Gesundheit
Zecken können es in sich haben!
Anja Janßen · 17.05.2021
zurück zur ÜbersichtZecken sitzen vornehmlich im hohen Gras von März bis Oktober oder November. / Foto: Pexels
Anders als der lang geglaubte Mythos warten Zecken nicht in Bäumen auf ihr nächstes Opfer – die kleinen Blutsauger sitzen vornehmlich im hohen Gras. Wer Pech hat, streift beim Hindurchgehen eine Zecke ab. Auf diesem Weg gelangen die Parasiten an den Körper, wo sie sich über den Zeckenstich – umgangssprachlich auch Biss genannt – eine Blutmahlzeit verschaffen.
Hirnhautentzündung und Borreliose
Zecken können über ihren Speichel Krankheitserreger übertragen, darunter die FSME-Viren. Diese verursachen eine Erkrankung mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber und bei einem Teil der Patienten eine Hirnhautentzündung – die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Ein großer Teil der Patienten zeigt nach einer Infektion allerdings überhaupt keine Anzeichen für eine Erkrankung. Eine Impfung schützt vor FSME-Viren und sollte vor einem Urlaub in Risikogebieten wie Österreich oder Bayern durchgeführt werden. Eine genaue Übersichtskarte mit gefährdeten Regionen veröffentlicht jährlich das Robert-Koch-Institut.
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Die Bakterien der Lyme-Borreliose werden in Europa am häufigsten durch Zecken übertragen. Die infizierten Parasiten können überall auftreten, besonders kritische Gegenden gibt es nicht. Die Krankheit zieht vielfältige Symptome nach sich und kann verschiedene Organe, die Haut, das Nervensystem und die Gelenke betreffen. Bis zum Ausbruch vergehen in manchen Fällen Jahre.
Nicht jede Zecke ist infiziert
Ein Zeckenstich kann somit unangenehme Folgen haben. Doch nicht jede Zecke ist potenziell gefährlich. In den Risikogebieten ist nur ein geringer Teil der Blutsauger mit FSME-Vieren infiziert. Die Bakterien der Borreliose tragen etwa fünf bis 35 Prozent der Zecken in sich. Da aber die Möglichkeit einer Krankheitsübertragung besteht, sollte das Thema ernst genommen werden. „Wenn Kinder ohne entsprechende Kleidung durchs hohe Gras gelaufen sind, sollten Eltern sie abends untersuchen", empfiehlt Sven Feddern vom Gesundheitsamt Köln. Um die Krabbeltiere aufzuspüren, muss auch zwischen den Zehen und den Fingern, unter den Achseln, in der Pofalte und hinter den Ohren nachgesehen werden. Wer eine Zecke entdeckt, sollte am besten direkt handeln.
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Zecke gefunden – Was nun?
Drei Fragen an Sven Feddern, Kinder- und Jugendarzt beim Gesundheitsamt in Köln.
1. Dürfen Eltern sich zutrauen, eine Zecke selbst zu entfernen, oder sollten sie das lieber einem Arzt überlassen?
Sven Feddern: Es spricht nichts dagegen, eine Zecke selbst zu entfernen. Wichtig ist, dass man sie nicht mit Öl beträufelt. Öl verschließt die Atemwege der Zecke, die dann erstickt und sich zuvor übergibt. Durch das Erbrechen können dann Bakterien der Zecke in den Körper gelangen.
2. Wie entferne ich eine Zecke richtig?
Am besten lässt sich die Zecke mit Hilfe einer Zeckenzange, einer Zeckenschlinge oder einer normalen Pinzette entfernen. Die Zecke sollte man nicht herausdrehen, sondern gerade nach oben herausziehen. Die Pinzette setzt man dazu nahe der Haut, im Bereich des Kopfes der Zecke an. Stecken noch Überreste der Beißwerkzeuge in der Haut, stößt der Körper diese mit der Zeit ab – ähnlich wie bei einem Splitter. Die Stelle sollte desinfiziert und gut beobachtet werden.
3. Wann macht ein Zeckenstich Probleme?
Eine lokale Rötung kurz nach dem Zeckenbiss und direkt nach dem Entfernen ist normal. Eltern sollten einen Arzt aufsuchen, wenn sich nach einer Woche um den Stich herum eine Wanderröte ausbreitet, die zunächst den Umfang eines 2-Euro-Stücks hat und dann größer wird, während die Haut in der Mitte blasser wird. Klagt das Kind verstärkt über Kopfschmerzen, Schwindel oder Gangstörungen, könnten das Anzeichen für eine Borreliose sein und das Kind sollte ebenfalls zum Arzt. Häufig kommt es bei der Borreliose auch zu einer halbseitigen Gesichtslähmung, die sich aber durch ein entsprechendes Gesichtsmuskeltraining zurückbildet.