Ausflug
Besuch im Tierheim Zollstock
Claudia Berlinger · 09.01.2018
zurück zur ÜbersichtFotos: Claudia Berlinger
Als unser Möpschen Shima ihren 10. Geburtstag beging, haben wir überlegt, mit welchem Geschenk wir ihr wohl die meiste Freude machen würden. Wäre ein Schinkenknochen das richtige Geschenk? Oder sollten wir Hundekekse backen oder ihr Leibgericht – Hühnersuppe mit Reis und Möhrchen – für sie kochen? Norea und ich haben eine ganze Weile überlegt, bis wir es einfach wussten. Wenn Shima sprechen könnte, würde sie sagen: „Ich will in euren Betten schlafen.“ Das Geschenk war ein voller Erfolg. Ihren Körbchen stattet sie nur noch äußerst selten einen Besuch ab, so als wolle sie uns das Bild vom Hund im Körbchen abgewöhnen. Cleveres Tier.
Wohin mit dem Körbchen?
Der Oktober ist die beste Zeit zum Ausmisten, sagt der Ayurveda. Da tut es gut, sich in der Wohnung umzuschauen und Altes loszulassen, um Platz für Neues zu schaffen. Shimas Riesenkörbchen wurde inzwischen zum Boot für Noreas Kuscheltiere umfunktioniert. Doch Körbchen Nummer zwei, das brauchen wir wirklich nicht mehr. Wohin also damit? Wer würde sich darüber freuen? Na klar! Die Hunde im Tierheim. Wir fahren also heute nach Zollstock und spenden Handtücher, warme Decken und eben Shimas Körbchen.
Wo wir schon einmal hier sind, schauen wir uns natürlich auch um. Riesige, wunderschöne Hunde rennen im Kreis und bellen, was das Zeug hält. „Das ist nicht die beste Eigenwerbung, aber sie haben einfach Stress“, sagt die Auszubildende im ersten Lehrjahr, die unser Körbchen ins Lager bringt. Es berührt uns, zu sehen, wie viele Hunde keinen Menschen haben. Die Zwinger sind alle voll. Da ist die kleine Pepper, ein Huskymischling von 4 Monaten, die so süß und aufgeschlossen ist, dass Norea sie gleich adoptieren will. Ich denke, dass Shima mit einem Welpen im Haus nicht einverstanden wäre. Und so eine Adoption will wohl überlegt sein. Man geht ja eine lebenslange Bindung ein und muss sich ganz genau überlegen, ob man das leisten kann. Wer betreut den Hund in Urlaubszeiten? Wer springt im Krankheitsfall ein? Wie ist die Lebensplanung für die nächsten 15 Jahre? Eine Checkliste mit allen wichtigen Fragen hat das Tierheim zusammengestellt.
Jedes Tier hat seine Geschichte
An den Käfigen hängen Schilder, auf denen die Geschichten der Katzen und Hunde geschrieben stehen. Norea möchte wissen, was auf dem Schild des Katers Fritz steht, der uns so vehement den Rücken zudreht. Ich lese, dass er zum dritten Mal ins Tierheim abgegeben wurde, weil er sich so eng an seine Menschen bindet, dass er auf gefühlte Vernachlässigung mit Pippi auf dem Kopfkissen reagiert. Er wünscht sich dringend ein Zuhause mit einem Garten und einer alleinstehenden Frau, denn mit Männern fühlt er sich einfach nicht wohl.
Gleich um die Ecke erblicken wir ein weißes Wollknäuel. Die kleine, dünne Hündin, die ein Mäntelchen trägt und offensichtlich blind und leicht gehbehindert ist, wurde auf der Luxemburger Straße ausgesetzt und irrte herum, bis sie von einem Passanten hierher gebracht wurde. „Sie wird wahrscheinlich nicht mehr allzu lange leben“, meint ihre Gassigängerin Elke, die zwei Mal in der Woche kommt, um Hunde auszuführen und ein bisschen mit ihnen zu spielen. Für die betagte Hundedame sucht der Verein eine Pflegestelle, damit sie ihre letzten Monate nicht ganz allein in einem Käfig verbringen muss, sondern ein warmes Körbchen, viel Liebe und menschliche Fürsorge bekommt. Wir wünschen ihr sehr, dass ihr jemand für den letzten Lebensabschnitt ein Zuhause schenkt. Das Tierheim übernimmt in ihrem Fall sogar anfallende Tierarztkosten.
Hängebauchschwein „Berta“ wollte heute nicht aus ihrem Stall kommen, obwohl sie sich sonst gern streicheln lässt. Dafür waren der Hahn und die Hühner, die Mitarbeiter aus einer Legebatterie befreit hatten, sehr neugierig.
Oft weiß man nicht, welche Erfahrungen die Tiere gemacht haben
Tiere aus dem Tierheim bringen eine besondere Verantwortung mit sich. Sie haben manchmal große Verlassensängste und ihr Vertrauen kann in vielerlei Hinsicht gestört sein. Man weiß oft nicht viel darüber, welche Erfahrungen das Tier gemacht hat und auf welche Trigger zum Beispiel ein Hund reagiert. Dass das kein Hinderungsgrund ist, einen Hund aus dem Tierschutz aufzunehmen, weiß das Ehepaar, das sich kürzlich wegen einer Krebserkrankung von seiner Hündin trennen musste und nun kurz vor der Entscheidung steht, die Dogo-Canario Hündin „Wilma“ als Zweithund mitzunehmen, zu der sie trotz der kurzen Begegnung eine gute Bindung aufgebaut haben. „Es gibt so viele Hunde, die ein Zuhause brauchen, wir würden nie einen Hund vom Züchter kaufen“, da sind sich beide einig. „Und unser Rüde wird ihr die Orientierung geben, die sie braucht, um sich gut bei uns einzuleben.“
Die MitarbeiterInnen sind alle sehr beschäftigt und die Schlange an Interessenten ist heute sehr lang. So haben wir die Kaninchen und Meerschweinchen gar nicht gefunden, obwohl es einige hier geben soll. Selbst Land- und Wasserschildkröten wohnen hier, für die ich eine gewisse Schwäche habe.
Das Tierheim braucht warme, dicke Winterdecken. Auch über Plümmobezüge freuen sie sich, die dann gefaltet unter die Katzenkörbchen kommen. Futterspenden sind natürlich auch immer willkommen, aber vor allem wünschen sie sich eines: Ehrenamtliche Helfer und Helferinnen, die mit den Hunden Gassi gehen oder die Katzen kraulen, solange sie im Tierheim bleiben müssen. Wenn Familien mit einem Hund Gassi gehen wollen, müssen die Eltern einen Hundeführerschein machen und eine Versicherung abschließen. Norea meint, den solle ich gleich heute absolvieren, damit wir mit dem Huskymädchen spazierengehen können. Doch ganz so schnell geht es dann doch nicht. Wir werden aber sicher nach unserem Winterurlaub ein längeres Gespräch mit der Revierleiterin Frau Bauer führen müssen, so viel steht fest.
Auf einen Blick
Tierheim Zollstock,
Vorgebirgsstraße 76
50969 Köln
Tel. 0221 - 38 18 58
info@tierheim-koeln-zollstock.de
www.tierheim-koeln-zollstock.de
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 14.00 – 17.00 Uhr
Samstag von 10.00 – 13.00 Uhr
An Sonn- und Feiertagen bleibt das Tierheim geschlossen.
Die Gassizeiten sind:
Montag bis Freitag 10.30 – 12.30 Uhr und 14.00 – 16.45 Uhr
Samstag 10.00 – 12.45 Uhr
An Sonn- und Feiertagen keine Ausführzeiten.