Familienleben

Graphic Novels für Kinder

Isabelle Hermann · 09.09.2022

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Graphic Novels helfen Kindern beim Spaß am Lesen ©zinkevych/AdobeStock

Graphic Novels helfen Kindern beim Spaß am Lesen ©zinkevych/AdobeStock

So gut das Lesen auch sein mag, nicht jedes Kind macht es gern. Besonders für diese Zielgruppe sind Graphic Novels eine wunderbare Alternative. Durch die interessanten Illustrationen fällt es kleinen Lesemuffeln gleich viel leichter, sich auf das Buch einzulassen.


El Taubinio

In ihrem berührenden Comicbuch „El Taubinio“ erzählt Autorin Cece Bell in Form einer autobiographischen Geschichte von ihrem eigenen Leben. Schon im Alter von vier Jahren verliert sie aufgrund einer Hirnhautentzündung ihr Gehör und kann von dort an nur noch mit Hilfe eines Hörgerätes und dem Erlernen des Lippen Absehens ihr hörendes Umfeld verstehen. Der Begriff „Lippen absehen“ ist hierbei ganz bewusst gewählt. Vielen ist es wahrscheinlich eher als Lippen lesen bekannt. Doch da das Gesprochene keineswegs so einfach „gelesen“, sondern teils nur im Kontext interpretiert werden kann, wird im Buch durchweg der Begriff des Absehens verwendet.In ihrem neuen Alltag fühlt sich Cece oft unsicher und anders. In einer Welt, die für Hörende gemacht ist, hat sie immer wieder mit Problemen zu kämpfen – sei es die Freundin, die nicht verstehen möchte, dass Cece durch ihr Hörgerät sehr wohl hört und deswegen immer völlig übertrieben laut und langsam mit ihr spricht, oder das Fernsehen, welches sie je nach Perspektive der Aufnahme manchmal einfach nicht verstehen kann. Mit diesen Situationen fühlt sie sich oft überfordert und traut sich manchmal nicht ehrlich zu sagen, was sie denkt. Bis sie ihr Alter Ego „El Taubinio“ entdeckt. Die Superheldin nimmt nämlich gar kein Blatt vor den Mund. Durch diese Vorstellung wird Cece immer mutiger und findet Zuflucht in ihren Gefühlen. So rettet sie zum Beispiel die ganze Klasse vor Riesenärger, wenn die Lehrerin naht.„El Taubinio“ ist ein rundum gelungenes Buch, das nicht nur humorvoll und bewegend ist, sondern ein Vorbild für jede Person, die schon einmal mit Unsicherheiten zu kämpfen hatte.

El Taubinio
ab 10 Jahre
15,00 Euro
Loewe Graphix


Ich bin Anne Frank

In der Reihe „Jede*r kann die Welt verändern“ stellt Brad Meltzer wichtige Persönlichkeiten aus unserer Geschichte in einem Comicbuch vor. Mit den Illustrationen von Christopher Eliopoulos werden sie zum Leben erweckt und helfen so besonders jungen Lesemuffeln, den Spaß am Lesen und Lernen zu entdecken. Als Beispiel dieser Reihe möchten wir euch gerne die Ausgabe „Ich bin Anne Frank“ vorstellen. Auf einfühlsame, kindergerechte Weise gelingt es dem Autoren, die Geschichte an Jung und Alt zu vermitteln. Der schwierige und daher umso wichtigere Hintergrund wird hier gekonnt erzählt und nicht beschönigt. Die Geschichte wird so erzählt, dass die Kinder danach etwas aus dem Buch mitnehmen können und sich mit den Geschehnissen beschäftigen – ohne dabei mit ihren Gefühlen der Angst zurückgelassen zu werden. Dies gelingt dem Autor dadurch, dass die Erzählung an richtiger Stelle beendet wird. Mit dem Satz„Und schließlich sah die Welt auch mich.“ Ist der eigentliche Inhalt beendet und lässt Spielraum für Interpretation. Anschließend folgt ein Teil, in dem erklärt wird, warum es wichtig ,ist sich mit den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges auseinanderzusetzen. Dass Anne Frank verstorben ist, wird zwar erwähnt, aber der Fokus des Buches liegt auf der Hoffnung und den wichtigen Erkenntnissen, die wir aus ihrer Geschichte mitnehmen können. Der Comic hat eine offizielle Empfehlung ab 7 Jahren. Da das Thema teilweise auch erst in der Unterstufe der weiterführenden Schule behandelt wird, würden wir es zeitgleich zum Schulthema empfehlen und daher gegebenenfalls auch erst mit 11 oder 12 Jahren. Wann der richtige Zeitpunkt ist, ist aber eine ganz individuelle Entscheidung von Kind zu Kind. In jedem Fall ist es wichtig, eine gute Begleitung zu haben, sei es in Form der Eltern oder der Schule, da durchaus noch offene Fragen für Kinder in diesem Alter zurückbleiben können.

