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Medien

Kinderbücher zum Thema psychische Erkrankungen

Anne Caroline Ernst · 08.02.2023

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© Halfpoint/AdobeStock

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Lange Zeit gehörten psychische Erkrankungen zu den Tabuthemen unserer Gesellschaft. Das hat es sowohl den Betroffenen als auch ihren Angehörigen erschwert, offen darüber sprechen zu können. Mittlerweile ist der Bereich unserer seelischen Gesundheit jedoch im Alltag und in den Medien um einiges präsenter geworden. Umso wichtiger ist es also, auch schon die Jüngeren bei diesem Thema altersgerecht aufzuklären. Die nachfolgende Auswahl an Kinderbüchern kann dabei helfen.


Wie erklärt man Kindern psychische Erkrankungen?

Dass nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche eines Menschen erkranken kann und daraufhin einer entsprechenden Behandlung bedarf, ist in den letzten Jahren zunehmend in den öffentlichen Raum der Gesellschaft vorgedrungen. So wurde beispielsweise besonders während der Corona-Pandemie sichtbar, dass Kinder den verschiedenen Belastungen in ihrem familiären Umfeld unmittelbar ausgesetzt sind, diese mit (er-)tragen müssen oder teilweise selbst an psychischen Erkrankungen leiden.

Unsere folgende Zusammenstellung von Büchern soll gleichzeitig als Anregung und Hilfe dienen, um Kinder früh genug und frei von Tabus für Erkrankungen dieser Art zu sensibilisieren und um ihnen vor allem entsprechende Auswege und Hilfsangebote aufzuzeigen. Vor diesem Hintergrund haben wir uns für eine Auswahl an Geschichten entschieden, die Depressionen, Suchterkrankungen, Angststörungen, Essstörungen und Psychosen behandeln und die dabei sowohl erkrankte Eltern als auch erkrankte Kinder in den Blick nehmen.


Sonnige Traurigtage

Ein Kinderfachbuch für Kinder psychisch kranker Eltern

Die neunjährige Mona mag die „Sonnigtage“, an denen sie und Mama lesend und kuschelnd zusammen im Garten sitzen und einfach nur glücklich sind. Doch Mama hat auch ihre „Traurigtage“, an denen sie so erschöpft und niedergeschlagen ist, dass sie nicht einmal an die Tür gehen kann. An diesen Tagen muss sich Mona immer um alles kümmern: um das Einkaufen, Aufräumen, Kochen – und auch um Mama.
In Schirin Homeiers Buch wird die schwierige Thematik psychischer Erkrankungen für Kinder gut verständlich erklärt, sowohl durch die klare Sprache als auch durch die ansprechenden, in einem kindlichen Stil gehaltenen Illustrationen. Darüber hinaus hat das Buch einen interaktiven Charakter, beispielsweise durch freie Textfelder zum Ausfüllen, und lädt so dazu ein, einmal in sich hineinzuhorchen und sich dem Thema schrittweise anzunähern. Besonders hilfreich ist der im Buch enthaltene Ratgeber, der Kindern und Eltern zahlreiche Hilfestellungen für den Umgang mit einer entsprechenden Erkrankung gibt.

ab 8 Jahre
Schirin Homeier
Mabuse-Verlag
28,00 €

Papas Seele hat Schnupfen

ein Bilderbuch über Eltern mit Depression

Dieses mehrfach preisgekrönte Kinderbuch erzählt die Geschichte von Nele, die in der kunterbunten Welt des Zirkus aufwächst, da ihre Familie zu den besten Seilartisten der Welt gehört. Doch Nele bemerkt, dass ihr Papa nicht mehr so ist wie früher: Er ist oft sehr still und traurig und dann muss er in der großen Manege sogar weinend seinen Auftritt abbrechen. Der Dumme August erklärt Nele, dass die Seele von ihrem Papa krank geworden ist – und solche Krankheiten brauchen lange, um zu heilen.
Claudia Gliemann bringt in ihrem Buch alle Gefühle zur Sprache, die sich bei Kindern psychisch erkrankter Eltern im Inneren abspielen, von Mitleid über Sorge bis hin zu Scham und Wut. Durch die leicht verständliche Sprache und die stimmungsvollen Bilder lässt das Buch uns unmittelbar daran teilhaben, dass selbst große Manegenstars sich manchmal ganz klein fühlen und liebevolle Unterstützung benötigen.

Für dieses Buch existiert auch ein umfangreiches Angebot an weiterführenden Materialien für den Schulunterricht.

Ab 6 Jahre
Claudia Gliemann
Monterosa Verlag
19,80 €

Mamas Püschose

Kindern Psychose erklären

Kim fällt auf, dass ihre Mama seit einiger Zeit ziemlich komische Dinge tut: Sie wirkt sehr unruhig und kann kaum stillsitzen, versteckt sich manchmal hinter parkenden Autos, macht ihr Handy kaputt oder erzählt Tante Nina am Telefon, dass sich alle gegen sie verschworen haben. Was meint Mama bloß damit? Kim macht sich allmählich große Sorgen und versteht nicht, was mit Mama los ist. Zum Glück hat Papa eine Idee, wo Mama Hilfe bekommen kann, damit sich jemand um ihre „Püschose“ kümmert.
Dieses Buch thematisiert die Ratlosigkeit von Kindern, die miterleben, wie ihre Eltern sich durch Psychosen plötzlich verändern, und zeigt dabei fachkompetent auf, wie Betroffene unterstützt und behandelt werden können.

