerblättertee, motiviert mich zum Treppensteigen und Sport machen. Er kann es einfach nicht mehr abwarten, dass unser Sohn endlich bei uns bist.

Müde von einem Tag voller letzter Erledigungen im Hinblick auf die Geburt sitzen wir abends bei „the voice kids“ auf der Couch und sind gerührt von den talentierten Kindern dort. Ein Teller Spargel thront auf meinem kugelrunden Bauch und ich fühle die festen Tritte darin. Als wäre die kommende Nacht eine Nacht wie jede andere, legen wir uns ins Bett und schlafen.

2.20 Uhr – Ist das ein Blasensprung?

Ich muss auf Klo – soweit für eine hochschwangere Frau nichts Ungewöhnliches. Mit meinem prallen Bauch drehe ich mich umständlich auf die Seite. „Oje“, denke ich noch, „mein Beckenboden ist schon so schlaff, ich kann mein Urin gar nicht mehr halten.” Da stehe ich auf und spüre, wie Flüssigkeit an meinen Beinen herunterfließt. So stehe ich da, am Fußende des Bettes und finde keine anderen Worte als: „Nils! Da ist Wasser!”

Nils braucht keine vier Sekunden, bis er neben mir steht. Gemeinsam überlegen wir, ob so eine kleine Menge Fruchtwasser tatsächlich ein Blasensprung sein kann. Wehen habe ich jedenfalls noch nicht und ich habe gelesen, dass es selbst nach einem „richtigen” Blasensprung – falls dies denn einer sein sollte – noch viele Stunden, sogar mehrere Tage dauern kann, bis die Geburt richtig losgeht. Ich schlage also vor, uns noch einmal hinzulegen, damit wir fit sind, wenn die Geburt wirklich losgeht. Also legen wir uns hin, in der festen Überzeugung, ganz normal weiterschlafen zu können und löschen das Licht.

2.30 Uhr – Kräfte schonen

„Na, kannst du auch so gut schlafen?” frage ich laut in die Dunkelheit hinein. Wir lachen laut und lange und halten uns ganz fest. Da ist er endlich, der Moment, auf den wir so lange gewartet und hingearbeitet haben. Jetzt geht es los. Natürlich sind wir viel zu aufgeregt, um zu schlafen.

3.00 Uhr – So fühlen sich also Wehen an

Die ersten Wehen lassen nicht lange auf sich warten. Sie fühlen sich an, wie leichte Krämpfe im Unterbauch und im unteren Rücken. Wie in Wellen kommen sie und werden langsam etwas stärker, bis ich mich im Bett aufsetze und hinknie. Ich versuche, tief zu atmen und singe leise ein Mantra, das ich im geburtsvorbereitenden Yoga gelernt habe. „Om Namah Shivaya.” Das hilft mir, ruhiger zu atmen, auch wenn ich mir ein bisschen albern dabei vorkomme. Richtige Schmerzen habe ich schließlich noch nicht.

Plötzlich muss ich auf Klo und übergebe mich. Ich weiß, dass das ein weiteres Zeichen sein kann, dass es losgeht. Mein Körper macht unserem Baby Platz. Aber noch immer kann – oder vielleicht will – ich nicht richtig glauben, dass das jetzt wirklich die Geburt sein soll. Es sind doch noch mehr als zwei Wochen bis zum errechneten Termin. Wir rollen eine Yogamatte im Wohnzimmer aus und legen darauf ein Handtuch „falls noch mehr raus platscht”. Ich hocke mich hin und lehne mich auf meinen Gymnastikball. Jetzt fängt es an, weh zu tun.

Ich habe von vielen Frauen gelesen, die unter der Geburt auf beinahe magische Weise ganz intuitiv wussten, was zu tun ist. Ich habe immer gehofft, dass das bei mir auch so sein würde, hatte aber keine Ahnung, wie ich diesen Zustand herbeiführen soll und wie sich das überhaupt anfühlt. Jetzt weiß ich es, denn ich bin bereits mittendrin: Es ist, als würde alles in mir Platz machen für diese magische Energie, die ganz langsam in mich einströmt und sich dort ausbreitet, bis sie mich ganz ausfüllt. Es klingt verrückt, aber es fühlt sich wirklich so an, als würden mein Verstand und mein ganzes „Ich” sich verabschieden, bis nur noch mein Körper, Ole und diese Energie da sind und die Kontrolle über meine Handlungen übernehmen – eine Naturgewalt, der es gilt, zu vertrauen und mich auf sie einzulassen. Ich atme in ein, töne „ooooaaaah” und fühle, wie das meinen Bauch entspannt. Es funktioniert. Je mehr ich mich hingebe und in meinen Rhythmus finde, desto weniger tut es weh.

