Wir brauchen deine Unterstützung, jeder Cookie zählt!

Wir verwenden Cookies, um die Nutzung unserer Webseite zu verbessern, bestimmte Funktionen zu ermöglichen und vor allem, um unsere Arbeit zu finanzieren. Du kannst dem jederzeit in unserer Datenschutzerklärung widersprechen.

Akzeptieren
Essenziell

Diese Technologien sind erforderlich, um die Funktionalität der Webseite zu ermöglichen.

Statistik

Mit diesen Technologien analysieren wir die Nutzung der Webseite, mit dem Ziel, unsere Arbeit zu verbessern.

Marketing

Diese Cookies sind Grundlage für unsere Einnahmen. Wir nutzen Google Adsense, um Anzeigen unserer Werbekunden auf der Webseite einzustellen. Hier erfährst Du, wie personenbezogene Daten zur Personalisierung von Anzeigen verwendet werden.

Komfort/Externe Medien

Diese Technologien werden verwendet, um dir ein besseres Nutzungserlebnis zu ermöglichen.

Teenager

Durchs Feuer gehen: Feuerwehrmann/-frau

Hanka Meves-Fricke · 26.10.2021

zurück zur Übersicht
Brandmeister Malte Bahr © Sonja Hoffmann

Brandmeister Malte Bahr © Sonja Hoffmann

„Einen solchen Einsatz habe ich mir nicht vorstellen können", erzählt Brandmeister Malte Bahr und spricht über den Einsatz während der Überschwemmungen am 14. Juli 2021 in Köln. Erst vor kurzem hatten wir über seine Ausbildung in der Feuerwache Lindenthal gesprochen und darüber, welche Qualitäten zu dieser Arbeit dazugehören.

Als ich am 14. Juli 2021 von der Kölner Südstadt kommend mit dem Auto durch die Unterführung Gottesweg fahren wollte, stand eine Mannschaft der Feuerwehr bauchtief im Wasser. Es hatte den ganzen Tag aus Eimern geschüttet und in Köln standen Keller und Wohnungen unter Wasser. Im Rheinland und auch in Köln starben Menschen in den Fluten. Ich fragte mich, ob Malte Bahr unter den Feuerwehrleuten ist, hatte ich doch gerade erst vor wenigen Wochen mit ihm über seine Arbeit als Brandmeister in der Feuerwache Lindenthal gesprochen. Meine Ahnung war richtig: Wenn auch die Feuerwehrleute am Gottesweg nicht aus Lindenthal kamen, so fuhren Malte und seine Kollegen ab halb 1 Uhr mittags bis zum nächsten Morgen Einsätze in der Stadt, halfen Menschen, pumpten Keller aus und sorgten dafür, dass für die Kölner:innen das Leben am nächsten Tag wieder weiterging.

„Als ich am nächsten Morgen um 7 Uhr nach Hause kam, war ich kaputt. Das war mein größter Einsatz bisher. Wir haben wirklich rund um die Uhr geschuftet. Zwischendurch hat ein Kollege trockene Kleider geholt, weil wir alle völlig durchnässt waren, und ein Kollege von der Freiwilligen Feuerwehr ist losgefahren und hat für uns alle beim Imbiss etwas zu essen geholt. Danach habe ich 24 Stunden durchgeschlafen.“

Es war Malte Bahrs Kindheitstraum, bei der Feuerwehr zu arbeiten. Dafür ist er von Bremen nach Köln gezogen, hat erst eine dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter gemacht (mehr dazu im Heft vom März 2019) und danach die zum Brandmeister. Wer bei der Feuerwehr arbeiten möchte, muss zuerst eine Ausbildung absolvieren. Seit diesem Jahr, 2021, können Interessierte auch eine Stufenausbildung mit Schulungen in handwerklichen Gewerken absolvieren.

