Familienleben
Verkehrssicherheit für Kinder
Saskia Jakisch · 11.06.2025
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Mit Übung und Selbstvertrauen sicher unterwegs im Verkehr. © Photographee.eu/Adone Stock
Früh übt sich – Schritt für Schritt zur Mobilität
Der Weg zur sicheren Teilnahme am Straßenverkehr beginnt früh. Bereits im Vorschulalter können Kinder spielerisch lernen, auf den Verkehr zu achten. Begleitete Wege zur Kita oder zum Spielplatz bieten die ideale Möglichkeit, erste Verkehrsregeln zu erklären. Zu Fuß ist es wichtig, dass Kinder lernen, die Straße sicher zu überqueren und auf Ampeln sowie Zebrastreifen zu achten. Mit dem Fahrrad sollten sie frühzeitig an das Tragen eines Helms und das Anzeigen von Richtungswechseln per Handzeichen gewöhnt werden.
Ab wann dürfen Kinder allein losziehen?
Die Entscheidung, ab wann ein Kind alleine unterwegs sein darf, hängt stark vom individuellen Entwicklungsstand ab. Expert:innen empfehlen, dass Kinder ab einem Alter von 6 bis 8 Jahren allein zur Schule gehen sollten. Eltern können die Fähigkeiten ihrer Kinder besser einschätzen, indem sie gemeinsam bekannte Wege mehrfach zur Probe ablaufen und das Verhalten im Straßenverkehr beobachten.
Herausforderungen und Lösungen im Straßenverkehr
Der Straßenverkehr birgt viele Risiken, doch es gibt positive Entwicklungen. Verkehrsberuhigte Zonen wie Spielstraßen und Tempo-30-Bereiche reduzieren die Unfallgefahr erheblich. Auch sichere Schulwege mit Schulwegplänen und Verkehrshelfer:innen tragen maßgeblich zur Sicherheit der Kinder bei. Zudem wird die Infrastruktur durch breitere Radwege und sichere Überquerungen kontinuierlich verbessert, wodurch das Radfahren nicht nur sicherer, sondern auch attraktiver wird.
Technologie als Helfer
Auch moderne Technologie kann Eltern und Kindern helfen. GPS-Tracker und kindgerechte Smartwatches bieten Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder im Blick zu behalten und gleichzeitig den Kindern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Verkehrs-Apps liefern in Echtzeit Informationen über sichere Routen und öffentliche Verkehrsmittel, was gerade für längere Wege von Vorteil sein kann.
Rolle der Schulen und Gemeinschaft
Schulen spielen eine wesentliche Rolle in der Verkehrserziehung. Theoretische und praktische Einheiten im Verkehrsunterricht helfen den Kindern, Risiken besser einzuschätzen und sich richtig zu verhalten. Darüber hinaus sind Kooperationen mit der Polizei und Verkehrswachten sinnvoll, um das Bewusstsein für Gefahren im Straßenverkehr zu stärken. Verkehrssicherheitstage oder Gemeinschaftsaktionen bieten eine gute Gelegenheit, das Thema erlebbar zu machen.
Psychologische Aspekte
Neben der reinen Verkehrserziehung ist es wichtig, das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken. Eltern sollten ihre Kinder ermutigen, Schritt für Schritt eigenständiger zu werden. Gleichzeitig ist es entscheidend, ihnen beizubringen, ihre Umgebung aufmerksam wahrzunehmen und potenzielle Gefahren zu erkennen. Die Fähigkeit, Gefahren richtig einzuschätzen, wächst mit der Erfahrung und durch wiederholte Übungen im Alltag.
Tipps und Tricks für Eltern und Kinder
Eltern sollten stets als Vorbilder agieren, denn Kinder lernen durch Nachahmung. Wer sich selbst verkehrsgerecht verhält, vermittelt den Kindern automatisch das richtige Verhalten. Regelmäßiges Üben auf bekannten Wegstrecken hilft, Routine und Sicherheit aufzubauen. Spielerisches Lernen, beispielsweise durch Verkehrsschulen und Lernspiele, kann das Thema zudem interessanter machen. In der Dämmerung und im Winter sorgen reflektierende Kleidung und Accessoires dafür, dass Kinder besser gesehen werden und Unfälle vermieden werden können.