4.55 Uhr – Wann rufen wir unsere Hebamme an?

Irgendwann sagt Nils, dass er um fünf Uhr unsere Hebamme Anke anruft. „Meinetwegen”, denke ich. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, aber es kommt mir vor, als wäre es erst zehn Minuten her, dass wir vor unserem Bett die kleine Pfütze Fruchtwasser begutachtet haben. Fünf Minuten später sagt Nils, dass er jetzt Anke anruft. „Jetzt schon?”, frage ich und sehe auf die Uhr. Tatsächlich. Fünf Uhr. „Bist du sicher?“ Im Nachhinein finde ich diese Situation absurd: Ich habe zu diesem Zeitpunkt schon eine Menge Fruchtwasser verloren, mich mehrfach übergeben und habe seit mindestens einer Stunde offensichtliche Geburtswehen – und trotzdem glaube ich immer noch nicht so recht, dass dies gerade die Geburt sein soll.

5.00 Uhr – Zu Hause mit Hebamme

Anke geht nicht ran. Panik. Nils ruft nochmal an. Nichts. Nils versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber ich sehe genau, dass etwas nicht stimmt. Neuer Versuch. Wieder nichts. „Oh Mann, das war die falsche Nummer!”, ruft er endlich. Jetzt geht sie ran, aber da kommt auch schon die nächste Wehe. Anke bleibt dran und hört mit, dann sagt sie: „Ich mache mich langsam auf den Weg.” Sie sagt das mit einer solchen Ruhe, dass ich verstehe: Es ist alles gut. Wir haben alle Zeit der Welt. Später hat Anke mir erzählt, was sie tatsächlich dachte: Brote schmieren ist nicht mehr, jetzt muss ich schnell sein.

Weil ich gerade keine Berührung haben will, nutzt Nils die Gelegenheit, um sich zu rasieren. Er möchte keine kratzigen Stoppeln, wenn das Baby kommt. Ich singe wieder das Mantra und zum Glück singt Nils mit. In den Wehen singen wir gemeinsam und in den Wehenpausen massiert er jetzt kräftig meinen unteren Rücken. Da steht Anke auch schon in der Tür. Sie ist ganz ruhig. Nicht so aufgeregt wie wir. Sie hilft mir vom Singen ins Tönen. Anke passt auch noch mit ins Bad. Es muss skurril aussehen, wie wir drei zwischen Badewanne und Katzenklo, Gymnastikball und Yogamatte in unserem winzigen Badezimmer hocken und zusammen tönen, aber ich denke nicht darüber nach. Ich bin ganz bei mir. Nach einer Weile untersucht sie meinen Muttermund. Er ist vier Zentimeter geöffnet. Ich bin erleichtert, denn das ist nun endlich der Beweis: Das hier ist wirklich die Geburt.

 

Eine Achterbahnfahrt vom Zellhaufen zum Fötus © Svenja Kretschmer

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6.30 Uhr – 100 Meter Fußweg mit Wehen

Wir müssen los, mit dem Auto ins Krankenhaus. Ich bekomme tierische Angst. Ich will nicht hier weg, will hierbleiben. Ich verfluche unsere Entscheidung, die Geburt im Krankenhaus und nicht zuhause geplant zu haben. Die Wehen in Ruhe zu Hause zu haben ist die eine Sache, die 100 Meter Fußweg bis zum Auto und die Fahrt darin eine ganz andere. Ich komme auf die Idee, dass jetzt vielleicht die Mediation helfen könnte, die mich unter der Geburt in Hypnose versetzen soll. Einen Versuch ist es jedenfalls wert. Nils gibt mir die Kopfhörer. Eine sanfte Stimme sagt mir ganz langsam, was ich tun soll. In der Sekunde werde ich regelrecht aggressiv: „Boah, ich find die so kacke!”, rufe ich und werfe die Kopfhörer weg. Ich brauche das alles nicht, denke ich. Ich brauche Nils!

