Bildung
Interview: Frauen in den Job
Petra Hoffmann · 07.01.2021
zurück zur ÜbersichtAgnes Metz ist die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Köln
KÄNGURU: Sind Frauen die Verliererinnen der aktuellen Corona-Krise?
Agnes Metz: Einige Fakten sprechen leider dafür, auch wenn ich den Blick auf das Thema eigentlich nicht aus dieser defizitären Richtung angehen möchte. Aber es lässt sich nicht von der Hand weisen: Zum größten Teil sind die Frauen während der Krise zu Hause geblieben. Im Vergleich zu den Männern haben sie auch schon vorher die Hauptlast der familiären Sorgearbeit getragen. Zusätzlich haben sie im Durchschnitt weniger verdient und sind öfter als Minijobberinnen beschäftigt. Das bedeutet dann aktuell weniger oder gar kein Anspruch auf Kurzarbeitergeld. Doch wie gesagt, so negativ möchte ich nicht auf das Thema blicken. In erster Linie ist mir wichtig, Frauen jetzt Mut zu machen, denn gerade diese Fakten zeigen doch, dass sie sich auf den Weg machen sollten. Erziehende sind erprobte Krisenmanagerinnen. Diese Stärken würde ich gern in den Fokus rücken.
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Was können wir denn mit diesen Stärken in der Krise anfangen?
Die Corona-Pandemie hat uns zwei Dinge klargemacht: Zum einen zeigt sie, wie wichtig und unersetzbar soziale Berufe wie in der Pflege, Erziehung und Unterricht sind. Wir haben ja gesehen, was passiert, wenn plötzlich die KiTas und Schulen schließen. Zum anderen zeigt sie, wie wichtig die fortschreitende Digitalisierung in unserer Arbeitswelt ist. Es konnten dadurch viele Frauen ihre Arbeit flexibel von zu Hause aus erledigen und so Familie und Beruf vereinbaren. Homeoffice und flexible Arbeitszeiten sind seit Corona in vielen Unternehmen keine Fremdworte mehr. Damit stehen die Chancen für Frauen gut, die sich nun aktiv auf den beruflichen Weg machen wollen. Auch die Entwicklung des Arbeitsmarktes ist in vielen Branchen gut und zukunftssicher. Nehmen Sie nur mal die ganzen offenen Jobs in der Verwaltung, die besetzt werden müssen.
Und wie beurteilen Sie die berufliche Situation der Männer?
Der Arbeitsmarkt ist in vielen „männerdominierten“ Branchen stark eingebrochen. In der Automobilbranche beispielsweise gab es bereits vor der Corona-Pandemie Einbrüche und die haben sich weiter verstärkt. Auf der anderen Seite haben Handwerksbetriebe seit Monaten eine erhöhte Nachfrage und vor allem die IT Branche erlebt nach wie vor einen großen ‚Boom‘. Grundsätzlich sehe ich aber in der aktuellen Zeit für Männer die Chance und die Aufgabe, mehr in das Familienleben zu investieren. Homeoffice, Elternzeiten und flexible Arbeitszeiten sind wichtige Bausteine auf dem Weg zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Corona hat gezeigt, wie wichtig das ist und ich wünsche mir, dass auch Unternehmen dies zukünftig für Väter anerkennen und die Familienfreundlichkeit in ihren Unternehmen weiter ausbauen.
Wo gibt es Unterstützung und Beratung für Frauen, die sich auf den Weg machen wollen?
Das Wichtigste finde ich, vorab seine individuellen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu betrachten. Gibt es Stellenangebote in meiner gewünschten Branche? Passt die überhaupt zu meinen bisherigen Fähigkeiten? Wo kann ich lernen, was mir vielleicht fehlt? Wie sind die Zukunftsaussichten in meinem Wunschberuf? Eine gute Übersicht dazu bietet das Onlineportal Berufsentwicklungsnavigator- ‚BEN‘. Passende Weiterbildungen finden Interessierte in unserem Portal ‚KURSNET‘. Haben Interessierte ein passendes Angebot gefunden, können sie im nächsten Schritt das Vorhaben der Qualifizierung mit der Arbeitsagentur besprechen. Und ganz wichtig: Wir unterstützen Weiterbildungen nicht nur, wenn Menschen eine Arbeit suchen. Auch wenn sie sich derzeit in Beschäftigung oder vor allem in Kurzarbeit befinden, ist eine Qualifizierung möglich und kann finanziert werden. Hier berät der Arbeitgeberservice die Unternehmen. Die aktuelle Situation ist also eine sehr gute Zeit, um in Qualifizierung und damit in die eigene Zukunft zu investieren.
Wie sehen Sie die Chancen für Gründungen?
Grundsätzlich ist jedes Gründungsvorhaben von der Idee und dem Markt abhängig – und der weist oft in Richtung Digitalisierung. Aber auch die Not in den sozialen Berufen macht ja manchmal sehr erfinderisch. Neue, gut durchdachte Ideen können in allen Bereichen funktionieren, man sollte sich nicht entmutigen lassen. Wichtig ist aber auch hier, sich vorher gut zu informieren und für sich passende Netzwerke zu suchen. Dabei kann zum Beispiel die Veranstaltungsreihe ‚Frauen gründen anders‘ unterstützen. Zusammen mit dem Kölner Netzwerk Frau & Wirtschaft bieten wir diese am 17. November digital an.
Vielen Dank für Ihre Einschätzung und die Informationen!
Info
Agnes Metz
Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt
Kontakt: 0221 - 9429 5400
Email: koeln.bca@arbeitsagentur.de
Agentur für Arbeit Köln
Kompass zum beruflichen Wiedereinstieg
Butzweilerhofallee 1
50829 Köln
Email: Koeln.Wiedereinstieg@arbeitsagentur.de
Fragen stellen, Antworten erhaltenEine gute Gründungsberatung erkennt man daran, dass der oder die Berater*in auch Nein sagen kann. Nein zu einer Geschäftsidee, die nicht über das Wolkenkuckucksheim hinaus kommt, weil sie z.B. nicht gut durchgerechnet ist oder die Zielgruppe gar nicht existiert. Sagt der oder die Gründungsberater*in jedoch Ja, ist er oder sie davon überzeugt, dass das Unternehmen mittel- bis langfristig gute Chancen am Markt hat. Bei diesen Stellen können sich alle, die mit dem Gedanken einer Gründung spielen, beraten lassen:
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