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Bildung

Tiergestützte Pädagogik: So wirken Tiere in Kita und Schule

Anja Janßen · 01.09.2025

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Schon das Streicheln eines Hundes senkt nachweislich den Stresspegel – Hunde gelten in der Pädagogik als „Medikamente ohne Nebenwirkungen“. © Iryna/Adobe Stock

Schon das Streicheln eines Hundes senkt nachweislich den Stresspegel – Hunde gelten in der Pädagogik als „Medikamente ohne Nebenwirkungen“. © Iryna/Adobe Stock

Sie reduzieren nachweislich Stress, steigern Empathie sowie Lernmotivation und verbessern das Klassenklima – Tiere werden immer häufiger im Schulunterricht oder in Kindergärten eingesetzt. Prof. Dr. Leonina Kaestele von der Hochschule Niederrhein erklärt, worauf es bei guter tiergestützter Pädagogik ankommt.

Lernen mit Eseln & Hühnern: Einblicke aus dem Bauernhofkindergarten Willich

Die Stadt Willich am Niederrhein lockt jedes Jahr zahlreiche Besucher:innen mit den Schlossfestspielen auf Schloss Neersen an. Doch die Mittelstadt im Kreis Viersen punktet noch mit einer weiteren Besonderheit: Direkt am Bio-Bauernhof Stautenhof liegt eine ganz besondere Kita – der Bauernhofkindergarten Willich. Hier dürfen die Kinder Esel, Hühner und Kleintiere beobachten und versorgen. „Das stärkt die Empathiefähigkeit“, erklärt Prof. Dr. Leonina Kaestele. Die Psychologin leitet den berufsbegleitenden Zertifikatskurs „Fachkraft für tiergestützte Therapie und Pädagogik“ an der Hochschule Niederrhein. Der Bauernhofkindergarten Willich ist einer der Praxisorte, an denen die Teilnehmenden des Lehrgangs ihre neuen Kenntnisse vertiefen.

Was genau ist tiergestützte Pädagogik?

Tiergestützte Pädagogik umfasst alle pädagogischen Prozesse, in die Tiere eingebunden werden. Voraussetzung ist ein pädagogischer Grundberuf. Lehrer:innen oder Erzieher:innen können sich durch eine spezielle Weiterbildung für diese Tätigkeit qualifizieren. Setzen Therapeut:innen oder Ärzt:innen Tiere in Therapieprozessen ein, spricht man von tiergestützter Therapie.

Die Qualifikation macht den Unterschied und grenzt tiergestützte Pädagogik sowie Therapie von tiergestützten Aktivitäten ab. Letztere umfassen beispielsweise Angebote von Ehrenamtlichen, die ohne spezielle Ausbildung Vorlesehunde in ihre Arbeit einbinden.


Tiere im Alltag sensibilisieren Kinder für Natur, Ernährung und soziales Miteinander. © BGStock72/Adobe Stock

So wirken Tiere auf Körper und Psyche

Ob Kita-Hunde im Elementarbereich oder afrikanische Riesenschnecken in der Förderschule – tiergestützte Pädagogik findet immer häufiger Anwendung in Schulen und Kitas. Denn die positive Wirkung von Tieren auf Menschen ist wissenschaftlich belegt. „Hunde sind wie Medikamente ohne Nebenwirkungen“, sagt Prof. Kaestele und erklärt: Allein durch das Streicheln eines Hundes sinkt das Stresshormon Cortisol im Körper, der Blutdruck senkt sich, und das Bindungshormon Oxytozin wird ausgeschüttet – ähnlich wie bei Mutter und Kind während des Stillens.

Kinder entspannen sich also in der Gegenwart von Tieren. Das verbessert das Klassenklima, reduziert Unterrichtsstörungen und senkt die Lautstärke im Klassenzimmer. Expert:innen sprechen in diesem Zusammenhang von einer biosozialen Wirkung.

Tiere als Spiegel: Sozialverhalten besser verstehen

Doch die Zusammenhänge sind noch komplexer, wie der sogenannte „Aschenputtel-Effekt“ zeigt: Menschen, die sich sozial benachteiligt fühlen, erfahren durch Tiere plötzlich bedingungslose Akzeptanz. Denn Tieren ist es egal, wie ein Mensch aussieht, was er oder sie kann oder besitzt. Wichtig ist nur, dass sie gut behandelt werden – und sie spiegeln dieses Verhalten unmittelbar zurück. So erkennen beispielsweise Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten durch die Reaktion der Tiere, wie ihr eigenes Verhalten wirkt und welche Bedürfnisse das Tier hat.

Ein weiterer sozialer Effekt: Kinder, die ein Haustier haben, erfahren oft mehr Anerkennung durch Gleichaltrige. Das Haustier steigert ihr Ansehen. Zudem fördern Tiere im Unterricht die Lernmotivation. So werden Hunde beispielsweise für Rechenaufgaben eingesetzt, indem sie mit ihren Pfoten einen Schaumstoffwürfel betätigen.


Der Kontakt mit Tieren fördert die Empathie: Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen und Bedürfnisse wahrzunehmen. © Nicolas Calzas/Adobe Stock

Wenn Kinder Angst vor Tieren haben: Was Fachkräfte tun können

Doch wie umgehen mit Kindern, die Angst vor Hunden haben? Besonders in solchen Fällen zeigt sich die Expertise gut ausgebildeter Fachkräfte. „Hat ein Kind Angst, sollte es den Hund zunächst aus sicherer Entfernung beobachten“, empfiehlt Prof. Kaestele. Dabei können die Pädagog:innen mit den Kindern gemeinsam die Beobachtungen besprechen und einordnen. Wie bewegt der Hund seine Ohren? Welche Körpersignale sendet er? Woran erkenne ich, dass ein Hund angespannt ist? Sobald ein Kind das Verhalten eines Tieres besser versteht, fühlt es sich in seiner Gegenwart sicherer. Gelingt es einem Kind schließlich, seine Angst zu überwinden, stärkt dies seine Selbstwirksamkeit. Auch das Beobachten von schlafenden Tieren kann helfen – denn das hat nachweislich eine beruhigende Wirkung.

Voraussetzungen & Regeln für den Tier-Einsatz in Kitas und Schulen

Doch nicht jeder Hund eignet sich für den Einsatz in Schulen oder Kitas. „Die Tiere müssen bestimmte Merkmale erfüllen“, betont Prof. Kaestele. „Sie müssen mit Stress umgehen können und ein ruhiges, abwartendes Wesen haben.“ Auch die Hundeerziehung spielt eine große Rolle. Deshalb durchlaufen die Tiere ein spezielles Training und werden tierärztlich untersucht. Zudem müssen bestimmte Gesundheitsvorschriften und rechtliche Bedingungen erfüllt sein – dazu gehört unter anderem eine regelmäßige Wurmkur sowie eine Haftpflichtversicherung.

Tiergestützte Pädagogik darf in Kitas und Schulen übrigens nur mit schriftlicher Einwilligung der Eltern stattfinden. Doch nicht alle Eltern reagieren positiv auf solche Angebote. „Ablehnung hat oft mit Ängsten zu tun“, so Prof. Kaestele. Hier kann ein Elternabend helfen, auf dem fachlich fundierte Informationen über die positive Wirkung von Tieren vermittelt werden.