„Nils!”, rufe ich. „Ich brauche das doch nicht. Ich brauche nur dich.” Das wird zu meinem neuen Mantra und so laufe ich auf Nils gestützt in Etappen zum Auto. Drei Mal kommt eine neue Wehe und ich muss mich hinsetzen. Zweimal auf dem Innenhof, einmal vor dem Auto. Während Nils die Scheiben von Eis befreit und den Maxicosi ausbaut, sitze ich im Bademantel stöhnend auf dem Bürgersteig. Mittlerweile ist es kurz vor sieben und unsere Nachbarin grüßt uns auf dem Weg zur Arbeit. „Oh, geht es los?”, fragt sie. „Nee, ich mach das nur zum Spaß”, sage ich, als sie schon weg ist und Nils und ich lachen. Das tut gut.

7.00 Uhr – Die Autofahrt ins Krankenhaus

Ich befinde mich im Vierfüßlerstand auf der Rückbank unseres winzigen Fiat Pandas. Mit einer Hand halte ich mich an der Kopflehne fest, meine andere schlinge ich von hinten um Nils Hals. Es funktioniert! Die Wehen werden immer heftiger – so heftig, dass wir das Mantra eher schreien als singen. Ich spüre einen starken Druck weiter hinten, beinahe im After. Ich weiß, was das heißt und fühle es auch: „Nils! Fahr schneller, ich muss schon pressen!” Bei der nächsten Wehe wieder. „Nils! Ruf die Anke an, das Kind kommt!”

Das Navi zeigt noch vier Minuten! Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn das Baby jetzt kommt. Wie soll ich es auffangen? Aber Nils bleibt nichts anderes übrig, er fährt weiter. „Wir sind sofort da”, sagt er. Endlich sehe ich das Krankenhaus. Wir drängeln uns vor in den Aufzug, beim Rausgehen kommt die nächste Wehe. Ärzte kommen und fragen, ob wir versorgt sind. Da sehe ich ganz hinten auf dem Flur in einen lila Anzug gekleidet Anke, die auf uns zugelaufen kommt. Ganz langsam und doch zielstrebig kommt sie näher. Beinahe kommt es mir vor, als habe sie einen Heiligenschein. Jetzt wird alles gut, denke ich.

Sie nimmt mich am Arm und bringt mich in den Geburtsraum. Ich hänge mich an die Tücher, die von der Decke hängen. Presse. Nils setzt sich auf das Bett und ich lehne mich in seinen Schoß. Er hält mich ganz fest. Nach einer Wehe kontrolliert Anke den Muttermund. „Ja”, sagt sie, „zehn Zentimeter, vollständig geöffnet.” Zehn Zentimeter? Kein Wunder, dass der Weg hierher so heftig für mich war. In dieser kurzen Zeit hat sich mein Muttermund von vier auf zehn Zentimeter vollständig geöffnet. Das bedeutet aber auch, dass ich das Schwierigste geschafft habe. Ich hocke da, schwitzend und pressend nach mittlerweile über fünf Stunden harter Arbeit und sage aus tiefster Seele: „Das habe ich mir irgendwie schlimmer vorgestellt”. Anke und Nils sehen sich nur grinsend an und schütteln ihre Köpfe.

7.15 Uhr – Die letzten Presswehen

Der Druck wird immer stärker und bleibt. Ich kann die Wehen nicht mehr von den Wehenpausen unterscheiden, aber jetzt ist es wichtig, in den Pausen nicht mehr mitzuschieben, damit mein Damm und meine Schamlippen sich langsam dehnen und nicht einreißen. Anke sagt mir, wenn die Wehe vorbei ist, damit ich aufhöre zu drücken. Stattdessen versuche ich so tief ich kann in den Bauch zu atmen, zu Ole.

Es fängt an, ein bisschen zu brennen. Dann ist es, als würde ich einen kleinen Knall in mir hören. Etwas ist gerissen, denke ich noch, aber ich fühle nichts. „Da ist das Köpfchen”, sagt Anke. „möchtest du es fühlen?” Ich lege meine Hand in meinen Schoß, ganz vorsichtig, weil ich nicht weiß, was mich dort erwartet. Ich fühle einen weichen, spitzen Kopf und feuchte, warme Haare. Mein Sohn. Ich kann es nicht glauben, schäume über vor Freude. Gleich ist er da!