Zusammen sicher ans Ziel
Kinder brauchen Unterstützung, um sich sicher und selbstbewusst im Straßenverkehr zu bewegen. Eltern und Kommunen sind gleichermaßen gefragt, um ein verkehrssicheres Umfeld zu schaffen – in der Stadt ebenso wie auf dem Land. Dabei helfen klare Regeln, regelmäßiges Üben, moderne Technologie und ein gutes Vorbild. Denn nur wer früh lernt, sich richtig im Verkehr zu verhalten, wird später sicher und souverän unterwegs sein.
Interview mit einer Expertin
Petra Sallach leitet die Geschäftsstelle der Verkehrswacht Köln e.V., die sich seit mehr als 90 Jahren für die Sicherheit im Straßenverkehr einsetzt.
KÄNGURU: Welche häufigen Fehler beobachten Sie bei Kindern im Straßenverkehr und wie können Eltern diese durch frühzeitige Anleitung vermeiden?
Petra Sallach: Kinder lassen sich schnell ablenken und handeln impulsiv. Wichtig sind ein paar Grundregeln, die in vielen Situationen im Verkehr helfen. Eine davon lautet, an der Bordsteinkante immer anzuhalten. Außerdem sollten Kinder auf dem Gehweg auf der „Kinderseite“– das ist die von der Fahrbahn abgewandte Seite – gehen. So bleibt ausreichend Abstand zum Verkehr und zur Straße. Wenn Eltern mit ihren Kindern regelmäßig üben und wiederholen, werden die Kleinen Schritt für Schritt sicherer im Straßenverkehr.
Ab welchem Alter empfehlen Sie, dass Kinder allein zur Schule oder zu Freizeitaktivitäten gehen sollten, und welche Kriterien sollten Eltern dabei berücksichtigen?
Sobald man den Eindruck hat, dass das Kind den Weg zur Schule oder zu Freunden gut kennt und sicher bewältigen kann. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern üben und auf Gefahrenstellen hinweisen. Dabei immer beachten: Der sicherste Weg ist nicht immer der kürzeste! Um zu kontrollieren, ob das Kind den gewählten Weg sicher gehen kann, hilft ein Rollentausch: Lassen Sie sich von Ihrem Kind führen. Dabei erklärt es, was es sieht und was zu tun ist.
Wie hat sich der Straßenverkehr in den letzten Jahren verändert und welche neuen Herausforderungen ergeben sich daraus für Kinder?
Das Verkehrsaufkommen wächst stetig, auch die Anzahl der Pedelecs und EBikes. In den letzten Jahren ist mit den EScootern eine ganz neue Form von Verkehrsteilnehmer dazugekommen. Für die Kinder bedeutet das selbstverständlich, dass sie entsprechend aufmerksamer sein müssen.
Welche Rolle spielen Schulen und Gemeinden bei der Verkehrssicherheit und wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?
Kindergärten und Schulen engagieren sich sehr für Verkehrssicherheit, üben mit den Kindern richtiges Verhalten im Straßenverkehr als Fußgänger und später auch als Radfahrer. Die Polizei und die Verkehrswacht unterstützen dabei tatkräftig. Auch die Stadt Köln hat das Thema Verkehrssicherheit immer im Blick: zum Beispiel durch die Einrichtung von Schulstraßen oder die Anschaffung von Geschwindigkeitsanzeigetafeln, die von den Verkehrskadetten der Verkehrswacht Köln im Stadtgebiet ausgehängt werden sollen.
Was sind Ihre wichtigsten Tipps für Eltern, um ihre Kinder bestmöglich auf den Straßenverkehr vorzubereiten und ihre Sicherheit zu gewährleisten?
Mit Kindern üben! Kinder lernen sehr viel durch Beobachten und Nachmachen. Eltern sind das wichtigste Vorbild für ihr Kind. Nutzen Sie deshalb jede Gelegenheit und viele Wege im Alltag, um Ihrem Kind richtiges Verhalten im Straßenverkehr vorzumachen.
Die Landesverkehrswacht NRW bietet ein spezielles Elternheft mit allen Infos rund um den sicheren Schulweg zum Download an – auch in einfacher Sprache sowie in Arabisch, Bulgarisch, Farsi, Rumänisch, Ukrainisch und Türkisch.