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Ausflug

Tierischer Ausflug: Den Glühwürmchen auf der Spur

Sven von Loga/Carola Heneweer · 02.06.2023

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© Sven von Loga/Carola Heneweer

© Sven von Loga/Carola Heneweer

Früher, so berichten die Älteren, gab es mehr Glühwürmchen, viel mehr. In den Wäldern leuchteten sie zu Abertausenden, saßen auf den Ästen, schwirrten durch den Wald, glühten leise vor sich hin und schufen eine ausgesprochen mystische Stimmung.

Heute sind es weniger. Glühwürmchen sind seltener geworden und natürlich gehen viele Menschen nachts sowieso nicht in den Wald. Jahrhunderte lang war der Wald für die Menschen in der Nacht ein unheimlicher Ort, in dem Räuber und wilde Tiere lauerten. Hat es sich heute gebessert? Wer schickt seine Kinder des Nachts hinaus ins Dunkel oder geht dort spazieren? Nur wenige tun das, aber diejenigen, die es tun, erleben oft unerhört schöne Dinge. Nachts im Wald, das ist ein Erlebnis der besonderen Art.

Ganz besonders schön ist es im Juni, wenn die Glühwürmchen unterwegs sind. Da sitzen wir auf einer Bank oder wir spazieren umher in der Abenddämmerung, bis auch der letzte Rest Licht verschwunden ist. Mit einem Mal kommt ein leuchtender Punkt angeschwebt, ganz leise, ganz langsam, wie eine Elfe, die ein Licht mit sich trägt. Faszination macht sich in uns breit und schon kommt ein zweites Licht angeschwebt. Es mag so gegen 22 Uhr sein, die richtige Zeit für Glühwürmchen. Und nur ein paar Minuten später ist der Wald voll. Überall schweben die kleinen Lichter durch die Luft, mal setzen sie sich irgendwo hin, manchmal sogar auf unsere Jacke, die aber kein Feuer fängt, denn Glühwürmchen sind kalt.

Käfer statt Würmer


Ganz nah dran. © Sven von Loga/Carola Heneweer

Beileibe sind es keine Würmchen, sondern kleine Käfer, die fliegen können. Zoologisch gehören sie zu den Leuchtkäfern, den Lampyridae. Wir nennen sie Glühwürmchen, weil die Weibchen an Würmer erinnern. In unseren Breiten sind drei verschiedene Arten heimisch: der Kleine Leuchtkäfer, der Große Leuchtkäfer und der Kurzflügel-Leuchtkäfer.

Bei allen Glühkäfern können die Weibchen leuchten, die Männchen allerdings leuchten ausgeprägt nur bei Exemplaren des Kleinen Leuchtkäfers. Das Leuchten dient bei unseren heimischen Glühkäfern (vermutlich) schlicht dem Zweck der Partnersuche. Das Weibchen, das am hellsten leuchtet, lockt am meisten Männchen an. Diese fliegen in etwa zwei Metern Höhe herum und lassen sich zielgenau auf ein Weibchen fallen, wenn sie eines erspäht haben. Da nur die Männchen fliegen können, handelt es sich in unseren Breiten bei fliegenden Glühwürmern deshalb immer um die Männchen des Kleinen Leuchtkäfers.

Wie und warum leuchten Glühwürmchen?

Das Leuchten wird durch die Zersetzung einer kompliziert gebauten Carbonsäure namens Luciferin durch das dazugehörige Enzym Luciferase erzeugt. Seinen Namen hat das Luciferin übrigens vom Lateinischen „lux“ (Licht) und „ferre“ (tragen, bringen) – der Lichtbringer-Stoff also. Dieser Prozess der selbstständigen Lichterzeugung wird auch Biolumineszenz genannt und ist ziemlich kompliziert.

Interessant ist aber, dass das Glühwürmchen chemische Energie nahezu verlustfrei in (kaltes) Licht umwandelt. Zum Vergleich: Eine Glühbirne macht aus elektrischer Energie nur zu etwa fünf Prozent Licht und zu 95 Prozent Wärme.


Glühwürmchen mit Langzeitbelichtung aufgenommen. ©Sven von Loga/Carola Heneweer

Wann beobachten wir Glühwürmchen?

Ein anderer Name für Glühwürmchen ist Johanniswürmchen, weil sie etwa zur Johannisnacht vom 23. auf den 24. Juni besonders aktiv ausschwärmen. Bis Mitte Juli, je nach Witterung auch bis Ende Juli, lassen sie sich in den Wäldern beobachten. Auf der Suche nach einer Partnerin fliegen die Männchen im Dunkeln durch die Wälder. Jetzt ist die ideale Zeit, in lauen Sommernächten Glühwürmchen zu beobachten. Allerdings: Glühwürmchen mögen es schön warm. Bei 12° oder 14° Celsius ist es ihnen noch zu kalt. Wenn es aber in den Nächten auf 20° Celsius zugeht, dann sind sie unterwegs. Deshalb kann sich der erwähnte Zeitraum auch temperaturabhängig verschieben.

Wo lassen sich Glühwürmchen gut beobachten?

In Deutschland sind die kleinen Tierchen zwischen Juni und Juli an Waldrändern und Gebüschen, in Wiesen, Gärten und Parks zu finden. Sie leben oft in der Nähe von offenem Wasser, nie jedoch in dichtem Wald und auch niemals in Nadelwäldern. Sie lieben Laub, denn darin können sie überwintern. Auch in Wiesen kann man sie finden, vor allem dort, wo es krautige Pflanzen und höhere Gräser gibt. Deswegen kann man die Leuchtkäfer mit etwas Glück auch in Stadtparks oder im heimischen Garten sehen.


Wie im Märchenwald © Sven von Loga/Carola Heneweer

Da Glühwürmchen helles Licht meiden, beobachtet man sie vorzugsweise in dunklen Parks und Wäldern. Auf keinen Fall sollte man mit einer starken Taschenlampe unterwegs sein. Ideal ist eine stark herunter gedimmte Lampe, vielleicht auch ein Rotlicht, so dass man gerade noch den Weg erkennen kann. Und dann setzt man sich an einer Stelle, an der viele Glühwürmchen sind, auf eine Bank oder einen Baum, macht das Licht komplett aus und beobachtet sie. Wenn es ganz dunkel ist, machen immer mehr Glühwürmchen ihr Licht an, weil sie sich ungestört fühlen und schwärmen durch den Wald.

Warum sind Glühwürmchen gefährdet?

Leuchtkäfer leben auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis. Es gibt über 2.000 Arten. Ihre Bestände nehmen ab. Dies liegt zum einen am schwindenden Lebensraum durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Zum anderen macht dem Glühwürmchen die steigende Lichtverschmutzung zu schaffen. Hell beleuchtete Stadtparks zum Beispiel sind kein Ort, an dem eine Glühwürmchendame auf einen Partner hoffen darf, denn die Männchen meiden das Licht so gut es geht. Auch die Larven brauchen Dunkelheit.

Die Corona-Pandemie könnte für einige Glühwürmchen allerdings ein Segen gewesen sein. Aus den USA wurde beispielsweise berichtet, dass viele Nationalparks in diesem Jahr nahezu menschenleer waren. Die Leuchtkäfer konnten sich im Corona-Sommer ohne Lichtverschmutzung ungestört in den Wäldern finden und paaren. Vielleicht sind deshalb in diesem Sommer die kleinen Leuchtkäfer wieder zahlreicher unterwegs.

Tipp

Glühwürmchen-Fotografie ist nicht ganz einfach, es ist kein Licht vorhanden und das schwache Glimmen eines Glühwürmchens fängt man auch nicht so schnell ein. Da hilft nur die sogenannte Langzeitbelichtung: Man fotografiert eine oder zwei Minuten ins Dunkel hinein – damit der Fotoapparat nicht wackelt auf dem Stativ – und zeichnet die Flugbahnen des Glühwürmchens auf, was wunderschöne Leuchtspuren gibt.

In der zweiten Junihälfte gibt es auch wieder Glühwürmchen-Exkursionen irgendwo in und um Köln. Da erst einmal feststehen muss, dass überhaupt Glühwürmchen unterwegs sind, findet ihr Termine relativ kurzfristig im KÄNGURU-Kalender und auf uncites.de/naturbeobachter-exkursionen/glühwürmchen/.

Sven von LogaSven von Loga leitet seit vielen Jahren GeoExkursionen im Rheinland. Er ist zertifizierter Natur-und Landschaftsführer und hat bereits einige Wanderbücher geschrieben, in denen er seine Leserinnen und Leser mit zu seinen Lieblingsorten in der Natur nimmt. Auch verschiedene GeoExkursionsführer mit spannenden Abenteuer-Touren speziell für Familien in die Vulkaneifel, die Nordeifel und ins nördliche Rheinland sind dabei.

www.uncites.de

KÄNGURU hat mit Sven von Loga einen Podcast zum Thema Geocaching aufgenommen:

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