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Familienleben

Dad, you can!

Christian Hanne · 24.06.2024

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Die gesellschaftlichen Erwartungen an Väter sind heute höher als früher. © Halfpoint/Adobe Stock

Die gesellschaftlichen Erwartungen an Väter sind heute höher als früher. © Halfpoint/Adobe Stock

Let’s talk about Bindung, liebe Väter. Für Kinder ist sie wichtig, damit sie Nähe und Geborgenheit erfahren, selbstbewusst und selbstständig werden und soziales Verhalten lernen. Und für Väter ist sie wichtig, damit die Kinder später nicht sagen: „Papa? Das war doch dieser Mann, der sonntags mit uns gefrühstückt hat. Manchmal.“

Früher war nicht alles besser

Da ihr diesen Beitrag lest, gehe ich davon aus, dass ihr euch mit eurer Rolle als Vater und der Beziehung zu euren Kindern beschäftigt. Das war früher anders, da war die elterliche Rollenverteilung ganz klar: Mutti kümmert sich um Kinder, Kochen und Haushalt, Vati ist fürs Geldverdienen zuständig, zieht den ungezogenen Blagen ab und an die Ohren lang und hält sich ansonsten aus Erziehungsfragen raus. Heutzutage sind die gesellschaftlichen Erwartungen an Väter höher. (Stichwort „aktive Vaterschaft“ und so.) Laut dem aktuellen Väterreport des Bundesfamilienministeriums erwarten 84 Prozent der Bevölkerung, Väter sollten möglichst viel Zeit mit ihren Kindern verbringen. Auch der eigene Anspruch von Vätern ist mittlerweile ein anderer. Fast 70 Prozent aller Papas wollen sich mehr an der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder beteiligen als ihre Väter. (Keine besonders hohe Messlatte, aber besser als nichts.) Das lässt sich durchaus im Alltag beobachten. Immer mehr Papas tragen ihre Babys im Tragegurt spazieren, wickeln und füttern sie oder gehen mit ihren größeren Kindern zum Musikunterricht, auf den Spielplatz oder zum Sport. Zumindest in der Kölner Südstadt.

Männer können das auch

Mitunter glauben Väter, Mütter hätten aus biologischen Gründen eine engere Bindung mit ihren Kindern und könnten besser mit ihnen umgehen. (Stichwort „mütterlicher Instinkt“ und so.) Ich kann euch versichern, das ist nicht der Fall. Der Milcheinschuss verpasst Müttern kein Parenting-Pro-Level-Upgrade. Die meisten Erstlings-Mamas haben am Anfang vielleicht einen angelesenen Wissensvorsprung, aber eigentlich auch keinen Plan. Prinzipiell sind Mütter und Väter gleichermaßen bindungsfähig. Das liegt am Oxytocin, einem Bindungshormon, das zu den Glückshormonen zählt und beispielsweise beim Kuscheln mit einem Baby ausgeschüttet wird. Bei Männern und Frauen. Eltern sind regelrecht oxy-süchtig. Dadurch entsteht die bedingungslose Liebe zum Nachwuchs. (Diese stellt das Baby nachts auf eine harte Probe, wenn es ein leichtes Hüngerchen verspürt und schreit, als sei es vom Leibhaftigen besessen.)

Mütter haben also keine evolutionären Bindungsvorteile. Wenn ihr euch intensiv um euren Nachwuchs kümmert, baut ihr eine ebenso enge Beziehung auf. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Väter genauso gut wie Mütter erkennen, wann ihr Baby Hunger oder Schmerzen hat, und angemessen darauf reagieren. Wobei das allerdings nicht so wahnsinnig schwierig ist. In der Regel wollen weinende Babys entweder etwas essen oder ihnen sitzt ein Pups quer. Die Chance, das richtig zu deuten, ist Fifty-Fifty.

Eine aktive Vaterschaft kann für die kindliche Entwicklung sogar besonders positiv sein. Beispielsweise reden Väter anders mit ihren Kindern als Mütter. Das ist gut für deren Sprachentwicklung. („Guten Tag, mein Name ist Lohse und ich spiele Lego mit Ihnen.“) Außerdem spielen Väter häufig wilder, körperbetonter und herausfordernder. Das stärkt das kindliche Selbstbewusstsein. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Auch Mütter können ihre Kinder „väterlich herausfordern“ und Väter den Nachwuchs „mütterlich behüten“. Diese Unterschiede sind ohnehin gar nicht so wichtig. Hauptsache ihr geht beide liebevoll mit den Kindern um, reagiert einfühlsam auf ihre Bedürfnisse und gebt ihnen ein Gefühl von Geborgenheit. Dann ist vollkommen egal, wer von euch mit den Kindern kuschelt und wer sie mit einem Hulk-Hogan-Gedächtnis-Body-Slam aufs Bett wirft.

