Medien
Computerspiele für Kinder: Risiken, Chancen und Tipps für Eltern
Lisa Böttcher · 01.10.2025
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Gaming gehört heute zum Alltag vieler Kinder und Jugendlicher – wichtig ist, dass Eltern mit ihnen im Gespräch bleiben und altersgerechte Spiele begleiten. © Aboltin/Adobe Stock
Computerspiele als Alltagsthema: Warum Eltern sich damit beschäftigen sollten
Für viele Eltern sind Computerspiele ein leidiges Thema. Häufig ist ihre Skepsis mit fehlenden Berührungspunkten verbunden. Dabei können Computerspiele – einigen durchaus berechtigten Sorgen zum Trotz – auch als Chance verstanden werden. Vor allem aber sind sie heute ein fester Bestandteil unserer Medienwelt. Und es lohnt sich, einen genaueren Blick darauf zu werfen.
Eine Expertin auf dem Gebiet ist Linda Scholz von der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW. Gemeinsam mit ihren Kolleg:innen entwickelt sie Angebote für die offene Kinder- und Jugendbetreuung, berät Eltern und Fachkräfte zum Thema Gaming und betreut den Spieleratgeber NRW – eine Online-Plattform, auf der Interessierte sich über verschiedene Computerspiele informieren können. Neben der Fachmeinung der Expert:innen fließt dort auch Kritik jugendlicher Testgruppen in die Wertung mit ein.
Computerspiele verstehen: Plattformen, Genres und Spielmechanik
Um Computerspiele zu verstehen, muss man ihren Aufbau betrachten. „Die erste Frage ist: Wo spiele ich drauf?“, erklärt Linda Scholz. „Es gibt Spiele für das Handy oder Tablet, für die Konsole sowie für den PC.“ Zudem unterscheide man die Anzahl der Mitspielenden. „Bei Single-Player-Games steht häufig die Handlung im Mittelpunkt, wohingegen es bei Multiplayer-Games oft um das Miteinander geht“, berichtet die Expertin. Solche Multiplayer-Games eignen sich deshalb auch mal für einen Spieleabend in der Familie. Zuletzt unterscheidet man bei der Einordnung von Computerspielen auch das Genre. Dabei geht es allerdings nicht um die Inhalte, sondern um die Spielmechanik. „Es gibt Jump- & Run-Spiele, bei denen ich durch verschiedene Level springen muss. Adventure-Spiele, bei denen ich ein Abenteuer erlebe. Realsimulationen, in denen ich zum Beispiel LKW fahre oder mein Leben nachspiele. Und natürlich auch Shooter, bei denen ich auf etwas schießen muss.“
Risiken von Computerspielen: Sucht, Gewaltmotive und In-Game-Käufe
Wenn sich Eltern um Computerspiele sorgen, denken sie wohl meist an solche Shooter-Games und haben Bilder von Zombies oder Kriegsszenarien vor Augen. Dabei könne man von der Spielmechanik gar nicht direkt auf die Eignung des Spiels für Kinder schließen, findet Linda Scholz. „Es gibt auch Shooter, bei denen ich zum Beispiel nur mit Farbe schieße“, erklärt die Expertin. „Und dann gibt es Spiele mit anderen Mechaniken, die durch ihr Setting und die Inhalte nicht für Kinder oder Jugendliche geeignet sind.“
Eine weitere große Elternsorge ist die Spielsucht. Davon würde man aber nicht gleich sprechen, wenn das Kind nach Erscheinen eines neuen Spiels für ein Wochenende in seinem Zimmer bleibt, erklärt Linda Scholz. „Ich erinnere gerne an das Erscheinen der neuen Harry-Potter-Bände damals. Da haben sich die Kinder auch tagelang verkrochen, nur eben mit einem Buch.“ Wenn das exzessive Spielen allerdings einen gewissen Rahmen verlässt, sollten Eltern aufmerksam werden. „Ähnlich wie bei einer stoff gebundenen Suchterkrankung zeigt sich eine Spielsucht über einen längeren Zeitraum von etwa einem Jahr“, erklärt die Expertin. „Warnzeichen sind zum Beispiel der Verlust sozialer Kontakte, eine Verhaltensänderung und verschlechterte Schulnoten.“ Hilfe bekommen Eltern in solch einem Fall bei Mediensuchtberatungsstellen.
Doch Computerspiele bergen neben dem Suchtfaktor noch weitere Risiken. „Man sollte sich die Spiel- und Werbeinhalte anschauen. Neben Gewalt- und Schreckmotiven zum Beispiel auch, welche Rollenbilder vermittelt werden.“ Gerade in Online-Multiplayer-Games chatten die Spielenden außerdem miteinander – und bleiben dabei im Zweifel anonym. So wissen die Kinder nicht immer, mit wem sie es zu tun haben. Und auch In-Game-Käufe, bei denen für echtes Geld virtuelles Spielzubehör gekauft werden kann, können ein Risiko darstellen.