Ich bin Anne Frank
ab 7 Jahre
15,00 Euro
Egmont BÄNG


Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen

Jeans Familie besteht aus Papa, seinem kleinen Bruder Paul und dem Kindermädchen Yvette – aber nicht Yvette Klopfpeitsche, die war schnell wieder weg, nein, nur Yvette Kakaoschale. Und wo ist Mama? Mama ist nirgendwo und überall. In Spanien, Afrika und natürlich in Amerika, denn dort hat sie Buffalo Bill getroffen. Diese ergreifende Geschichte, die im Graphic Novel Format vermittelt wird, berichtet auf einfühlsame Weise vom Leben des kleinen Jean, der seine Mutter viel zu früh verloren hat. Verarbeiten tut er diesen frühen Verlust auf seine ganz eigene Weise. Da Jean noch nicht lesen kann, denkt sich das Nachbarsmädchen Michèle Geschichten für ihn aus, die seine Mutter ihm laut Michèle von den verschiedensten Orten der Welt auf Postkarten schreibt. Jean klammert sich an den Geschichten fest und möchte sie unbedingt glauben, denn im Alltag belastet ihn die Abwesenheit seiner Mutter sehr. Eine einfache Vorstellungsrunde in der Schule, bei der er etwas über seine Mama erzählen soll, endet für Jean daher fast in einem Nervenzusammenbruch – Mittlerweile kann er sich nämlich gar nicht mehr an sie erinnern. Sein Vater, der als Chef von einer Fabrik sehr in seinen Beruf eingebunden ist, vermeidet das Thema Mutter, so dass Jean und Paul kaum etwas über sie wissen und ihnen ihr Tod und was dieser bedeutet überhaupt nicht bewusst ist. Auch als Leser:in erfährt man erst ganz am Ende definitiv von ihrem Tod, auch wenn sich diese Wendung schon erahnen ließ. Dieses Buch ist nicht nur für junge Leser:innen interessant, sondern kann auch Erwachsenen einen einzigartigen Blick auf die kindliche Wahrnehmung bieten. Auch nach Ende des Buches begleitet einen die Geschichte weiterhin und es bleiben viele Gedanken zurück. Insgesamt ist der Comic eine wahre Empfehlung, die im Jahr 2010 auch mit dem Jugendliteraturpreis in der Kategorie Kinderbuch ausgezeichnet wurde.

