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Familienleben

Gärtnern in der Stadt

Janina Mogendorf · 15.05.2020

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Schon kleine Kinder haben Spaß daran, Verantwortung für eine Pflanze zu übernehmen. © ZoneCreative/Adobe Stock

Schon kleine Kinder haben Spaß daran, Verantwortung für eine Pflanze zu übernehmen. © ZoneCreative/Adobe Stock

Wie können Eltern in der Stadt ihren Kindern das Gärtnern näherbringen? Autorin Janina Mogendorf hat sich in Köln umgesehen und stellt Lösungen vor – vom klassischen Schrebergarten bis hin zum Gartenlabor.

Kinder in der Natur sind absolut in ihrem Element und erkunden ihre Umgebung mit allen Sinnen. Gerade, wenn Garten, Parks, Wiesen und Wälder aus dem Winterschlaf erwachen, ist draußen so viel zu sehen, zu hören, zu riechen und zu spüren. Bienen auf dem Löwenzahn, bettelnde Amseljungen, duftende Blüten am Kirschbaum und frühjahrsfrische Erde, in der man mit beiden Händen nach Herzenslust wühlen kann.

Gartenarbeit erdet und fördert Entwicklung

Die unbefangene Art, mit der Kinder sich die Natur erschließen, nimmt mit der Zeit etwas ab. Während Vierjährige es noch lieben, im Dreck rumzurutschen, zu buddeln und zu bauen, verliert die frische Luft im Grundschulalter gerne mal gegen Tablet und Playstation. Und das, obwohl der direkte Kontakt mit der Umwelt für Menschen jeden Alters gesund und wichtig ist. Nicht umsonst boomen Waldkindergärten und auch viele Schulklassen zieht es zur Gartenarbeit nach draußen.

In der Waldorfpädagogik etwa ist der Gartenbau ein zentrales Element. Die Kinder lernen, wie sie Natur gestalten können, Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen und eine Ernährungsgrundlage für sich selbst. In einer Zeit, in der so manches Großstadtkind glaubt, das Essen käme aus dem Supermarkt, sind das wichtige Kompetenzen. Wir wissen nur noch wenig über den Herstellungsprozess unserer Lebensmittel. Kein Wunder, denn heute arbeiten nur noch zwei Prozent der Deutschen in der Landwirtschaft. Vor 120 Jahren waren es noch 38 Prozent.

Schon kleine Kinder haben Spaß daran, Verantwortung für eine Pflanze zu übernehmen. Erste Versuche können sie beispielsweise auf dem Balkon starten, wenn kein Garten vorhanden ist. Sie erleben, wie etwas unter ihren Händen gedeiht, lernen aber auch mit Misserfolgen umzugehen - wenn eine Blume verwelkt oder der Himbeerstrauch nur spärlich trägt. Die direkte Berührung mit der Natur lässt Menschen Empathie entwickeln, für alles Lebendige um sie herum. Und sie lehrt, geduldig zu sein, weil sich im Garten nichts beschleunigen lässt.

Nicht ganz einfach: ein Garten für Stadtbewohner

Vor allem in Städteregionen bleibt das Einfamilienhaus mit angrenzendem Garten für viele ein Wunschtraum. Zwei Drittel der Menschen in Deutschland leben in einer Wohnung. So wie Shak, Sabine und ihr achtjähriger Sohn Sam. Die drei wohnen im ersten Stock eines hübschen Altbaus, jedoch ohne Balkon. Die nahegelegenen Rheinanlagen locken die Familie zum täglichen Spaziergang vor die Tür und auch im Hinterhof kann man frische Luft schnappen. Aber irgendwie reicht das auf Dauer nicht aus.

„Ich habe vor 14 Jahren schon einmal mit dem Gedanken gespielt, ein Grundstück von der Stadt zu pachten“, erzählt Vater Shak. Allerdings scheitert es damals an den hohen Abgaben. Ein Schrebergarten ist ihm zu fremdbestimmt, denn die Vereine setzen sehr genau fest, was und wie gepflanzt werden darf. Und so liegt Shaks Traum auf Eis. Bis Sabine auf einem Aushang der Kirchengemeinde aufmerksam wird: Vier Grundstücke sind zur Pacht ausgeschrieben.

„Ich habe dann sofort dort angerufen und erfahren, dass die Pacht nur rund zehn Euro im Monat beträgt“, erzählt Shak begeistert. Die Familie überlegt nicht lange und bewirbt sich. Eineinhalb Monate müssen sich die drei noch gedulden, bis die Gemeinde ihnen schließlich ein Grundstück zuteilt. 600 Quadratmeter Wiese und Nadelbäume, etwa einen Kilometer von ihrer Wohnung entfernt, an einem Hang gelegen. Eine grüne Oase, die nun darauf wartet, umgestaltet und beackert zu werden.

