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„Ich habe eigentlich eine Aversion dagegen, Kindermusiker zu sein.“

Golrokh Esmaili · 23.03.2021

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© Steffen Jaenicke

© Steffen Jaenicke

Wir haben mit dem Berliner Musiker Bummelkasten über seine Musik und das Genre „Kindermusik“ gesprochen.

KÄNGURU: Zuerst einmal, wie geht es dir als Musiker in diesen verrückten Zeiten und den aktuellen Bedingungen?

Bummelkasten: Als Musiker schlecht. Als Mensch – geht so.

Arbeitest du an einer neuen Platte oder fällt es dir gerade schwer, optimistisch in die Zukunft zu blicken?

Die Titelliste ist schon fertig. Aber an der Umsetzung hapert es. Da gibt es gerade ein großes Wechselspiel aus Zuversicht und Zweifel, zu viel Zeit und zu wenig Zeit. Keine Ahnung, ob die momentane Situation daran schuld ist. Ich bin eigentlich immer in einer „momentanen Situation“. Der Name Bummelkasten kommt ja nicht von ungefähr. „Wegen Corona“ wäre doch eigentlich ein guter Albumtitel, oder?

Warum ist Musik für Kinder wichtig?

Du meinst, warum Musik für Menschen wichtig ist? Keine Ahnung. Hat, glaube ich, was mit Ausdrucksfähigkeit, Ekstase, Selbstvergessenheit, Lust am Klang, Schwingungen, Kommunikation und Bildung zu tun … Oder meinst du „Musik für Kinder“ als Genre? Es gibt ja solche und solche Kindermusik und vor allem gibt es solche und solche Kinder. Ich bilde mir ungern ein, was jetzt kindgerecht und wichtig für Kinder sein soll und was nicht.

Wenn Du einen Song komponierst, denkst Du dann schon an deine Zielgruppe?

Ich versuche einen Song so zu machen, dass er nachhaltig auf verschiedenen inhaltlichen, musikalischen oder humoristischen Ebenen unterhält und man – völlig unabhängig davon, ob man Kind ist oder Kinder hat – einen Zugang dazu findet. Das Dogma Kindermusik törnt einen Großteil der erwachsenen Musikliebhaber – auch viele Eltern – verständlicherweise ab. Nicht nur wegen des schrecklichen Zeugs, dass viele damit verbinden. Der Begriff grenzt ja von Natur aus aus. Kindermusik kann noch so cool, modern und lustig sein. Am Ende bleibt es Kindermusik: Musik, die ich vielleicht gerne mit meinen Kindern zusammen höre, die gut ins Ohr geht und irgendwie auch ganz witzig oder schön sein kann, aber die ich als Erwachsener alleine nicht wirklich ehrlich bewundern kann, weil es nun mal Kindermusik ist und ICH erwachsen bin. Das macht die Sache so interessant.


© Steffen Jaenicke

Ich habe eigentlich eine Aversion dagegen, Kindermusiker zu sein, spiele aber trotzdem damit, dieser Schublade in irgendeiner Form gerecht zu werden, dabei die Grenzen auszuloten und Eltern zu überraschen. Dazu muss ich keine extra frechen, rebellischen oder wortwitzigen Texte schreiben, sondern einfach generell aus der Norm ausbrechen, auch als Typ. Ich könnte jetzt sagen, wie wichtig es ist, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen mehr zuzumuten, oder dass ich viel Wert auf Sprachförderung und musikalische Diversität lege, oder dass ich die Bindung zwischen Eltern und Kindern stärken möchte. Aber mich nervt dieses Gefasel, weil ich mich dann wieder viel zu sehr als Kindermusiker fühle. Deshalb sage ich lieber: Ich mache Musik so, dass ich Geld damit verdienen kann und dabei meinen eigenen künstlerischen Anspruch nicht verliere.

Bist du selbst in einer musikalischen Familie aufgewachsen?

Mama hat als Kind im Kinderchor der Staatsoper gesungen und singt als Pfarrerin auch heute noch viel und gerne, nicht nur Kirchenmusik. Papa ist Tischlermeister und – bis auf ein bisschen Gitarre und Flöte – eher unmusikalisch. Aber bei lauter Musik von Jimi Hendrix ging er immer richtig ab, hat gesungen, getanzt und die Augen geschlossen. Ich glaube, meine Eltern sind, bevor wir da waren, sehr viel zu Live-Konzerten gegangen. Später haben sie mich auf meinem musikalischen Weg mit Klavierunterricht oder dem Kauf eines Schlagzeugs unterstützt bzw. einfach machen lassen und sich meistens gefreut, was da so rauskam.

Was macht Musik mit dir und deiner Seele?

Sie führt zu teils kontrollierten und teils unkontrollierten Bewegungen. Ich mag Bewegung.

Machst du wirklich alles alleine? Musik, Text, Bild?

Das Produzieren und Ausdenken der Musik mache ich komplett alleine. Auch ein paar grafische Gestaltungen und Videoschnitt übernehme ich. Als Autodidakt kann man sich überall reinfuchsen. Aber in einigen Dingen brauche ich natürlich Hilfe, vor allem am Set und in der Vorbereitung meiner Videos. Da habe ich einige begabte Freunde. Bei Vielem hilft mir zum Beispiel Eva, die Dame mit der Saftpresse aus dem Video „Bestellt“.


© Janek Grahmann

Was ist dein ganz persönlicher Lieblingssong deiner eigenen Musik?

Das ändert sich je nach Stimmung oder Betrachtungsweise. „Wandern“ finde ich ziemlich konstant bleibend gut. Der Rest kann manchmal sehr nervtötend sein. „Chronisch Euphorisch“ zum Beispiel. Den Song höre ich mittlerweile echt ungern.

Was hörst du persönlich gerne für Musik?

Erwachsenenmusik.

Was begeistert dich auf deinen Konzerten am meisten?

Die konzentrierte und euphorische Atmosphäre. Die Kids sind teils sehr ausgelassen und teils sehr reserviert. Man merkt, dass – neben den Liedern, die alle laut mitsingen und dem ganzen anarchischen Abriss, der am Ende eines Konzertes passiert – auch eine gewisse Zurückhaltung und Faszination im Raum liegt. Natürlich freut mich vor allem das Grinsen und Lachen der Eltern im Hintergrund, vor allem, wenn es nicht nur höflich klingt.

Wenn du kein Musiker geworden wärst, was wärst du dann geworden?

Warte, da müsste ich mal kurz in eines unserer unendlichen Paralleluniversen gucken … Ah hier … Kommissionierer bei Edeka!

Vielen Dank für das Gespräch!

Der Bummelkasten versorgt seine kleinen und großen Fans seit 2012 als Ein-Mann-Band mit Ohrwürmern. 2017 erschien sein Debütalbum „Irgendwas Bestimmtes“ auf CD, als Download und schließlich auch als Tonie-Figur. Die eigenproduzierten Musikvideos zu seinen Songs veröffentlicht der Berliner Musiker auf seinem YouTube-Kanal.

www.bummelkasten.de