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Familienleben

Freundschaften zwischen Kindern

Daniela Lukaßen · 05.01.2015

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©iStockPhoto/blackjake

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Schon für die Kleinsten hat Freundschaft eine große Bedeutung. Durch Freunde machen Kinder Erfahrungen fürs Leben und lernen Dinge, die ihnen die Schule nicht beibringen kann.

Freunde prägen und sie machen stark fürs Leben. Und jeder, der zurückdenkt an seine Kindheit, erinnert sich bestimmt an den ersten besten Freund oder die erste beste Freundin. An den Menschen, mit dem man sich schon im Kindergarten gegen die anderen verbündet hat, mit dem man Geheimnisse geteilt und mit dem man gelacht, gestritten und sich wieder vertragen hat. Es ist die beste Freundin, die einen gedeckt hat, wenn man sich heimlich mit seinem Schwarm treffen wollte, und die einem dann die Tempos gereicht hat, wenn man Liebeskummer hatte. Es ist der beste Freund, der seine Ratschläge gegeben hat, wie man es anstellen konnte, das Mädchen seiner Träume anzusprechen und nicht direkt einen Korb zu kassieren.

Freunde sind wichtig. Und häufig kennen sie uns viel besser als wir selbst. Sie wissen genau, was wir mögen, was uns traurig macht und erkennen oft auf den ersten Blick, ob es und gut oder schlecht geht.

Lernen für das Leben

Schon für die Kleinsten hat Freundschaft eine große Bedeutung. „Durch Freunde lernen Kinder für das Leben. Sie machen auf diese Weise Erfahrungen, die wichtig sind. Und sie lernen Dinge, die sie in der Schule nicht erlernen können“, sagt Professor Maria von Salisch. Sie ist Entwicklungspsychologin und erforscht Kinderfreundschaften und ihre Bedeutung. Schon sehr früh haben Kinder Lieblingsspielkameraden. Ein Freund ist für sie ein Mensch, mit dem sie spielen, den sie mögen und der ihnen nahe ist. „Freundschaft ist für Kinder enorm wichtig“, erklärt von Salisch. Bereits im Kindergartenalter suchen sich Jungen und Mädchen Freunde. Meist sind es Kinder, die ähnliche Interessen haben wie sie selbst. Pänz, mit denen sie Spaß haben. Aber gerade bei den Kleinsten können sich Freunde schnell ändern. Konflikte und Streitereien können schnell dafür sorgen, dass es heißt: „Du bist nicht mehr mein Freund.“

Die Chemie muss stimmen

Aber einige Sandkastenfreundschaften halten. So wie bei Lisa und Renate. Seit sie knapp zwei Jahre alt sind, kennen sie sich. „Unsere Eltern waren befreundet, und wir waren es dann auch“, erzählt Renate heute, fast 58 Jahre später. Beide Mädchen wuchsen im gleichen Haus auf. Lisa mit vier Geschwistern, Renate als Einzelkind. Und irgendwie waren sie auch wie Schwestern. „In der Schule dachten alle, wir wären Zwillinge“, erinnern sie sich. Ihre Freundschaft hielt. Auch als Lisa in der dritten Klasse wegzog, als beide heirateten und Kinder bekamen. Die Kinder sind inzwischen groß, haben zum Teil selbst schon Kinder. Auch heute treffen sich Renate und Lisa noch regelmäßig.

Was aber spielt eine Rolle bei der Art, nach der wir uns unsere Freunde aussuchen? Warum sind wir mit manchen Menschen eng befreundet? Welche Kriterien muss ein Mensch erfüllen, damit eine Freundschaft überhaupt entstehen kann? „Wir suchen uns unsere Freunde nie ganz bewusst aus“, sagt Maria von Salisch. Damit eine Freundschaft entsteht, muss die Chemie einfach stimmen. Schon Babys zeigen ganz deutlich, welche Altersgenossen sie sympathisch finden und welche nicht. Sie nehmen Kontakt zu Babys auf, die sie mögen, lachen sie an und beginnen, miteinander zu spielen. Wenn ihr Lieblingsspielkamerad zum Beispiel weint, beginnen sie ebenfalls zu weinen.