Ab 5 Jahre
Karen-Susan Fessel
BALANCE Buch + Medien Verlag
17,00€

Flaschenpost nach Irgendwo

Ein Kinderfachbuch für Kinder suchtkranker Eltern

Eigentlich findet Mark, dass er einen tollen Papa hat: Einen, der ihm die Matheaufgaben erklärt, der ihn auf der Schaukel anschubst und der sogar mit ihm zusammen einen Wettbewerb beim Schulfest gewinnt. Aber in letzter Zeit streiten Marks Eltern oft, sein Papa vergisst wichtige Familientermine und trinkt außerdem zu viel Alkohol. Außerdem wird die Stimmung in der Familie spürbar aggressiver. Weil Mark niemandem seine Sorgen anvertrauen kann, beschließt er, eine Flaschenpost zu verschicken. Und endlich scheint eine Nachbarin darauf aufmerksam zu werden, wie ernst die Lage in der Familie ist.
Dieses liebevoll illustrierte Kinderbuch behandelt feinfühlig die Überforderungssituation von Kindern, die in Familien mit Suchtproblematik aufwachsen und bestärkt sie darin, sich Hilfe zu holen.

8-9 Jahre
Schirin Homeier, Andreas Schrappe
Mabuse-Verlag
28,00 €

Molly und das große Nichts

Ein Kinderbuch über Leben und Nicht-leben-Wollen

Dass von Depressionen bis hin zu Suizidgedanken keineswegs nur Erwachsene, sondern bereits Kinder betroffen sein können, veranschaulicht dieses Buch von Anna Sophia Backhaus. Über den Weg von vielen Sinneswahrnehmungen entfaltet die Geschichte eine besonders intensive und ausdrucksstarke Wirkung. So erzählt die Hauptfigur Molly von den schönen Erinnerungen, Gerüchen, Farben und Geschmäckern ihrer glücklichen Kindheit, die alle zunehmend zu verblassen scheinen, bis Molly schließlich gar nichts mehr fühlen kann.
Auf diese Art bietet das Buch einen Gesprächseinstieg, durch den die Sprachlosigkeit über empfundene innere Leere leichter überwunden werden kann. Und ebenso wie die Farben schlussendlich wieder in Mollys Leben zurückkehren, befinden sich im Anhang des Buchs auch weiterführende Informationen für Erwachsene zu bestehenden Therapiemöglichkeiten.

8-12 Jahre
Anna Sophia Backhaus

BALANCE Buch + Medien Verlag
17,00 €

Die Hungerwolke

Ein Kinderfachbuch über Essanfälle

Die achtjährige Mona wird regelmäßig von furchtbaren Essanfällen überwältigt, obwohl sie eigentlich gar nicht hungrig ist, und es will ihr einfach nicht gelingen, diese zu kontrollieren. Indem sie sich heimlich mit Unmengen von Süßigkeiten vollstopft, versucht sie nämlich, sich über all ihre Sorgen hinwegzutrösten – doch meistens fühlt sie sich danach noch viel schlimmer als vorher. Außerdem scheinen sich Monas Probleme dadurch eher zu vergrößern: In der Schule wird sie gemobbt, weil sie etwas mollig ist, und auch ihre Mama findet, dass sie zu dick wird.
Dieses Kinderbuch aus dem Mabuse-Verlag verdeutlicht sehr einfühlsam die komplexen Zusammenhänge zwischen Essstörungen, verdrängten Gefühlen, Body-Shaming und dem eigenen Selbstwertgefühl und bietet auf diesem Weg einen Zugang an, die Ursachen von Emotionalem Essen besser verstehen zu können.

ab 6 Jahren
Milena Tebiri, Paula Kuitunen, Stefan Hetterich
Mabuse-Verlag
24,00 €

Thea und die Dornen

ein Bilderbuch über Angststörungen

In diesem Bilderbuch erzählt Thea von den dornigen Ranken, die sie in ihrem Bauch wachsen spürt, sobald sie vor etwas Angst hat: vor einer Spinne, im Schwimmunterricht oder wenn sie mit fremden Leuten sprechen muss. Thea merkt, wie sehr sie durch ihre Ängste im Alltag eingeschränkt wird und wie kräftezehrend das ständige Ankämpfen dagegen ist. Doch sie hat eine mitfühlende Lehrerin, die gemeinsam mit ihr herausfinden möchte, woher diese Dornen eigentlich kommen – und die sie auf die Idee bringt, dass sich lästige Dornen doch sicher auch wieder durchschneiden lassen.
Die farbenfrohen Illustrationen dieses Kinderbuchs, die auch den besonderen Charme dieser Geschichte ausmachen, verbildlichen Ängste und Angststörungen treffend in Gestalt der wuchernden Pflanzen. Dadurch werden diese nicht nur verständlicher, sondern letzten Endes auch besiegbar gemacht.

Ab 10 Jahren
Maude Nepveu-Villeneuve, Sandra Dumais
Midas Verlag
15,00 €

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