Umwelt schützen und gestalten

„Ich habe immer schon davon geträumt, eigene Kartoffeln anzupflanzen und Gemüse zu essen, das ich selbst gezogen habe“, freut sich Shak. Die Hälfte der Wiesenfläche will er deshalb in einen Gemüsegarten umwandeln, die andere zum Blühen bringen. „Da kommt einiges an Arbeit auf uns zu. Im Moment besteht die Wiese fast nur aus Moos und die Erde ist wegen der Nadelbäume zu sauer für den Gemüsebau.“

Das kann jedoch ihre Freude nicht trüben. „Wir sind einfach so begeistert von unserer Ruheinsel, dort oben am Berg“, sagt Shak. Rückzug vom stressigen Alltag, Selbstversorgung und die Nähe zur Natur stehen für den Familienvater im Vordergrund. „Wir werden ein Tipi dort aufstellen, so dass wir auch mal länger dortbleiben können.“ Sein Sohn soll ein Baumhaus bekommen und sich ansonsten frei austoben dürfen. Shak will ihm zeigen, wie man Bäume beschneidet und die Beete in Schuss hält.

„Ich hoffe, dass Sam durch das Werkeln im Garten seine kindliche Beziehung zur Natur erhält und sie noch weiter ausbaut. Denn nur so lernt er, wie wichtig es ist, seine Umwelt zu schützen“, sagt Sabine. Sie wünscht sich, dass ihr Sohn zwischen Bäumen und Beeten zur Ruhe kommt, im wahrsten Sinne geerdet wird. „Es wäre schön, wenn er entdeckt, wieviel Kraft man aus der Natur schöpfen kann und das später auch im Erwachsenenleben für sich nutzen kann.“

Der Klassiker: ein Schrebergarten

Der Bedarf am Gärtnern ist gerade in großen Metropolen wie Köln und Bonn hoch. Das haben auch die Städte erkannt und bieten mittlerweile viele Möglichkeiten und Flächen, die Harke zu schwingen. „Der Klassiker ist natürlich der Schrebergarten“, sagt Joachim Bauer vom Grünflächenamt der Stadt Köln. Von diesen Kleingärten gibt es im Stadtgebiet rund 13.000 Stück. „Oft haben sie eine Größe von 300 Quadratmetern und bestehen aus Wiese, Beeten, Obstbäumen und einem Gartenhaus.“ Die Pacht liegt bei 300 Euro im Jahr, aber in der Regel wird zusätzliche eine Ablöse an den Vorpächter fällig.

Gerade im Innenstadtbereich ist die Nachfrage nach solchen Gärten sehr hoch und die Wartelisten lang. „Da könnten wir jeden Garten fünf bis acht Mal verpachten“, ist Bauers Erfahrung. In den Randbezirken, sieht es schon besser aus, aber natürlich ist auch die Entfernung zwischen Wohnung und Garten relevant. Wenn ich mit Kind, Picknickkorb und Bollerwagen erst dreimal umsteigen muss, bis ich die Gartenpforte erreiche, ist das gerade für Familien weniger interessant. „Das Ideal ist natürlich, beim Kochen eben mal kurz rüberzuspringen, um einen Bund Schnittlauch zu ernten.“

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Im Trend: Urban Gardening

Wer nicht viel Zeit zum Gärtnern hat, sich aber an einer naturnahen und gepflegten Umgebung erfreut, kann in Großstädten wie Bonn und Köln auch Pate werden fürs urbane Grün. „Die kleinste Patenschaft kann man für eine Baumscheibe vor der eigenen Haustür übernehmen, sie sauber halten oder bepflanzen“, so Bauer. Daneben gibt es auch Patenschaften für Kinderspielplätze oder Grünstreifen. „Im Klettenbergpark haben wir einen Rosengarten, um den sich zwanzig Anwohner gemeinsam kümmern.“

Sehr beliebt sind auch Gemeinschaftsgärten, die man in Köln und auch in Bonn in nahezu allen Bezirken findet. Seit 2016 sind die Kölner im „Netzwerk Gemeinschaftsgärten“ organisiert. Beim so genannten Urban Gardening bauen Gruppen gemeinsam Gemüse an, häufig in Hochbeeten. Sie verwalten sich selbst und legen Wert auf gemeinschaftliche soziale Aktionen, die über das reine Gärtnern hinausgehen. Viele engagieren sich für den Klima- und Umweltschutz, in der Kinder- und Jugendarbeit oder in der Stadtentwicklung.