8.08 Uhr – Ole ist da!

„Da isser”, höre ich Anke sagen, drehe mich um und sehe ein winziges Baby auf dem Boden liegen. Es schlottert mit dem Unterkiefer, schreit und pinkelt. Ich nehme ihn hoch. „Alles ist gut”, sage ich und halte ihn ganz fest. „Alles ist gut”, sage ich noch einmal, ein bisschen auch zu mir selbst und ich versuche, mir diesen Moment ins Gedächtnis einzubrennen. Ole fühlt sich warm und weich und ganz schrumpelig an und er ist so winzig, dass ich Angst habe, ihn zu zerbrechen, wenn ich ihn zu fest halte. Wir legen uns aufs Bett. Nils und Ole und ich. Ole liegt auf meiner Brust und ich kann es einfach nicht glauben.

Meine Beine beginnen zu zittern und mir ist plötzlich ganz kalt. Anke vermutet, dass es mir besser gehen wird, wenn ich auch die Plazenta geboren habe. Sie sagt auch, dass etwas gerissen ist und sie gleich überprüfen muss, ob wir das nähen müssen oder nicht. Ich gebe Ole zu Nils und Anke hilft mir dabei, den Mutterkuchen zu gebären. Ich esse einen Schokoriegel und trinke etwas – dazu bin ich während der gesamten Geburt noch nicht gekommen – und schon bald wird mein Körper wieder stabiler.

Langsam kehre ich wieder zurück in meinen Körper und die rauschhafte Energie verlässt mich wieder. Ich werde Tage und Wochen dafür brauchen, diese intensiven Stunden zu verarbeiten und immer und immer wieder davon erzählen. In diesem Moment weiß ich nur eins: Ich habe es geschafft. Ole geht es gut. Mir geht es gut. Ich bin so stolz. Ich lege Ole wieder auf meine Brust und Nils hält mich ganz fest. Und während Anke im Nebenzimmer Formulare ausfüllt, tun Nils und ich das, worauf wir uns seit Monaten freuen: Wir singen unserem Sohn sein allererstes Geburtstagslied, rufen unsere Familien mit den Worten „Ole ist da!” an und sehen ihn einfach nur an, unseren kleinen, perfekten Sohn, der ab sofort für immer zu uns gehört.


Die einzelnen Geburts-Phasen: Was passiert während der Geburt?


Von Eröffnungsphase bis Nachgeburt – die idealtypische Geburt hat verschiedene Phasen und Schwellen. © mathom/AdobeStock

Jede Geburt ist anders. Wie lange die einzelnen Phasen dauern und wie es sich anfühlt, kann nicht vorhergesagt werden und ist von Mutter zu Mutter und von Kind zu Kind völlig verschieden. Trotzdem gibt es eine Art idealtypischen Ablauf der natürlichen Geburt und es kann helfen, über die verschiedenen Phasen und Schwellen Bescheid zu wissen.

Genau wie in der Schwangerschaft arbeiten auch bei der Geburt Mutter und Kind als Team. Das Baby gibt den Startschuss für die Geburt, indem es die entsprechenden Hormone bei der Mutter auslöst. Während der Geburt muss es sein Köpfchen oft winden und drehen, um durch den verschachtelten Geburtskanal zu gelangen. Die Mutter hilft ihm dabei vor allem mit den Wehen, aber auch mit ihrer Wahrnehmung, Bewegung, Atmung, ihrem Tönen und Schreien. Für die meisten Frauen ist es unmöglich, sich selbst unter der Geburt vorzustellen. Lasst euch nicht verunsichern: Euer Körper weiß ganz genau, was er da tut und entwickelt eine unglaubliche Kraft und Intuition.

Die Eröffnungsphase

Während viele Frauen die ersten Senk- und Übungswehen Wochen vor der Geburt kaum bis gar nicht fühlen, werden die ersten richtigen Geburtswehen langsam, aber stetig intensiver. Jede einzelne Wehe treibt den Geburtsprozess weiter voran, denn mit jeder Wehe zieht sich die Gebärmutter zusammen und massiert so das Baby immer weiter nach unten. In der Eröffnungsphase drückt das Köpfchen des Kindes gegen den Muttermund, der sich dadurch langsam immer weiter öffnet. Diese Phase ist die längste der Geburt, wobei die Dauer von Frau zu Frau sehr unterschiedlich ist. Es kann sein, dass sie nur wenige Stunden dauert, sich vielleicht aber auch über mehrere Tage erstreckt. All das ist in Ordnung. Im Schnitt sind es bei Erstgebärenden acht bis vierzehn und bei weiteren Geburten sechs Stunden. Die meisten Frauen finden nach einigem Ausprobieren ihren eigenen Rhythmus und wissen intuitiv, wie sie mit den stärker werdenden Wehen umgehen können. Viele Frauen haben während der Eröffnungsphase Durchfall oder Erbrechen. Aber kein Grund zur Sorge: Der Körper macht dem Baby bloß genug Platz. Ist die Fruchtblase nicht schon vor Geburtsbeginn gesprungen, passiert dies meist gegen Ende der Eröffnungsphase.