Rechtschreibung und Kraft trainiert

Für den Einsatz bei der Feuerwehr muss jede:r Interessierte einen Eignungstest bestehen. „Ich hatte Sorge, dass ich den Deutschtest nicht bestehe.“ Also hat Malte Rechtschreibung gepaukt. „Und vor den Klimmzügen beim Sporttest hatte ich auch Respekt.“ Also hat Malte seine Kraft trainiert. Im Internet finden sich Buchtipps und Videos zu den Tests. „Schaut mich an“, sagt Malte zu uns. „Ich bin nicht gerade der Kraftprotz und habe den Test bestanden.“ Danach erzählt er uns, dass er schon seit 16 Jahren Kampfsport im Verein betreibt. Feuerwehrleute tragen immerhin 30 Kilogramm mit sich, wenn sie in voller Ausrüstung im Einsatz sind. Fitness und Gesundheit der Feuerwehrleute wird auch in den folgenden Berufsjahren regelmäßig kontrolliert.

Insgesamt arbeiten bei der Kölner Feuerwehr 1.100 Mitarbeiter:innen. Die Feuerwehr Köln ist im Jahr 2020 zu mehr als 172.000 Einsätzen im Rettungsdienst und zu 12.263 Alarmierungen im Brandschutz und der Technischen Hilfeleistung ausgefahren. „Das ist eine ganze Menge“, sagt Malte stolz. Die hiesige Berufsfeuerwehr wird 2022 150 Jahre alt. Damals gab es nur Männer bei der Feuerwehr und alle trugen einen Schnauzbart. In den Mund genommen diente er als behelfsmäßiger Atemschutz.

Was ein:e Brandmeister:in tut?

Die Ausbildung zum:zur Brandmeister:in dauert 18 Monate. Malte konnte sie auf ein Jahr verkürzen, weil er bereits Notfallsanitäter war. Die Schulung erfolgt in Blöcken in Theorie und Praxis. Zusätzlich benötigen die Brandmeister:innen den C-Führerschein. Das Fahren der Lkw will gelernt sein, besonders in der Feuerwache Lindenthal. Das Gebäude ist 101 Jahre alt und die engen Garagen verlangen gutes Fahrvermögen.

In der praktischen Ausbildung auf den Feuer- und Rettungswachen haben die Auszubildenden den gleichen Schichtdienst wie die Brandmeister:innen. Im Rettungsdienst wird in einem 12-Stunden-Dienst gearbeitet. Dieser teilt den Kalendertag in einen Tag- und einen Nachtdienst. Im Brandschutz sind sie im 24-Stunden-Dienst tätig. Pro Woche arbeiten sie 48 Stunden. Der Arbeitstag beginnt gegen 7 Uhr, Dienstbeginn ist 7.30 Uhr. So können sie diejenigen bereits ablösen, die schon lange im Einsatz waren. Oberstes Gebot ist, als Erstes die Schutzausrüstung und das Material zu prüfen, ob alles vollständig ist und funktioniert. Dazu gehören zum Beispiel das für den Dienst persönlich zugewiesene Atemschutzgerät und die Pumpe des Fahrzeuges. Sie kontrollieren, wie die Verkehrslage aussieht und was in der Wache repariert werden muss. Da viele Feuerwehrleute eine technisch-handwerkliche Ausbildung haben, können sie die meisten Reparaturen selbst übernehmen. Täglich nehmen alle die Mahlzeiten gemeinsam ein. Der Tagesdienst kauft ein und kocht. Also ein bisschen Spaß am Kochen hilft auch bei der Arbeit.

Malte selbst fährt inzwischen das Tanklöschfahrzeug oder den Rettungswagen. Die Zeit zwischen den Einsätzen nutzen die Feuerwehrleute für gegenseitige Fortbildungen und für die Fitness. In der Feuerwache Lindenthal gibt es dafür extra zwei Sporträume.