Tipps für Eltern: Gespräche, Kindersicherung und Finanzerziehung im Spiel
„Das Wichtigste ist, mit den Kindern darüber zu reden und ihnen die Risiken zu erklären“, findet Linda Scholz. „Die meisten Geräte können zudem kindersicher eingestellt werden. Eltern können einschränken, mit wem ihre Kinder chatten und ob sie In-Game-Käufe tätigen können.“ Außerdem könne man solche Mechanismen auch in die Erziehung mit einbauen. „Wenn Kinder sich von ihrem Taschengeld etwas im Spiel kaufen dürfen, können sie dadurch auch den Umgang mit Finanzen lernen.“
Grundsätzlich hält Linda Scholz es nicht für sinnvoll, Computerspiele pauschal zu problematisieren. „Wenn die Kinder wissen, dass es bei dem Thema nur Ärger gibt, kommen sie nämlich auch nicht mit Unsicherheiten zu ihren Eltern.“ Besser wäre es, sich dafür zu interessieren und mal mitzuspielen. „So kann man im Zweifel besser argumentieren, warum man nicht möchte, dass das Kind weiterspielt. Am Ende sind immer die Eltern die Expert:innen für ihre Kinder und können solche Entscheidungen berechtigterweise treffen.“
Chancen von Computerspielen: Lernen, Teamwork und Inklusion
Damit ein Spiel geeignet ist, muss es sich nicht zwingend um ein Lernspiel handeln. Ebenso wie lustige Familienfilme dürfen sie nämlich auch einfach nur Spaß machen. „Viele Computerspiele bringen den Kindern quasi nebenbei Teamfähigkeit, logisches Denken, Koordination und Frustrationstoleranz bei“, erklärt die Expertin. Außerdem können vor allem storybasierte Spiele die Lesefähigkeit oder auch die Fremdsprachenkenntnisse steigern. Zusätzlich sei Inklusion ein immer wichtigeres Thema. „Verschiedene Entwicklungen sorgen dafür, dass auch kognitiv und motorisch eingeschränkte Menschen mitspielen können.“
Weitere Infos zu Computerspielen, aber auch zu popkulturellen Phänomenen, finden Eltern beim Spieleratgeber NRW, aber auch bei der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle). Ansonsten gilt wie bei anderen Medien auch: Die Kinder so gut es geht begleiten und sich für die Inhalte interessieren – dabei aber eine gesunde Skepsis behalten und offen mit den Kindern über das Thema sprechen.
Magie trifft Logik: Das neue Escape-Spiel mit den Ehrlich Brothers
Wenn Magie auf Rätsel trifft: Mit dem neuen Spiel „Ehrlich Brothers – Escape the House of Magic“ bringt Ravensburger im Oktober 2025 ein außergewöhnliches Spielerlebnis auf den Markt. Gemeinsam mit den bekannten Magiern Andreas und Chris Ehrlich erleben Spielende eine packende Flucht aus dem geheimnisvollen House of Magic – voller optischer Täuschungen, Logik- und Rechenrätseln sowie Herausforderungen für die visuelle Vorstellungskraft. Weitere Informationen zu Ravensburger Spielen unter www.ravensburger.de
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Spielempfehlungen: Kindgerechte Games aus Testgruppen und Expertensicht
Rascal’s Escape
© The Good Evil
Gemeinsam mit dem Eichhörnchen und dem Bären können schon jüngere Kinder den Dachs in verschiedenen Ländern Europas suchen. Hierbei gibt es im kooperativen Modus für zwei Spieler:innen viel zu entdecken, kleine Nebenaufgaben und Kinder können zudem kulturelle Besonderheiten und fremde Sprachen kennenlernen.
USK 0
Für Nintendo Switch, PC, Steam, Android sowie IOS
Mario Kart World
© Nintendo
Der bunte Fun-Racer ist ein beliebter Dauerbrenner in den Spieletestgruppen. Die Rennstrecken sind abwechslungsreich und durch die witzigen Items können auch unerfahrene Spieler:innen gewinnen. Durch die Hilfsoptionen bei der Steuerung eignet sich sowohl der neue Titel als auch der Vorgänger für die ganze Familie.
USK 0
Für Nintendo Switch 2
Der kühne Knappe (The Plucky Squire)
© Devolver Digital
In diesem märchenhaften Abenteuer bricht die namensgebende Hauptfigur aus ihrer gezeichneten 2D-Kinderbuchwelt aus und muss immer wieder in die dreidimensionale „echte“ Welt wechseln. Das Spiel zeichnet sich durch den kindgerechten Humor sowie die kreativen und einfallsreichen Rätsel und Minispiele aus.
USK 6
Für Nintendo Switch, PC, PlayStation 5, Steam (Deck) sowie Xbox
Astro Bot
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Ein kleiner Roboter muss auf verschiedenen Planeten nach verstreuten Raumschiffteilen und anderen Bots suchen. Die bunten Welten sind abwechslungsreich, mit liebevollen Details gestaltet und bieten einige Geheimnisse. Die Aufgaben sind teilweise kniÈig und erfordern Reaktionsgeschwindigkeit und viel Geschick.
USK 6
Für PlayStation 5
The Darkest Files
© Paintbucket Games
In diesem Serious Game für Ältere schlüpfen Spieler:innen in die Rolle einer Staatsanwältin im Nachkriegsdeutschland der 1950er-Jahre. So können interaktiv Fälle
gelöst werden, die auf wahren Verbrechen der NS-Zeit basieren. Der Titel schafft es, die ernste Thematik angemessen zu vermitteln.
USK 12
Für PC sowie Steam (Deck)
Split Fiction
© Hazelight
Zwei Autorinnen erleben gemeinsam ein Abenteuer im Fantasy- und Science-Fiction-Setting. Besonders dabei ist, dass Teamwork gefragt ist, da zu zweit gespielt wird. Immer wieder müssen sich Spieler:innen dabei helfen, gut absprechen und aufeinander warten, um die actiongeladenen Herausforderungen kooperativ zu meistern.
USK 12
Für EPIC Games Store, Nintendo Switch 2, PC, PlayStation 5, Steam (Deck) sowie Xbox