Gemeinsame Interessen verbinden

Je älter ein Kind wird, desto größer und vielfältiger sind die Anforderungen, die es an einen potenziellen Freund hat. „Im Vorschulalter freunden sich meistens Kinder miteinander an, die sich in irgendeiner Weise ähnlich sind“, sagt Maria von Salisch. Darum sind ruhige Kinder eher mit Altersgenossen befreundet, die ebenfalls nicht besonders lebhaft sind. Gemeinsame Interessen verbinden gerade junge Kinder: Kleine Jungs, die gerne Fußball spielen, suchen sich Spielgefährten, die auch gerne kicken. Und kleine Mädchen freunden sich mit kleinen Bastlerinnen an, wenn auch sie gerne basteln.

Viele andere Faktoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Freundschaften. Gerade bei jungen Kindern nehmen die Eltern Einfluss auf die Wahl der Freunde. Auch die räumliche Nähe zu den möglichen Spielgefährten ist entscheidend. So kann eine Freundschaft oft leichter entstehen und bestehen bleiben, wenn der Weg zum anderen nicht zu weit ist. Eine wichtige Rolle spielt zudem der Spaß, etwas gemeinsam zu unternehmen. „Freunde zu haben bedeutet auch, Spaß zu haben. Deutlich mehr Spaß, als man zum Beispiel in der Schule ohne Freunde hat“, erklärt von Salisch.

Vertrauen ist wichtig

Wenn Kinder älter werden, ändern sich die Anforderungen, die sie an einen Freund haben. „Bei Jugendlichen spielen die gemeinsamen Interessen nicht mehr eine so große Rolle“, sagt die Professorin. „Es zählen andere Dinge.“ Zum Beispiel Vertrauen. So wie bei Nico und Daniel. Seit zwei Jahren sind die beiden Jungen die besten Freunde. „Wir haben uns in der dritten Klasse kennengelernt“, erzählt Nico. Der Elfjährige liebt Lego. Stundenlang tüftelt er an einem großen Fahrzeug, überlegt, wie es am besten konstruiert werden muss, damit es am geschmeidigsten fährt.

Daniel hingegen ist eine wahre Sportskanone. Er spielt Tennis, macht Karate. Daniel bewundert Nicos Talent, Legofahrzeuge zu bauen, und Nico Daniels Durchsetzungsvermögen. Was beide besonders wichtig finden, ist, dass sie sich alles anvertrauen können. „Wir sind beste Freunde, und mit einem besten Freund versteht man sich eben am besten“, erklären die beiden Kinder. Und sie wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können. Und auch das spielt eine wichtige Rolle in der Freundschaft älterer Kinder.

Neben den Anforderungen, die Menschen an ihre Freunde haben, ändern sich auch die Definitionen von Freundschaft. Für Kleinkinder ist schon das Kind ein Freund, mit dem sie hin und wieder auf dem Spielplatz zusammen Sandburgen bauen.

Lieblingskumpel: haben auch schon kleine Kinder

Schon bei den Jüngsten ist zu beobachten, dass sich Mädchen eher mit Mädchen anfreunden und Jungen eher mit Jungen. Und schon die ganz Kleinen haben eine ungefähre Vorstellung davon, was ein Freund ist. Nämlich einer, mit dem man gerne und häufiger spielt. Wer einmal böse war, mit wem man sich schon sehr gestritten hat, der ist kein Freund mehr. Und auch, wenn Freundschaften bei den Kleinen nicht immer allen Konflikten und Streitereien trotzen können: Besonders ganz kleine Kinder sind meistens auf einen Freund oder eine Freundin fixiert. Und wenn der Lieblingsspielkamerad nicht im Kindergarten ist, kullern die Tränen. Auch die anderen Kinder können in dem Fall nicht darüber hinwegtrösten, dass der Lieblingskumpel fehlt. In der Schule ändert sich das Freundschaftsverhalten. Oft ändern die ABC-Schützen ihre Meinung, wer nun der Lieblingsspielkamerad ist, wechseln zwischen den verschiedenen Kindern, probieren sich aus und testen, wer am besten zu ihnen passt.

