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Kolumne

Lass los, lass nicht los

Frau Karli · 20.09.2022

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© Mediteraneo/AdobeStock

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oder: Ein Hoch auf den Donut

No, no, no! Das Klamotten- und Spiele-Archiv breitet sich in meinem Büro aus, in der Küche haben sich absurde Ablageflächen eingebürgert, in der Diele sammeln sich immer wieder Objekte von fragwürdiger Herkunft und Zweckmäßigkeit. Kurz: Unsere Wohnung hatte schon länger keine Verdauung mehr. Deshalb haben unsere Große und ich ein ganzes Wochenende damit verbracht, unser Hab und Gut nach strengen Kriterien zu selektieren und auf dem Flohmarkt der Kreislaufwirtschaft zuzufügen.

Eine Kreislaufwirtschaft ist ein regeneratives System, in dem verantwortungsvoll mit Ressourcen umgegangen wird – ein System, das auf nachhaltige Produktionsprozesse, auf Wieder- und Weiterverwendung setzt. Angesichts der planetaren und sozialen Grenzen ist es auch dringend angezeigt, die Material- und Verbrauchsflüsse so zu gestalten, dass noch Raum für ein halbwegs zivilisiertes Leben bleibt. Und das wirtschaftswissenschaftliche Konzept beschreibt ein Phänomen neu, das früher gelebte Praxis war: Bevor sich unsere heutige Wegwerfgesellschaft etablierte, war das Kreislauf-Denken in den traditionelleren Wirtschaftsformen und auch bei unseren Müttern und Großmüttern gang und gäbe. Anschaffungen wurden nicht für die einmalige Nutzung getätigt, Materialien wiederverwendet, Nebenprodukte weiterverarbeitet. Vor zehn Jahren verlieh die britische Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth mit der sogenannten „Donut-Ökonomie“ dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft ein griffiges Bild für den öffentlichen Diskurs.

Wir haben am Wochenende jedenfalls alles gegeben, um auch in unserem Mikrokosmos dem Donut zu huldigen. Wir packten Tüten und Kisten für verschiedene Freunde und Nachbarn. Schätzten Restwerte, die wir dann später auf dem Flohmarkt gnadenlos selbst unterboten. Betrachteten viel zu lange und ausgiebig alte Bilder und Fotos. Stritten, stritten, stritten und warfen uns gegenseitig Sentimentalität, Stillstand und Chaotentum vor. Schmissen fort, was wirklich und wahrlich nicht mehr zu gebrauchen war. Am Ende war die Tochter dann doch froh, dass ich nicht immer so gut im Loslassen war: In lange aufbewahrten Kisten und Koffern fanden wir etliche Fehlkäufe und Ex-Lieblingsteile von mir, die ihr fabelhaft stehen. Womit sich auch wieder ein kleiner Kreis schließt.


© John Krempl/photocase.com

Frau Karli lebt zusammen mit ihren beiden Töchtern und ihrem Mann, der zugleich ihre Jugendliebe ist, in freundlichen Verhältnissen irgendwo im Raum Köln. Sie beherrscht das gesamte Alphabet, hält herzlich wenig von medialer Freizügigkeit und kann alle Familienmitglieder am Duft ihrer Stirn erkennen.

In jeder KÄNGURU-Ausgabe und online: Kennt ihr schon alle Frau-Karli-Texte?

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