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Gesundheit

Allergien bei Kindern: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Angela Sommersberg · 06.05.2025

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Frühling ist Heuschnupfenzeit. Und davon können auch schon Kinder betroffen sein. © Robert Kneschke/Adobe Stock

Frühling ist Heuschnupfenzeit. Und davon können auch schon Kinder betroffen sein. © Robert Kneschke/Adobe Stock

Wenn das Immunsystem überreagiert: Kinderarzt Jakob Maske erklärt, wie Allergien bei Kindern entstehen, erkannt und behandelt werden können.

„Die Anzahl der jungen Allergikerinnen und Allergiker steigt seit Jahren kontinuierlich an“, sagt Jakob Maske. Der Kinderarzt aus Berlin ist auch Bundespressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V.. Warum immer mehr junge Menschen Allergien entwickeln, gegen was man alles allergisch sein kann – und welche Therapien helfen, hat uns Jakob Maske erklärt.

Allergien bei Kindern: Alter, Häufigkeit und genetische Faktoren

Um eins klarzustellen: Mit einer Allergie geboren wird man extrem selten. Die meisten Menschen entwickeln sie im Laufe ihres Lebens. Denn zunächst müsse man „sensibilisiert“ werden, also Kontakt zu dem Stoff haben, auf den man dann später allergisch reagiert, erklärt Jakob Maske. „Es ist immer noch völlig unklar, warum und wann manche Menschen eine Allergie entwickeln.“ Man vermutet jedoch, dass genetische Komponenten eine Rolle spielen – und dass Kinder von Allergiker: innen häufiger auch selbst Allergien entwickeln. Etwa ab dem Alter von 6 Jahren kann es losgehen, bei manchen Kindern auch schon früher. Viele entwickeln die Allergie aber erst im Erwachsenenalter. Insgesamt ist in Deutschland etwa jeder dritte Erwachsene betroffen, so das Bundesinstitut für Risikobewertung im Sommer 2024. Bei den Kindern habe etwa jedes zehnte eine Allergie, schätzt Jakob Maske.

So funktioniert eine allergische Reaktion im Körper

Um zu verstehen, was eine Allergie überhaupt ist, muss man wissen, wie das Immunsystem funktioniert. Verkürzt gesagt arbeitet es so: Unser Körper prüft genau, was wir aufnehmen, einatmen und runterschlucken – und ob diese Dinge potenziell gefährlich sein könnten. Identifiziert er beispielsweise ein Erkältungsvirus, springt das Immunsystem sofort an und bekämpft die Viren. Hatten wir genau diesen Erreger schon einmal, kennt der Körper die Viren und kann sie direkt mit den entsprechenden Antikörpern vernichten. Wir werden nicht krank – und bemerken meist nicht einmal, dass wir uns Viren eingefangen hatten.

Manchmal reagiert der Körper aber auch auf Teilchen, die eigentlich gar nicht gefährlich sind, zum Beispiel auf Blütenpollen. Man spricht dann von Allergenen. Das Immunsystem stuft diese Teilchen als Gefahr ein und bekämpft sie. „Der Körper reagiert auf bestimmte Eiweiße in diesen Allergenen, die eigentlich gar nichts auslösen sollten“, sagt Kinderarzt Maske. Problematisch wird es, wenn der Körper diese eigentlich unproblematischen Allergene als gefährlich abspeichert – und jedes Mal mit den entsprechenden Antikörpern bekämpft, wenn wir damit in Kontakt kommen. Dann haben wir eine Allergie entwickelt. Verkürzt gesagt ist eine Allergie also eine Überreaktion unseres Immunsystems.


Bei einer Kontaktallergie reagiert der Körper meist mit Hautausschlag. © Марина Терехова/Adobe Stock

Typische Auslöser: Worauf Kinder allergisch reagieren können

„Eine Allergie kann man gegen alle möglichen Eiweiße entwickeln“, sagt Jakob Maske. Von Teilchen, die in der Luft herumfliegen, wie Pollen, Milben oder Sporen, bis hin zu Nahrungsmitteln wie Erdnüssen oder Krabben. Auch auf den Stich einer Biene oder Wespe kann man mit einem allergischen Schock reagieren und gegen bestimmte Cremes oder Waschmittel eine sogenannte Kontaktallergie entwickeln. So vielfältig wie die Allergene sind auch die Reaktionen des Körpers: Bei den Inhalations-Allergenen, also jenen, die wir einatmen, reagiert der Körper meist mit Husten, Schnupfen und Niesen, bei einer Kontaktallergie eher mit Hautausschlag, beim Bienenstich mit Atemnot. Es gebe sogar Allergien, die Bauchschmerzen auslösen könnten, so Maske.

Diagnose bei Kindern: So wird eine Allergie festgestellt

„Gerade bei den Inhalationsallergien kann es schwer sein, die Symptome von einer Erkältung zu unterscheiden“, sagt Jakob Maske. Zunächst sei eine umfangreiche Befragung durch den Arzt nötig. Klar diagnostizieren kann man eine Allergie auf zwei Wegen. Einmal über den sogenannten Pricktest: Dabei werden verschiedene Allergene auf den Unterarm aufgetragen und in die Haut gepikst. Schwillt die Haut an oder wird rot, spricht dies für eine Allergie gegen diesen Stoff. Die andere Möglichkeit ist ein Bluttest. Beide Optionen werden auch schon bei Kindern angewandt. Einige Kinderärzt:innen, so wie Maske, führen die Allergie-Tests direkt in ihrer Praxis durch, andere überweisen an den Allergologen.


Ein Pricktest hilft bei der Diagnose. © Microgen/Adobe Stock

Was hilft bei Allergien? Von Antiallergika bis Desensibilisierung

„Kinder mit einer Allergie sind in ihrem Alltag sehr eingeschränkt“, weiß Jakob Maske. Die anstrengenden Symptome wie juckende Augen oder laufende Nase kann man im ersten Schritt mit Nasenspray oder Antiallergika-Medikamenten eindämmen. „Kinder können die gleichen Mittel einnehmen wie Erwachsene. Allerdings nur solche, die die Symptome lokal bekämpfen“, so Maske – und natürlich auch nur nach Absprache mit ärztlichem Fachpersonal. Zentral wirkende Antiallergika, wie es sie früher gab, sind für Kinder nicht geeignet, da sie schläfrig machen.

Autoimmuntherapie bei Kindern – Chancen und Risiken abwägen

Ja, um die Behandlung, die heute Autoimmuntherapie heißt, zu bekommen, müssen die Kinder jedoch zwei Allergie-Saisons hinter sich gebracht haben. Frühestens ab dem Alter von 6 Jahren könne man mit der Therapie starten, so der Kinderarzt. Die Mittel werden entweder gespritzt – anfangs wöchentlich, später monatlich – oder täglich als Tablette eingenommen. Die ganze Prozedur dauert drei Jahre. Durch die Spritze oder die Tablette werden andere Abwehrmechanismen des Körpers angesprochen – und so das Immunsystem überlistet. Doch das funktioniere nicht immer, sagt Jakob Maske: „Je nach Allergie liegen die Erfolgsquoten bei 30 bis 70 Prozent. Bei einer Hausstaub-Allergie funktioniert die Autoimmuntherapie meist nicht so gut, Pollen oder Gräser können wir damit aber gut behandeln.“ Es gilt also, abzuwägen – auch, weil die Prozedur zeitaufwendig ist und Nebenwirkungen nach sich ziehen kann. „Die Spritze kann in der ersten halben Stunde nach Verabreichung einen starken allergischen Schock auslösen“, sagt Jakob Maske. Trotzdem plädiert er für die Therapie: „Der Leidensdruck ist bei vielen Kindern hoch, zudem besteht eine große Wahrscheinlichkeit, durch die Allergie irgendwann auch Asthma zu entwickeln.“ Dem könne man durch eine rechtzeitige Autoimmuntherapie vorbeugen.

Ursachen des Anstiegs: Warum es heute mehr Allergien gibt

Eine Überreaktion des Immunsystems gibt es vermutlich schon immer. Historische Quellen beschreiben allergische Reaktionen, wie wir sie auch heute kennen. Doch die Anzahl der Menschen, die eine Allergie entwickeln, ist seit den 1970er Jahren kontinuierlich angestiegen. Mittlerweile hat sie sich auf den eingangs erwähnten Wert von etwa 30 Prozent der Erwachsenen eingependelt. Etwa vier Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden an Asthma, im Kindesalter gehört diese chronische Erkrankung zu den häufigsten. Jakob Maske führt den Anstieg auf zwei Faktoren zurück: „Einerseits hat sich die Diagnostik in den vergangenen Jahren stetig verbessert – wir entdecken also mehr Menschen, die eine Allergie haben. Andererseits kann man die Zunahme wohl auch auf Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung, Feinstaub und zu starke Hygienemaßnahmen zurückführen.“ Zudem zeigen Untersuchungen, dass auch der Klimawandel einen negativen Effekt auf Allergiker:innen hat: Durch die gestiegenen Temperaturen hat sich die Zeitspanne des Pollenflugs – und damit einhergehend auch die Allergie-Saison verlängert.


Asthma ist einer der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern. © Louis-Photo/Adobe Stock

Vorbeugung: Können Eltern einer Allergie bei Kindern vorbeugen?

Studien zeigen, dass Kinder, die auf dem Bauernhof groß werden, nicht pasteurisierte Milch trinken und Ställe ausmisten, seltener Allergien entwickeln als Stadtkinder. Begründet wird das damit, dass diese Kinder mehr Kontakt zu Allergenen haben. Doch: Wir können ja jetzt nicht alle aufs Land ziehen. Kann man sich und sein Kind denn überhaupt davor schützen, eine Allergie zu bekommen? „Nein“, sagt Jakob Maske. „Es gibt nichts, was eine Allergie verhindern kann.“ Aber wenn Eltern einige Faktoren beachten, können sie eine Allergie zumindest weniger wahrscheinlich machen. Dazu zählt unter anderem: Normales Putzen statt klinischer Reinigung und Desinfizierung. „Die Kinder müssen sich den Allergenen stellen“, so Maske. Deswegen sollten sie auch viel nach draußen gehen. Und: „Wenn Kinder in jungen Jahren viele Infekte haben, wirkt sich das positiv aus.“ Beim nächsten Kita-Virus können wir uns also freuen – das Kind betreibt damit ja eigentlich nur Allergie-Prävention.