Gartenlabore: Neue Ideen für grüne Städte

Ein sehr spannendes, neues Projekt hat die Stadt Köln im Mai 2019 gestartet. Im Rahmen des Programms „Essbare Stadt“ wurden ehemalige Ackerflächen an der Olpener Straße in Kalk und an der Gesamtschule Holweide in „Gartenlabore“ umgewandelt. Hier kann in drei Varianten gegärtnert werden.

  • In 300-500 Quadratmeter großen Gemeinschaftsgärten können Gruppen wie Hausgemeinschaften, aber auch Schulklassen, Jugendgruppen oder Kindergärten Kräuter, Salat und Gemüse ziehen.
  • Im Stadtgarten sind auch Einzelpersonen oder Familien eingeladen auf Parzellen von 75, 100 oder 125 Quadratmetern Kartoffeln, Möhren oder auch Obst anzubauen.
  • Wer nur einen Sommer lang Gemüse pflegen, wässern und ernten will, kann sich für eine Parzelle im Krautgarten bewerben. Dieser besteht aus langen Reihen vorgesäter Gemüsesorten. Quer dazu werden kleine Parzellen abgesteckt, so dass jeder Hobby-Gärtner alle Sorten auf seinem Grundstück ernten kann.

Das Besondere: „Die Stadt vergibt alle Gartenlabor-Flächen kostenlos und erhebt nur eine kleine Unkosten-Gebühr von etwa 50 Euro“, erklärt Joachim Bauer. Die gesamte Anlage ist öffentlich zugänglich. Man wandert an Wiesen und Obstbäumen vorbei und rechts und links des Weges liegen die einzelnen Gärten. „Das Gartenlabor an der Olpener Straße ist schon rappelvoll, aber in Holweide ist noch viel frei“, erklärt Joachim Bauer, der sich über Bewerbungen freut.

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Wer Gemüse ziehen will, hat also viele Möglichkeiten. Wie aber sieht es mit Bienenweiden aus? „Artenreiche Wiesen zu pflegen ist nicht einfach, da braucht es Erfahrung“, sagt Bauer. „So darf nur zweimal im Jahr gemäht werden und der Grünschnitt muss einige Zeit liegenbleiben, damit Tiere flüchten und Samen rausfallen“. Deshalb übernimmt das die Stadt selbst im Rahmen des Bundesprogramms „Stadtgrün naturnah“. In Ehrenfeld und in Kalk sind bereits große Wiesen angelegt, in allen weiteren Bezirken werden bis 2022 jeweils zehn Hektar dazukommen.

Shak, Sabine und Sam haben derweil die ersten Frühlingstage genutzt, um im Gemüsebeet Hand anzulegen. „Es ist mir wichtig, dass unser Sohn lernt, wie man sein eigenes Essen anbaut“, macht Sabine deutlich. Denn auch wenn es sich ein bisschen nach Endzeitszenario anhört: „Wir wissen nicht, wie es mit unserer Welt weitergeht. Und ich habe ein besseres Gefühl, wenn unser Sohn in 30 Jahren weiß, wie er sich selbst versorgen kann.“

Info:

Gartenlabor Holweide

Amt für Landschaftspflege und Grünflächen
Joachim Bauer
E-Mail: joachim.bauer@stadt-koeln.de
Tel. 0221 - 22 12 60 36

Kleingarten-Sharing

Einen Kleingarten möchten gerade in der heutigen Zeit viele haben. Die Gärten sind leider sehr begehrt und das Prozedere rund um Vereinsmitgliedschaft und Wartelisten auf dem Weg zur eigenen kleinen, grünen Oase ist überwältigend. Die Sharing-Initiative Datschlandia schafft Abhilfe. Die ehrenamtliche Plattform verhilft Kleingarten-Pächtern zu Saison-Gärtnern und andersrum. Oft wird so ein Garten in der Regel nicht tagtäglich genutzt. Manchmal sind die Pächter schon im fortgeschrittenen Alter und körperlich so eingeschränkt, dass sie der Gartenarbeit nicht mehr regelmäßig nachkommen können. Um die Gartenverordnungen zu erfüllen, bringt Datschlandia Pächter und Hobby-Gärtner zusammen. Ob Rasenmähen oder Kirschenpflücken: Am Ende sind beide Gruppen glücklich.

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