Die Übergangsphase

In der Übergangsphase öffnen sich die letzten zwei Zentimeter des Muttermundes. Das Köpfchen des Babys muss sich nun richtig im Becken einstellen. Die Mutter kann ihrem Kind dabei helfen, indem sie sich bewegt und andere Haltungen ausprobiert. Es kommt häufig vor, dass die Mutter während der Übergangsphase zu zweifeln beginnt. Sie bekommt Angst und hat das Gefühl, es nicht zu schaffen. Sie möchte nach Hause, wird mutlos oder gereizt. Das ist ganz normal und bedeutet vor allem eines: Das Baby ist fast da! Jetzt ist es wichtig, die werdende Mutter zu unterstützen, ihr Mut zuzusprechen und besonders liebevoll zu sein, um sie bei ihrem Weg über diese schwierige Grenze zu unterstützen. Auch das schlichte Wissen um diesen Moment kann bei der Bewältigung helfen.

Die Austreibungsphase

Der Muttermund ist vollständig geöffnet und das Köpfchen des Kindes am Beckenboden angekommen. Von dort aus drückt es nach unten. Viele Frauen spüren diesen großen Druck und denken, sie müssten noch einmal die Toilette besuchen – fühlt sich ähnlich an, aber das hier ist das Baby! Die Mutter schüttet ein letztes Mal einen großen Schub Adrenalin aus, der ihr dabei hilft, das Kind durch den Geburtskanal zu schieben. Viele Frauen spüren den Fortschritt und empfinden es als befreiend, ihr Kind mit dem Druck der kräftigen Presswehen aktiv weiter nach unten schieben zu können. Irgendwann ist das Köpfchen in der Vagina sichtbar. Mit jeder Wehe wird ein Stückchen mehr geboren: Zuerst der Hinterkopf, dann die Stirn und dann das ganze Gesicht. Schließlich die Schultern und der Körper des Babys. Die Mutter hat es geschafft.

Die Nachgeburtsphase

Das Kind ist da. Alle atmen auf. Die Mutter begrüßt zum ersten Mal ihr Neugeborenes. In den nächsten Stunden wird die Plazenta geboren – das Organ, das sich in der Schwangerschaft gebildet und das Kind im Bauch ernährt hat. Ein paar Wehen lösen den sogenannten Mutterkuchen aus der Gebärmutter. Die Hebamme zieht ihn unterstützend an der Nabelschnur aus der Scheide heraus. Da die Plazenta im Vergleich zum Kind klein und weich ist, bereitet das keine Schmerzen. Nach der Geburt wird das Kind meist zum ersten Mal gestillt und abgenabelt. Nachwehen sorgen dafür, dass sich die Gebärmutter wieder zusammenzieht. Ein frühes Anlegen des Kindes verstärkt diesen Prozess. Die Mutter mit dem Neugeborenen und ihrer Begleitung bleiben nach der Geburt noch zwei Stunden, bei einer ambulanten Geburt vier Stunden, im Kreißsaal und alle haben Zeit, sich zu erholen, anzukommen und einander zu bestaunen.

 

Die Einkaufsliste für ein Baby ist lang. © Africa Studio/Adobe Stock

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Ängste bei der Geburt: Wissen, Schmerz- und medizinische Mittel helfen


Medizinischen Hilfsmittel, Schmerzmittel und Wissen können bei der Geburt helfen. © nataliaderiabina/AdobeStock

Eine Schwangerschaft besteht oft nicht nur aus Vorfreude, sondern auch aus Unsicherheiten und Ängsten, vor allem im Hinblick auf die Geburt. Der eigene Gesundheitszustand, Erzählungen anderer Mütter, dramatische Filmszenen, vorherige Geburtserlebnisse, Traumata, die Angst vor Schmerzen – all das und noch viel mehr kann die eigene Vorstellung von Geburt prägen. Viele wünschen sich eine natürliche Geburt, sind aber unsicher, ob sie das „schaffen“ werden. Andere können oder wollen nicht anders gebären als mit Hilfe von medizinischer Unterstützung.

