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Familienleben

Die Vater-Sohn-Beziehung beginnt bereits vor der Zeugung

Golrokh Esmaili · 14.09.2020

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© AdobeStock

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Golrokh Esmaili spricht für KÄNGURU mit Alexander Cherdron, Facharzt für Allgemeinmedizin, Psychotherapeut, Psychoanalytiker und Autor. Er hat das Buch „Väter und ihre Söhne – eine besondere Beziehung“ geschrieben.

KÄNGURU: Hat das Schreiben an ihrem Buch „Väter und ihre Söhne“ den Blick auf ihre persönliche Vater-Sohn bzw. Vater-Vater Beziehung verändert?

Cherdron: Wenn man ein Buch zum Thema Vater und Söhne schreibt, dann reflektiert man natürlich noch einmal die eigenen Beziehungen. Das Schreiben war für mich somit auch ein Prozess der Beschäftigung und Auseinandersetzung – mein Sohn ist während des Buchschreibens ausgezogen und mein Vater gestorben. Die natürlichen Prozesse von Ablösung und Trennung zwischen Vätern und Söhnen finden im Buch daher auch Berücksichtigung.

Was war das größte Aha-Erlebnis während ihrer Recherchen zum Buch?  

Was mir immer wieder auffällt - in 20 Jahren meiner Arbeit - ist, dass sich bestimmte Dynamikenund Abläufe über Generationen wiederholen. Immer und immer wieder. In verschiedenen Konstellationen können sich Väter und Söhne das Leben gegenseitig schwer machen. Der Hintergrund sind hierbei klassische Konflikte, die überall vorkommen können und die Väter und Söhne ein Leben lang begleiten.

Was ist das Herausforderndste in einer Beziehung zwischen Vätern und Söhnen?

Die Vater-Sohn-Beziehung ist naturgemäß von Reibung und häufig auch von Rivalität begleitet. Als Vater sollte man sich dieser Herausforderung bewusst sein und hierbei als „weiser Herausforderer“ agieren. Nur so kann die Reibung positiv für die Entwicklung der Söhne genutzt werden. Zwei Phasen in der langen Beziehung zwischen Vätern und ihren Söhnen tun sich da besonders hervor: Einmal die ödipale Phase, wenn Jungs ihre Mütter für sich beanspruchen und sagen „Meine Mama gehört mir“. Das ist der Punkt, an dem das Kind mit seinem Laserschwert gegen den Vater ankämpfen möchte. Wenn es soweit ist, dürfen Väter ihre Söhne nicht belächeln, sondern müssen sie ernst nehmen und gleichzeitig klare Grenzen ziehen. Ähnliche Spannungen gibt es später in der Pubertät, in der es für die Söhne um die Ausbildung der eigenen Identität geht. Hier sind Väter für ihre Söhne oft die letzten Vollpfosten. Wegatmen ist hier weise. Durch diese Phasen gut durchzukommen, ist wichtig. Das Verhalten der Söhne nicht persönlich zu nehmen und sich zu denken: Ich bin hier nur der Dukatenscheißer… Eltern müssen erkennen, dass das alles normale Entwicklungen sind.

Ist das bei Müttern und Töchtern anders?

Es gibt Parallelen. Ich denke da an das berühmte Schneewittchen-Motiv: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Aber gestörte Vater-Sohn Beziehungen sind gefährlicher und bringen viel Unheil über die Welt. Das liegt auch daran, dass Männer ihre Wut ausagieren und nach außen bringen.

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▸ Was für ein Vater möchte ich sein?

Wie können wir Mütter eine gute Vater-Sohn Beziehung unterstützen?

Mütter müssen von der Wichtigkeit der mütterlichen und der väterlichen Welt überzeugt sein. Beides hat seine Richtigkeit und Wichtigkeit. Das gesamte System ist ein Dreieck: Vater, Mutter, Kind. Mütter müssen Vertrauen in das Väterliche haben und darauf, dass es einen guten Einfluss auf die gesamte Entwicklung des Kindes hat. Das sollte sich also nicht darauf beschränken, dass Väter ihren Kindern das Fläschchen gut geben können. Bei Müttern läuft nach der Geburt des Kindes ein genetisches Programm ab. In der Höhle muss es gut temperiert sein, es darf keine unmittelbare Gefahr bestehen usw. Aber mit der Zeit müssen sie ihr Kind in die Außenwelt entlassen. Die väterliche Welt - das ist neurobiologisch nachgewiesen - ist grundsätzlich eher nach außen gerichtet. Hier geht es um Gefahren, die von außen kommen: Wann kommt die nächste Eiszeit? Wie komme ich zum nächsten Ort? Wie baue ich ein Schwert, um zu jagen?

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

 

Buchtipp

Buchtipp Väter und ihre Söhne

Väter und ihre Söhne ist eines der spannendsten Bücher, die ich in den letzten Monaten zum Thema gelesen habe. Der Autor Alexander Cherdron, Arzt für Allgemeinmedizin, Psychotherapeut und Psychoanalytiker, beleuchtet in seinem Buch Vater-Sohn Beziehungen aus der Geschichte und der Gegenwart und betrachtet sie aus dem soziologischen und psychoanalytischen Blickwinkel. Er bedient sich dafür verschiedener Beispiele, wie der Beziehung zwischen Kirk und Michael Douglas. Er beleuchtet die Rolle des Vaters für die Entwicklung der Söhne, zeigt Spannungsfelder auf und beschäftigt sich mit dem Wandel der Vater-Rolle. Angereichert mit vielen Zitaten aus Musik und Literatur macht das Buch Spaß und gibt gleichermaßen viele spannende Einblicke in die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen.

Väter und ihre Söhne
Alexander Cherdron
Springer Verlag
17,99 Euro

 

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