Meine Mutter
ab 10 Jahre
9,99 Euro
Carlsen


Wenn Sterne verstreut sind

Omar Mohamed verbrachte seine Kindheit als somalischer Flüchtling in einem Lager in Dadaab, Kenia. Dort lebte er mit seinem jüngeren Bruder ganz allein. Der Vater tot und die Mutter auf der Flucht verloren, kämpfte er Tag für Tag für seine kleine Familie. Seine berührende Geschichte erzählt er an der Seite von Victoria Jamieson und mit Illustrationen von Iman Geddy im Buch „Wenn Sterne verstreut sind“. Omar und Hassan, sein kleiner Bruder, leben im Camp Ifo, in einem Zelt im Abschnitt A2. Da Hassan jünger ist und nicht sprechen kann, kümmert sich Omar liebevoll um seinen Bruder. Damit er diesen nicht allein lassen muss, besucht er nicht die Schule. Seine Tage sind gefüllt mit sauber machen, essen holen und ganz viel nichts. Die Jungs spielen in einem Matschloch oder mit einem Ball, welcher aus Plastiktüten gebastelt wurde, und immer besteht die Hoffnung, irgendwann wieder auf ihre Farm in Somalia zurückkehren zu können und ihre Mama wieder zu finden. Doch mittlerweile leben die beiden schon seit sieben Jahren im Lager. Als Omar dann die Chance bekommt, ebenfalls die Schule zu besuchen, ist er zunächst hin und her gerissen, ob er dies tun soll. Doch wenn er ehrlich ist, wünscht er sich dies sehr. An seinem ersten Tag ist Omar begeistert und völlig überfordert zugleich. Der gesamte Unterricht findet auf Englisch statt und er versteht nur wenig und dann gibt es ja noch all die Dinge, die er zuhause erledigen muss. Glücklicherweise gibt er nicht auf und lernt immer weiter. Sein Traum ist es, als Sozialarbeiter im Flüchtlingscamp zu arbeiten, doch ein Flüchtling als Sozialarbeiter, das scheint ihm unerreichbar. Wird er seinen Traum dennoch erfüllen können? Dieses bewegende Buch hat uns beim Lesen völlig gepackt und ist definitiv nicht nur für Kinder eine tolle Lektüre. Dieser NY-Times Bestseller ist offiziell für die Altersgruppe 9 bis 12 Jahre empfohlen.

Wenn Sterne verstreut sind
ab 9 Jahre
9,95 Euro
Adrian Verlag


nICHt genug

Als Natalie auf eine neue Schule wechselt, ist plötzlich alles anders. Schon vorher hatte sie mit ihrem Selbstbewusstsein zu kämpfen und hat sich selbst als nicht genug beschrieben. Natalie und ihre beste Freundin Lily pflegen die Tradition, sich am ersten Schultag gleich anzuziehen. Doch auf ihre Nachricht erhält Natalie diesmal keine Antwort. Als sie dann in die Schule kommt, sieht sie Lily mit einem anderen Mädchen. Nach einiger Zeit erreicht Natalie dann ein Brief von Lily. In diesem teilt sie ihr mit, dass sie nicht cool genug sei und die beiden aus diesem Grund nicht mehr miteinander befreundet sein können. Natalie ist zutiefst getroffen, doch setzt sich zum Ziel, ihre beste Freundin zurückzugewinnen. Doch so sehr sie es auch versucht, glückt es ihr nicht. Lily beginnt sogar, ihre ehemalige Freundin zu mobben. Glücklicherweise findet Natalie andere Freund:innen, die vielleicht nicht so „cool“ sind wie Lily, aber immer an ihrer Seite stehen. Nachdem Natalie im Unterricht einen beeindruckenden Comic zeichnet, erhält sie plötzlich die Anerkennung, nach der sie sich so gesehnt hat. Lilys neue coole Freundin fragt sie sogar, ob sie beim Mittagessen mit ihr und Lily zusammen am Tisch sitzen möchte. Doch da wird Natalie endlich klar, dass sie nur ihre wahren Freund:innen braucht. So wird ihr schlussendlich bewusst, dass sie eben doch genug ist. In Maria Scrivans alltagsnaher Schulgeschichte können sich alle Kinder wiederfinden. Der NY-Times Bestseller vermittelt dabei die Botschaft: „Du bist genau richtig, so wie du bist!“

Nicht genug
ab 8 Jahre
15,00 Euro
Loewe Graphix

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