Jede Frau sollte selbst entscheiden können, ob und vor allem unter welchen Umständen medizinische Eingriffe für sie infrage kommen oder nicht und mit Hebammen und Ärzt:innen über ihre individuelle Situation sprechen. Hierfür kann es hilfreich sein, schon in der Schwangerschaft über die Vorteile, aber auch Folgen und Konsequenzen jedes Eingriffs aufgeklärt zu werden. Um euch einen ersten Überblick zu verschaffen, stellen wir euch einige Schmerzmittel und medizinische Hilfsmaßnahmen vor.

Massagen

Viele Frauen nehmen den Wehenschmerz während der Geburt im unteren Rücken wahr. Vor allem die Kreuzbeinmassage hat sich deshalb bewährt. Dabei ist die Technik ganz leicht: Oft lindert schon ein gleichmäßiger Druck oder ein Kreisen auf der entsprechenden Stelle den Schmerz und entspannt die Gebärende. Eine wunderbare Aufgabe für Geburtsbegleiter:innen, da sie auch schon vor der Geburt geübt werden und sehr wohltuend sein kann.

Wärme

Eine Wärmflasche auf dem Rücken oder ein warmes Bad kann ebenfalls angenehm sein. Unter Wärmeeinfluss scheinen die Pausen zwischen den Wehen etwas länger anzudauern und so die Gebärende zu entlasten. Auch deshalb entscheiden sich viele Frauen für eine Wassergeburt.

Lachgas

Lachgas wird über eine Maske eingeatmet und wirkt entspannend. Anders als der Name vermuten lässt, kommt es dabei nicht zu überschwelligen Lachanfällen. Die Gebärenden beschreiben die Wirkung eher als Dämpfung der Schmerzen, ähnlich wie bei leichtem Alkoholgenuss. Das Tolle daran ist, dass die Gebärende die Dosierung selbst steuern kann und die Wirkung beinahe sofort eintritt. Manchen Frauen wird von Lachgas etwas übel. Ansonsten sind weder bei der Frau noch beim Kind Nebenwirkungen zu erwarten, da die Halbwertszeit des Medikaments nur circa drei Minuten beträgt.

PDA

Die Periduralanästhesie, kurz PDA, ist eine Narkosetechnik und sorgt dafür, dass Bauchraum und Geburtskanal unter der Geburt fast schmerzfrei sind und die Frau trotzdem bei vollem Bewusstsein bleibt. Hierfür wird der Gebärenden unter lokaler Betäubung ein schmaler Katheter in den Bereich zwischen die Wirbel und den Rückenmarkskanal eingesetzt, über den dann das Schmerzmittel gegeben und für die richtige Dosierung jederzeit nachjustiert werden kann. Viele Frauen halten sich die Option für die PDA frei und entscheiden bei der Geburt selbst, ob sie sie einsetzen möchten. Wenn sich der Muttermund aber bereits acht bis neun Zentimeter geöffnet hat, ist es in der Regel zu spät für eine PDA, da sie Wehen hemmend wirkt.

Dennoch bringt so ein Eingriff auch Konsequenzen mit sich, über die man sich im Klaren sein sollte: Die Geburtsschmerzen sind nicht mehr fühlbar – das klingt erst einmal himmlisch. Allerdings braucht das Kind trotzdem noch die Hilfe der Mutter in Form von Mitdrücken, um den Weg durch den Geburtskanal zu schaffen. Ohne Gefühl fällt es den Frauen manchmal schwerer, die nötige Kraft aufzubringen. Außerdem können eine längere Geburtsdauer, Blutdruckabfälle der Mutter und ein Ausbleiben der Blasenfunktion während der Geburt unter PDA vorkommen. In diesen Fällen kommt neben der PDA auch eine Tropfinfusion, ein CTG-Schreiber oder ein Urinkatheter zum Einsatz. Diese Geräte und die betäubende Wirkung des Medikamentes können dafür sorgen, dass die Gebärende sich eingeengt fühlt.