Teamplayer gewünscht

Brandmeister Malte Bahr © Sonja Hoffmann
Brandmeister Malte Bahr © Sonja Hoffmann

„Wir müssen vor allem Teamspieler sein“, erklärt uns Malte. „Wenn der Einsatzleiter sagt, dass es linksherum geht, dann müssen wir folgen. Zeit für Diskussionen ist bei einem Einsatz nicht. Da geht es um Leben und Tod.“ Wir spüren, dass diese Arbeit im Team zu Malte passt.

„Mir fällt die Schichtarbeit leicht“, erläutert Malte, „dafür haben die Älteren größere Erfahrung. Eine riesige Herausforderung ist es, wenn man schon weiß, dass man auf einen Verstorbenen in einer Wohnung treffen wird. Aber irgendjemand muss diese Arbeit machen. Nach einem solchen Einsatz können die Älteren schneller abschalten. Mir hilft, nach der Schicht mit meiner Freundin zu reden.“ Für die Feuerwehrleute steht zudem der Psychosoziale Dienst zur Verfügung.

Wenn wir helfen können

Bei seinem schönsten Einsatz hat Malte einem Kind auf die Welt geholfen. „Das ist das Tolle an der Arbeit, wenn wir Patienten helfen können.“ Und was findet er weniger toll? „Wenn wir im Zug rausfahren und ein Auto die Ausfahrt oder die Durchfahrt blockiert, stresst uns das wahnsinnig und gefährdet Leben.“

Malte ist froh, dass er in Köln bei der Feuerwehr arbeitet. Hier gibt es viele Möglichkeiten zur Weiterbildung. Er denkt bereits über eine Fortbildung zum Ausbilder nach. Zudem gibt es verschiedene Spezialeinheiten, wie die so genannte Analytische Task Force, die Taucher:innen und die Rettung aus Höhen und Tiefen sowie die Hubschrauber. Da sind Sonja und ich neugierig, wo wir Malte in zehn Jahren wiedertreffen werden. Wir jedenfalls fühlen uns schon gut durch ihn und seine Kolleg:innen vor Flut, Feuer und anderen Notsituationen geschützt.

 

Ausbildung: Brandmeister:in

Voraussetzungen für mittleren Dienst:

  • Hauptschul- oder höherwertiger Schulabschluss sowie
  • abgeschlossene Berufsausbildung in einem handwerklich-technischen oder einem anderen für den Feuerwehrdienst geeigneten Beruf
  • Wer keine Berufsausbildung hat, kann seit 2021 eine Stufenausbildung zur Brandmeister:in durchlaufen. Dann sind die Auszubildenden in den ersten 19 Monaten in verschiedenen handwerklichen Gewerken tätig und schließen daran ihre 18-monatige feuerwehrtechnische Grundausbildung an.

Inhalte:

  • Rechtsgrundlagen und Allgemeines, wie Staatsbürgerkunde, Physik, Verbrennungsvorgang, Löschmittel und Löschverfahren, Fahrzeug- und Gerätekunde, Atemschutz, Einsatzlehre, vorbeugender Brandschutz, Sprechfunk, Umgang mit gefährlichen Stoffen und Gütern
  • Theoretische und praktische Rettungssanitäter:in-Ausbildung
  • Berufspraxis und Einsatzübung im Brandschutzpraktika

Weiterbildung:

  • zum:zur Ausbilder:in oder Fortbildungen zum:zur Taucher:in oder in einer anderen Spezialeinheit
  • über ein Studium Fortbildung zum höheren Dienst

Vergütung:

Anwärterbezüge in Höhe von circa 1.299 Euro brutto sowie zusätzlich einen Anwärtersonderzuschlag von circa 1.169 Euro. Vom Nettoeinkommen müssen Beiträge zur privaten Krankenversicherung gezahlt werden.

Infos:

www.berufenet.arbeitsagentur.de
www.rrbk.koeln/wp-content/uploads/2020/02/leistungskonzept-AV.pdf

Weitere Ausbildungsberufe findet ihr in unserer Berufe-Check-Übersicht.

Tags: