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Bildung

Online-Studium in Corona-Zeiten

Inga Drews · 14.05.2020

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© AdobeStock/olezzo

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Keine Vorlesungen, keine Seminare, keine schriftlichen Prüfungen – so sieht in Corona-Zeiten der Alltag in den Universitäten und Hochschulen für die Studierenden aus. Statt in den Hörsälen finden die Kurse in Zoom-Konferenzen oder über Video-Streams statt. Aus dem Präsenz-Studium ist ein Online-Studium geworden

Ebenso wie für die Kinder und Lehrkräfte an den Schulen, die von jetzt auf gleich auf Home Schooling umschalten mussten, gingen mit der Schließung der Universitäten und Hochschulen auch für die Studierenden und Lehrenden dort einschneidende Veränderungen einher. „Ich glaube, wir kommen als Studiengang relativ gut damit klar,“ meint Fabian Vitt dennoch. Er studiert im zweiten Semester den Bachelorstudiengang Code & Context an der Technischen Hochschule Köln. Als Informatik-Studiengang beschäftigen sich Fabian und seine Mitstudierenden unter anderem mit Möglichkeiten, wie Arbeit generell digital funktionieren kann. „So ist es natürlich auch für uns ein ganz interessantes Experiment, was hier gerade stattfindet.“

Nicht nur thematisch passen dieser digitale Studiengang und das Online-Studium gut zusammen. „Unser Studiengang ist, glaube ich, sehr sehr gut dafür geeignet, in dieser Zeit und in diesem Format zu funktionieren,“ erklärt Fabian. Anstelle eines Semesterplans, nach dem man wöchentlich verschiedene Fächer und Kurse parallel besucht, haben die Studierenden hier zweiwöchige Kursblöcke, in denen sie gemeinsam an einem Thema arbeiten. Das erleichtert den Studienalltag, denn Fabian muss so nicht an einem Tag in fünf verschiedenen Zoom-Konferenzen hintereinander sitzen. Stattdessen betreten er und seine StudienkollegInnen zu Beginn des Unterrichtstages einen Zoom-Raum und bleiben bis zum Ende dort – natürlich mit Pausen. „Es macht die Organisation wesentlich einfacher,“ findet Fabian.

Veränderte Kurspläne und Methoden

Schwieriger wird es allerdings bei den Blöcken, in denen es um „Hands On-Themen“ – also auch um das physische Design von zum Beispiel Prototypen – geht. Praktisches Arbeiten fällt in Corona-Zeiten weg, denn in diesem Punkt erreicht das Online-Studium seine Grenzen. Mit der Hoffnung, dass die Studierenden bald wieder vor Ort an solchen Projekten arbeiten können, wurden einige der Themenblöcke im Semesterplan nach vorne oder hinten verschoben. „Mein Kurs ‚DevOps’ wurde kurzfristig vom Semesterende auf den -anfang verlegt,“ erzählt Prof. Dr. René Wörzberger von der Fakultät für Informations-, Medien- und Elektrotechnik. Diesen Kurs hält er auch in einem anderen Studiengang der TH Köln, daher konnte er für Code & Context viel Inhaltliches wiederverwenden.

Durch die Vorverlegung seines Kurses kam allerdings die organisatorische Vorbereitung auf den Online-Unterricht etwas zu kurz. „Für eine echte Umstellung auf geänderte Modalitäten blieb einfach keine Zeit,“ erklärt Wörzberger. Daher lief sein Kurs ungefähr so ab, wie er ihn auch im echten Seminarraum gestaltet hätte – nur dass er seine Vorträge live in der Zoom-Konferenz gehalten hat. Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, sagt Wörzberger, hätte er die Vorträge im Vorfeld aufgenommen und für seine Studentinnen und Studenten aufbereitet. „Der Aufwand hierfür ist allerdings sicherlich nicht zu unterschätzen.“ Im Großen und Ganzen hat es aber gut funktioniert, den Kurs digital abzuhalten. Abgesehen von den Vorträgen des Dozenten ist der Kurs relativ technisch und die Studierenden bearbeiten ihre Aufgaben mehr in Einzelarbeit als in Teams. „Dadurch fallen die zusätzlichen Kommunikationsschwierigkeiten aufgrund der erzwungenen Heimarbeit hier nicht so stark ins Gewicht,“ meint Wörzberger.

Studien-Alltag ohne Kontakt

Was in diesem neuen Uni-Alltag jedoch vermisst wird, ist der direkte Kontakt zu den Mitstudierenden, zu den Professorinnen und Professoren. „Wir haben uns relativ häufig nach dem Studium noch am Kiosk getroffen und den Abend noch ein bisschen ausklingen lassen,“ erzählt Fabian. Diese kleinen Rituale fehlen zurzeit besonders. Solche Zusammentreffen finden derzeit zwar online in der dafür gegründeten „Kiosk“-Gruppe statt. „Aber es ist trotzdem nicht ganz dasselbe – auch wenn es halt schon funktioniert.“

Auch René Wörzberger fällt als Dozent auf, dass der unmittelbare Kontakt zu seinen Studierenden etwas ist, das er beim Online-Studium vermisst: „Natürlich fehlt durch die Entfernung oft das direkte, manchmal unterschwellige Feedback.“ Dazu, wie er trotz der Distanz wieder mehr mit seinen Studenten ins Gespräch kommen kann, hat Wörzberger sich schon ein paar Gedanken gemacht. „Eine Lösung könnte hier sein, mehr Gefühl von Co-Location zu erzeugen,“ überlegt er. Das ginge zum Beispiel, wenn eine Zoom-Sitzung geöffnet bliebe, wenn gerade kein Vortrag oder keine Besprechung stattfindet. „Allein für kurze Rückfragen ansprechbar auszusehen, kann helfen.“

Positive Nebeneffekte

Natürlich hat das Online-Studium auch ein paar gute Seiten. „Ich muss nicht zwingend eine Hose tragen, um zu studieren, aber das ist nochmal ein anderes Thema,“ scherzt Fabian. Neben diesen persönlichen modischen Entscheidungen gefällt Fabian, dass er zurzeit nicht vier Stunden am Tag im Zug verbringen muss, um seinen Kurs zu besuchen. Bis er demnächst nach Köln zieht, pendelt er von Siegen aus zur Hochschule. Da spart ihm das Online-Studium eine Menge Zeit und er kann diese nutzen, um in Siegen auch nebenbei zu arbeiten. Solche Lebenssituationen macht das Studieren von zuhause wesentlich einfacher, findet Fabian.

Zukunft Home-Studium?

Unterm Strich ergibt sich der Eindruck, dass das Online-Studium im Studiengang Code & Context durchaus funktioniert – wenn auch mit kleinen Einschränkungen. Da stellt sich die Frage, ob nicht in Zukunft und mit mehr Vorbereitungszeit grundsätzlich mehr Kurse nur noch online stattfinden können und werden.

Das käme auf die Inhalte und Lehrformen der Kurse an, antwortet Wörzberger. „Bestimmte Anteile der Lehre lassen sich gut digitalisieren.“ Anstelle von Vorlesungen, bei denen die Studierenden ohnehin nur mitschreiben, könnte zum Beispiel auf professionelle Lehrvideos gesetzt werden. Auch in Kursen, in denen mathematische oder technische Inhalte im Fokus stehen, könnte der Wechsel funktionieren, da die Studierenden diese in Einzelarbeit erarbeiten können. „Demgegenüber sehe ich die Online-Lehre bei Kursen zu Design, Kreativität, Team-Work etc. viel kritischer,“ meint Wörzberger. Bei diesen Themen ist es oft notwendig, dass die Studenten miteinander oder mit den Lehrkräften zusammenarbeiten. In diesen Fällen sei die Entfernung sicherlich hinderlich.

Fabian wagt ebenfalls einen Blick in die Zukunft des Online-Studiums: „Ich könnte mir vorstellen, dass diese Impulse, die wir jetzt kriegen und auch verarbeiten, in diese Richtung gehen.“ Dabei denkt er an die Versuche, auch in der Arbeitswelt das Home-Office grundsätzlich zu ermöglichen. In der Art könnte es zumindest teilweise auch im Studienleben funktionieren. Das Experiment, dass gezwungenermaßen durch die Corona-Krise in Gang gesetzt wurde, und die Fortschritte bei der Digitalisierung, die damit einhergehen, liefern Erfahrungswerte, auf die Hochschulen und Universitäten aufbauen können.

Studienberatung Online

Gegenwärtig können sich Studieninteressierte ebenfalls über digitale Kanäle beraten lassen. Die zentrale Studienberatung der TH Köln bietet neben dem Kontakt per Telefon oder E-Mail auch die Möglichkeit, sich über Zoom, Skype und andere Chatformate zu informieren.

Für Interessierte am Studiengang Code & Context werden zusätzlich regelmäßig interaktive Infosessions im Web angeboten, bei denen sie Lehrenden, Mitarbeitern und Studierenden direkt Fragen zum Studiengang stellen können. Der Austausch mit Studierenden ist auch über einen Discord-Channel möglich.

Das komplette Webinterview mit Fabian Vitt könnt ihr euch auf der Homepage der TH Köln anschauen.