Gut Ding will Weile haben

Damit ihr zum Oxy-Junkie werdet und eine enge vertrauensvolle Bindung zu euren Kindern aufbaut, müsst ihr viel Zeit mit ihnen verbringen. Eine begrenzt originelle Weisheit, die euch so viel Erkenntnisgewinn liefert wie der Satz „Wasser ist nass“. Trotzdem stimmt sie. Die schlechte Nachricht: An Zeit mangelt es vielen Vätern. Die meisten sind Vollzeit erwerbstätig, kommen abends erschöpft nach Hause und haben weniger Zeit mit ihren Kindern als die Mütter. Ihr kennt das vielleicht. Die gute Nachricht: Bei der gemeinsamen Vater-Kind-Zeit kommt es nicht ausschließlich auf Quantität an, sondern vor allem auf Qualität. Was heißt das praktisch? In den Momenten, die ihr mit euren Kindern verbringt, müsst ihr zugewandt und emotional anwesend sein. Klingt ein bisschen esoterisch, ist aber so. Beim Vorlesen, Spielen und Schmusen führt ihr keine Telefonate nebenbei, beantwortet keine E-Mails und stellt auch keinen neuen Candy-Crush-Rekord am Handy auf. Nein, ihr gebt euren Kindern die volle und ganze Aufmerksamkeit. Außer sie zählen euch alle 807 Pokémon mit ihren Skills und Kategorien auf. Dann dürft ihr einen geschäftlichen Anruf vortäuschen.

Drum bügelt, wer sich ewig bindet

Qualität zählt mehr als Quantität – das heißt nicht, dass ihr ausschließlich „Quality Time“ mit euren Kindern verbringen müsst, um zu bonden: Am Wochenende in den Zoo, ins Schwimmbad oder auf den Spielplatz, Fußball spielen, einen Film schauen oder an der Playstation zocken, während Mama unter der Woche den nervigen Kram an der Backe hat: Hausaufgaben betreuen, Kindergeburtstagsgeschenke besorgen, Kinderarztbesuche und so weiter. „Nicht-Quality-Time“ ist ebenso wertvoll für die Vater- Kind-Bindung. Ihr werdet es vielleicht nicht gerne lesen, aber es gibt tatsächlich Studien, aus denen hervorgeht, dass Kinder sich stärker liebevoll von ihren Vätern umsorgt, wertgeschätzt und geliebt fühlen, je mehr diese sich im Haushalt engagieren. (Studienleiterin war wahrscheinlich eine Mutter.) Abwaschen, Staubsaugen und Wäsche falten sind zwar lästig, dafür müsst ihr die Liebe eures Nachwuchses nicht mit teurer Unterhaltungselektronik erkaufen.

Es muss nicht immer Vollzeit sein

Für euch ist der Spagat zwischen Beruf und Familie sicherlich auch herausfordernd und ihr habt oft das Gefühl, weder dem einen noch dem anderen gerecht zu werden. (Mütter kennen das.) Eine Lösung könnte sein, die Arbeitszeit zu reduzieren. Machen aber nur rund acht Prozent aller Väter. Ein häufiges Argument dagegen: Die Angst vor dem Karriere-Knick! (Mütter kennen das.) Möglicherweise besteht aus finanziellen Gründen die Notwendigkeit, dass ihr Vollzeit arbeitet. Weil ihr einen anspruchsvollen Lebensstil pflegt und auf keinen Euro eures sechsstelligen Jahresgehalts verzichten wollt. Oder ihr bekleidet eine leitende Funktion und müsst immer erreichbar sein. Kann ja sein. Aber unter uns: Chefs sind häufig entbehrlicher als sie denken und auch auf die Gefahr hin, wie ein bekiffter Hippie zu klingen: Geld ist nicht alles. Außerdem liegen die Vorteile von Teilzeit auf der Hand. Ihr verbringt weniger Zeit mit nervigen Kolleg:innen und Vorgesetzten und könnt stattdessen mit euren Kindern auf den Spielplatz gehen und Eis essen. (Und euch um den nervigen Haushalt kümmern.)

Win-Win-Win für alle. Und noch ein Zusatz-Win

Von einer guten Vater-Kind-Bindung und von Eltern, die sich gleichermaßen für Erziehung und Haushalt verantwortlich fühlen, profitieren alle Beteiligten. Eure Kinder haben zwei Vertrauenspersonen, eure Partnerinnen bekommen Verantwortung abgenommen und haben weniger Stress und ihr habt mehr gemeinsame Zeit mit den Kindern. Wem das noch nicht reicht: Laut einiger Studien sind Eltern in gleichberechtigten Partnerschaften zufriedener mit ihrem Sexleben. Ein Argument, das euch sicherlich überzeugt, liebe Väter.


Über den Autor

© Christian Hanne

Christian Hanne ist Vater von zwei Kindern und schreibt in seinem Blog „Familienbetrieb“, in Büchern (u. a. „Hilfe, ich werde Papa!“) und in den sozialen Medien über den täglichen Familienwahnsinn.