Kaiserschnitt

Bei einem Kaiserschnitt verändert sich der Ablauf der Geburt am stärksten: Das Baby wird nicht durch den Geburtskanal, sondern durch einen Schnitt in Bauchdecke und Gebärmutter zur Welt gebracht. Meist wird hiefür keine Vollnarkose, sondern eine PDA angewendet, sodass die Frau die Operation nicht spürt, aber dennoch bei vollem Bewusstsein bleibt, um die Geburt aktiv zu erleben. Für Frauen, die – aus welchen Gründen auch immer – keine vaginale Geburt erleben können, ist diese Operation ein Segen, denn so können das Leben von Mutter und Kind geschützt werden.

In manchen Kliniken wird auf Wunsch die sogenannte „Kaisergeburt“ durchgeführt. Hierbei wird der operative Geburtsverlauf nicht verändert, aber verlangsamt. Der Sichtschutz wird etwas gesenkt, damit die Eltern die Ersten sein können, die das Gesicht ihres Babys erblicken. Nachdem die Lunge des Babys abgesaugt wurde, bekommt die Mutter ihr Neugeborenes sofort, noch bevor es abgenabelt wird, auf die Brust gelegt. Diese Methode stärkt die Eltern-Kind-Beziehung und die psychische Stabilität der Mutter.

Unterstützung und Zuspruch

Vor allem bei Neugeborenen nach geplanten Kaiserschnitten werden manchmal Anpassungsprobleme beobachtet. Vermutlich deshalb, weil der Übergang zwischen der warmen, engen Gebärmutter und der kalten, hellen Welt für das Baby im Vergleich zur vaginalen Geburt sehr plötzlich erfolgt. Im Schnitt dauert es nur zwei bis vier Minuten, bis die Gebärmutter geöffnet ist. Nach einem Kaiserschnitt kann es deshalb sein, dass sich die Mutter-Kind-Bindung langsamer aufbaut, weshalb am besten sofort und ausgiebig gekuschelt werden darf und sollte.

Wie bei jedem chirurgischen Eingriff gibt es auch bei einem Kaiserschnitt das Risiko von Komplikationen und Wundinfektionen. Manche Frauen berichten, dass sich die fehlenden Schmerzen bei der Geburt stattdessen in die Zeit danach verschieben. Diese ist für Frauen nach einem Kaiserschnitt oft mit mehr Belastungen verbunden als nach einer unkomplizierten Spontangeburt. Es kann sein, dass die Mutter erst nach einigen Tagen schmerzfrei aufstehen kann und es ihr wegen der Wundschmerzen schwerer fällt, ihr Kind zu versorgen. Frische Mamas nach einem Kaiserschnitt haben deshalb besonders viel Unterstützung und Zuspruch verdient.

 

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Hormone bei der Geburt machen mutig und stark

Unter der Geburt sorgt das Zusammenspiel von Oxytocin, Adrenalin und Endorphinen für das Gelingen dieser übermenschlichen Aufgabe. Der Wehenschmerz signalisiert dem Körper „Stress“, woraufhin dieser das Stresshormon Adrenalin produziert. Das gibt Kraft. Gleichzeitig werden Oxytocin und Endorphine ausgeschüttet, die wie körpereigenes Schmerzmittel wirken und die Wehen – und damit die Geburt – in Gang halten.

Oxytocin ist hierbei das ausschlaggebende Hormon. Es hat neben den körperlichen auch emotionale Auswirkungen, die für das Verhalten unter der Geburt wichtig sind: Es macht mutig und stärkt den Zugang zum eigenen Instinkt, der weiter geöffnet ist als jemals zuvor. Unter diesem Rausch nimmt die Mutter ihr frisch geborenes Baby zum ersten Mal in Empfang, berührt es und der Hautkontakt hält den Oxytocinrausch aufrecht, was sowohl Mama als auch dem Neugeborenen hilft und die Bindung zwischen ihnen stärkt.

Zahlen, Daten, Fakten! In unserem Klinikführer geben wir euch einen Überblick zum Angebot an Geburtskliniken in Köln, Bonn und dem Umland. Von der Ausstattung der Kreißsäle über die Hebammenbetreuung bis zu den begleitenden Angeboten vor und nach der Geburt – wir haben die Krankenhäuser befragt, um euch die Suche nach der richtigen Klinik zu erleichtern. Oder soll es vielleicht doch lieber ein Geburtshaus sein? Ergänzend bekommt ihr hier auch Informationen zu den beiden Geburtshäusern in Köln und Bonn.