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Gesundheit

Weg mit dem Schnuller!

Anja Janßen · 30.05.2014

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Manche kriegen nicht genug vom Schnullern. © iStockphoto Lidernia

Manche kriegen nicht genug vom Schnullern. © iStockphoto Lidernia

Manche Kinder haben überhaupt kein Interesse am Schnuller, andere können nicht ohne ihn. Experten sind sich einig: Schnuller ist OK, es kommt nur darauf an wie lange ein Kind ihn benutzt.

Die gute Nachricht ist: Der Schnuller hat seine Daseinsberechtigung und ist kein Grund zur Panik. Schon in längst vergangenen Kulturen haben Kinder genuckelt, beispielsweise an speziell dafür befüllten Leinensäckchen. Und faszinierende Ultraschallbilder zeigen Föten, die bereits im Mutterleib am Daumen nuckeln. Das Saugen ist in erster Linie eine lebensnotwendige Funktion. Darüber führt sich das Kind die Muttermilch zu, ist anschließend satt und zufrieden. Frühchen bekommen im Krankenhaus sogar gezielt den Schnuller, um diesen lebenswichtigen Saugreflex zu trainieren. Ein weitere Effekt des Nuckelns: Das Kind beruhigt sich bei Unwohlsein, Stress oder in frustrierenden Situationen.

Exzessives Schnullern kann die Zähne verschieben

Nuckeln Kinder jedoch zu viel und zu lange, kann das Folgen für Zähne und Kiefer haben. Besonders typisch ist der offene Biss, eine Lücke zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen – auch „Schnullertor“ genannt. Außerdem verhindert ein Sauger im Mund, dass die Zunge an den Gaumen gelangt. Doch eigentlich soll sich die Zunge des Kindes mit der Zeit nach oben orientieren und später leicht am Gaumen anliegen. So übt sie beim Schlucken Druck aus – was den noch weichen Gaumen des Kindes weitet. Kann die Zunge ihre formende Kraft nicht ausreichend ausüben, weil ein Schnuller im Weg ist, bleiben Gaumen und Oberkiefer in der Folge eng.

Heißt im Klartext: Mit dem Schnuller ist es wie mit dem Fernseher und den Süßigkeiten. Allzu viel kann unerwünschte Folgen haben. Also lieber nur sporadisch Nuckeln. Dauernuckeln oder Sprechen mit Schnuller sind Tabu. Und ein Ersatz für Trost und Nähe ist der Schnuller auch nicht. Im Interesse von Zähnen und Kiefer sollte der Schnuller demnach rechzeitig verschwinden. Doch wann ist dieser Zeitpunkt?

Kieferorthopäden und Logopäden beraten

Viele Kinderärzte empfehlen den Schnuller für das erste Lebensjahr, da er vor dem plötzlichen Kindstod schützen soll. Doch nicht selten verlangen Kinder länger danach. „Aus kieferorthopädischer Sicht sollte dann auf den Schnuller nach Möglichkeit spätestens mit dem dritten Geburtstag verzichtet werden“, sagt Eric Kutschera, Oberarzt  der Poliklinik für Kieferorthopädie an der Uniklinik Bonn.  Bis dahin können leichte Fehlstellungen und –funktionen noch gut von selbst zurückgehen. Wenn Kinder den Schnuller allerdings noch bis in die Zeit der bleibenden Zähne nehmen, kann das später eine kieferorthopädische Behandlung bedeuten.

Keine Dauerlösung

Leuchtet ein, doch jedes Kind hat seine eigene psychische Struktur und ist in sein ganz spezielles Familiensystem eingebunden. Die einen können sich besser vom Schnuller lösen, die anderen weniger schnell. Der Psychologe Ingo Baatz, Leiter des Zentrums für Frühbehandlung und Frühförderung Köln-Kalk hält sich deshalb mit Altersgrenzen zurück.  „Man muss immer das einzelne Kind betrachten“, sagt Baatz. „Braucht ein dreijähriges Kind noch den Schnuller zum einschlafen, würde ich nicht strikt davon abraten – vorausgesetzt die Eltern gehen reflektiert mit dem Schnuller um.“

Worin sich also alle Experten einig sind: Eine Dauerlösung ist der Schnuller nicht. Sind Eltern unsicher wann und wie sie ihr Kind entwöhnen sollen, können sie sich beraten lassen beispielsweise von Kieferorthopäden oder Logopäden. Am Ende müssen sie wohl selbst entscheiden, welchen Zeitpunkt sie für den richtigen halten. Wichtig ist nur, sich bewusst zu entscheiden und mögliche Folgen im Blick zu haben.

Interview zum Thema Schnuller

Wie Eltern bei der Entwöhnung vom Schnuller vorgehen können, erklären der Psychologe Ingo Baatz, Leiter des Zentrums für Frühbehandlung und Frühförderung Köln-Kalk und seine Kollegin, die Sprachheilpädagogin Dr. Stefanie Heinen im Gespräch mit KÄNGURU.

KÄNGURU: Worauf sollten Eltern bei der Entwöhnung vom Schnuller achten?
Dr. Stefanie Heinen: Eltern müssen sich klar machen, dass der Schnuller ein großes Bedürfnis des Kindes ist. Eine Entwöhnung muss deshalb auf eine rücksichtsvolle Art und schonend von statten gehen.