Ältere Kinder definieren Freundschaft anders. Sie lösen sich langsam von ihrem Elternhaus, suchen sich eigene Kontakte und Bezugspersonen. Ihrem besten Freund möchten sie vertrauen können.

Jungen- und Mädchenfreundschaften sind anders

Unterschiede gibt es auch zwischen Jungen- und Mädchenfreundschaften. Mädchen teilen Geheimnisse, vertrauen sich ihre Gefühle an, reden und konzentrieren sich in den meisten Fällen ganz auf die beste Freundin. Jungen dagegen unternehmen viel miteinander, um ihre Freundschaft zu festigen. Während Freundschaften zwischen Jungen und Mädchen im Kindergarten und am Beginn der Grundschule oft sehr verbreitet sind, ändert sich das ab der zweiten Klasse meist schlagartig. Einem Jungen als Mädchen ein Geheimnis anvertrauen? Für Achtjährige ist das meistens undenkbar. Und darum sind Jungen-Mädchen-Freundschaften in dieser Zeit eine Seltenheit. Denn gerade später in der Pubertät geht es darum, dass sich die Freunde im wahrsten Sinne des Wortes verstehen. Es geht darum, die eigene Identität zu finden, eigene Entscheidungen zu treffen und diese mit einem anderen Menschen zu teilen, der einen versteht.

Soziales Lernen durch Freunde

Aber es ist nicht nur das „Sich-verstehen“, das eine Freundschaft so wichtig macht. Denn Freunde beeinflussen auch die Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes maßgeblich. Durch einen Freund lernen viele Kinder, wie man sich in einer sozialen Beziehung verhält, welche Folgen bestimmte Verhaltensweisen haben und wie man sich in einen anderen Menschen hineinversetzt. Durch Freunde lernen Jungen und Mädchen schon im Kleinkindalter, mit ihren Gefühlen umzugehen, Konflikte zu lösen und Kompromisse einzugehen. Ein Freund zeigt ganz deutlich, welches Verhalten er in Ordnung findet und welches eben nicht.

„Wenn ein Kind ein anderes Kind zum Beispiel permanent versetzt, bekommt es die Rückmeldung, dass das nicht in Ordnung ist“, erklärt von Salisch. „Durch Freunde werden Kindern Fragen der Moral vermittelt.“ Sich entschuldigen und verzeihen können sind nur zwei Fähigkeiten, die Jungen und Mädchen in einer Freundschaft lernen. Sie erfahren, welchen Einfluss das eigene Handeln auf andere Menschen hat, dass es den anderen vielleicht verletzt und traurig macht. Und sie lernen, sich zu entschuldigen, den Schaden wieder gutzumachen und weiter befreundet zu sein, wenn man sich gegenseitig verletzt hat.

Kinder, die diese Erfahrungen nicht machen, müssen später als Erwachsene mühsam lernen, wie man einen Konflikt löst und wie man ein Problem selbst anpackt.

Zusammen spielen, lachen, streiten und sich wieder vertragen: Das ist es, was Freundschaft oft für die ganz Kleinen ausmacht. Auch Julia, Malte und Lennart wissen das mit ihren fünf und drei Jahren schon. Und die kleine Julia weiß noch mehr. Nämlich, warum sie so gerne mit den beiden Jungen spielt. „Das sind meine Freunde“, sagt sie. Und auch wenn sie mal traurig ist, Lennart und Malte wissen immer ganz genau, wie sie sie zum Lachen bringen können. Und wer weiß, vielleicht, hält ihre Freundschaft ja auch ein Leben lang. Es wäre ihnen zu wünschen.  Denn wie heißt es doch im Lied von Heinz Rühmann so schön? „Ein Freund bleibt immer Freund, auch wenn die ganze Welt zusammenfällt. (…) Ein Freund, ein guter Freund, das ist der größte Schatz, den’s gibt.“