KÄNGURU: Auf welche Methoden können Eltern zurückgreifen?
Ingo Baatz: Den Schnuller einfach zu „verlieren“ ist ungünstig. Lieber die Entwöhnung kindgerecht thematisieren und transparent machen. Am besten  verabschiedet man den Schnuller mit einem Ritual.
Dr. Stefanie Heinen: Da gibt es vielfältige Methoden wie die Schnullerfee oder Schnullerbäume.

KÄNGURU: Kann die Entwöhnung einem Kind seelisch schaden?
Ingo Baatz: Die ersten Tage sind meistens schwer für das Kind. Aber wenn die Eltern diese Phase ehrlich und verständnisvoll begleiten, verkraftet das ein Kind. Die Eltern können zum Beispiel Alternativen anbieten, wie den Kuschelbär; Sie können dem Kind Nähe geben, sich Zeit nehmen und erklären.

KÄNGURU: Die Entwöhnung vom Daumen gilt als schwieriger. Was ist hier zu tun?
Ingo Baatz: Tagsüber können - je nach Alter des Kindes - gezielte Vereinbarungen oder auch Belohnungssysteme helfen, dass der Daumen immer weniger und schließlich  gar nicht mehr benutzt wird. Maßnahmen wie "Daumen verpflastern" oder "Tinkturen auf den Daumen" halten wir für nicht sinnvoll.

KÄNGURU: Vielen Dank für das Gespräch.

Schnullerkauf, plötzlicher Kindstod und Saugverwirrrung - Hier findet ihr nützliche Infos und Tipps zum Thema Nuckeln:

Schnullerkauf: Worauf zu achten ist

Die Auswahl an Schnullern ist unübersichtlich groß. Hersteller preisen die sogenannten Kirschsauger wegen ihrer runden Form gerne als „natürlich“ und „mamillen-ähnlich“ an. Doch die Mamille (Brustwarze) behält beim Saugen ihre runde Form gar nicht bei. Sie wird zum Teil um das Drei- bis Vierfache in die Länge gezogen.  Zahnärzte und Kieferorthopäden plädieren deshalb für Schnuller mit weichen und flachen Saugern, die eher breit statt hoch sind. So übt der Schnuller möglichst wenig Druck auf die Zähne aus.

Auch das Schnullerschild sollte die richtige Größe haben. Ist es zu groß, kann es beim Saugen und sogar möglicherweise beim Atmen behindern. Löcher im Schnullerschild sorgen außerdem dafür, dass sich keine Feuchtigkeit auf der Haut ansammelt und beugen damit Infektionen vor. Die Größen- und Altersangaben der Hersteller sind Durchschnittsangaben. Der Schnuller soll zwar mitwachsen, aber das Kind muss sich damit auch wohl fühlen. Also lieber etwas länger einen kleinen Schnuller benutzen, statt das Kind mit einem zu großen Modell zu überfordern.

Saugverwirrung: Den Schnuller nicht zu früh geben

Hm, kommt da nun Milch raus oder nicht? Muss ich jetzt fest oder leicht saugen? So ungefähr könnte es einem Baby mit Saugverwirrung gehen. Nein, das ist kein Scherz, Saugverwirrung gibt es wirklich. Denn an der mütterlichen Brust muss das Kind richtig harte Arbeit leisten, um Milch zu bekommen. Das will trainiert sein. Ein zu früh eingesetzter Schnuller kann dem Kind suggerieren, dass auch leichtes Nuckeln ausreicht. Das erschwert den Stillprozess nur unnötig. Hebammen plädieren deshalb dafür, den Schnuller erst einzusetzen, wenn das Stillen problemlos läuft – bei vielen Kindern ist das nach der vierten bis sechsten Lebenswoche der Fall.

Plötzlicher Kindstod: Der Schnuller kann schützen

Wissenschaftler untersuchen fortlaufend Risikofaktoren für den Plötzlichen Kindstod. Dank zahlreicher Empfehlungen hat sich die Zahl der Todesfälle in den vergangenen Jahren bereits reduziert. Verschiedene Studien belegen, dass auch der Schnuller eine protektive Wirkung haben soll – die genauen Wirkmechanismen sind allerdings noch unklar. Die American Academy of Pediatrics (AAP) stellt fest, dass Eltern aufgrund der aktuellen Forschungsergebnisse erwägen können, ihrem Kind zum Einschlafen einen Schnuller zu geben. Allerdings ist das keine allgemeine Empfehlung der amerikanischen Pädiater und sie sprechen auch nicht davon, einem Kind den Schnuller aufzudrängen. Gleichzeitig empfiehlt die AAP nach wie vor bei Stillkindern mit dem Schnuller zu warten, bis sich eine gute Stillbeziehung etabliert hat. Das Europäische Institut für Stillen und Laktation vermisst bisher Studien, die untersuchen, ob das Einschlafnuckeln an der Brust den gleichen Effekt wie der Schnuller haben könnte. Denn auch das Stillen hat nachweislich eine protektive Wirkung auf den Plötzlichen Kindstod.

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