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So finden Kinder Zugang zur Musik

Saskia Jakisch · 29.10.2025

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Bereits Kleinkinder können spielerisch Musik lernen @tunedin/AdobeStock

Bereits Kleinkinder können spielerisch Musik lernen @tunedin/AdobeStock

Erinnert ihr euch an das erste Lied, das euch vorgesungen wurde? Musik begleitet uns durchs Leben und prägt uns oft mehr, als wir denken. Sie kann trösten, Freude bereiten oder uns in Bewegung bringen. Doch muss ein Kind unbedingt ein Instrument lernen, um von den Vorteilen der Musik zu profitieren? Oder reicht es aus, Musik einfach in den Alltag zu integrieren?

Musik muss nicht kompliziert sein. Schon kleine Rituale, wie das gemeinsame Singen beim Zähneputzen, bewusstes Musikhören oder ein spontaner Tanz zu einem Lieblingslied, können Begeisterung wecken. Wichtiger als Perfektion ist die Freude am Entdecken und Ausprobieren. Musik fördert Kreativität, stärkt das Gemeinschaftsgefühl und kann eine Quelle der Entspannung sein.

Musikalische Momente für jede Altersstufe

Musik begleitet Kinder von Geburt an und entwickelt sich mit ihnen weiter. Während Babys Musik eher passiv wahrnehmen, wird sie mit zunehmendem Alter zu einem aktiven Erlebnis. Jedes Entwicklungsstadium bietet neue Möglichkeiten, Musik spielerisch zu entdecken.

Babys und Kleinkinder

Schon im Mutterleib hören Babys Stimmen und Musik und erinnern sich nach der Geburt an vertraute Melodien. Sanfte Lieder wirken beruhigend und schaffen eine Atmosphäre der Sicherheit. In den ersten Lebensjahren wird Musik zunehmend ein aktiver Bestandteil des Alltags: Babys trommeln auf Töpfen, wippen zu Liedern und lassen sich durch Summen oder Gesang beruhigen. Beim Wickeln, durch Fingerspiele oder einfache Rhythmusinstrumente wie Rasseln und Klanghölzer entsteht spielerisch eine erste Verbindung zur Musik.

Vorschulkinder

Mit zunehmendem Alter wird Musik bewusster wahrgenommen und aktiv erlebt. In diesem Alter wecken Tanzen, Singen und einfache Instrumente wie Xylophone oder Trommeln die Neugier. Kinderlieder mit Bewegungen helfen, den eigenen Körper zu entdecken, und können spielerisch Wissen vermitteln. Besonders viel Spaß macht es, gemeinsam mit Geschwistern oder Freund:innen Musik zu machen.

Grundschulkinder

Nun steigt das Interesse an Melodien und Rhythmen. Kinder beginnen, sich für verschiedene Musikstile zu interessieren und können einfache Musikinstrumente ohne Druck ausprobieren. Auch gemeinsames Musikhören und darüber sprechen fördert die Begeisterung. Wer ein Instrument erlernen möchte, sollte verschiedene Optionen testen. Ob Klavier, Gitarre oder Flöte – die Freude am Klang steht im Vordergrund.

Teenager

Während jüngere Kinder oft spontan singen und tanzen, verändert sich der musikalische Zugang in der Pubertät. Viele Jugendliche nutzen Musik zur Identitätsfindung und als Ausdruck ihrer Gefühle. Hier kann es helfen, Musik in den Alltag zu integrieren, ohne Druck auszuüben – sei es durch eigene Playlists, Konzertbesuche oder das Erlernen eines Instruments, das wirklich interessiert. Auch gemeinsames Musizieren mit Freund:innen oder das Produzieren eigener Musik kann spannende neue Wege eröffnen.

Die Bedeutung von Musik für die Entwicklung

Musik fördert die kindliche Entwicklung in vielen Bereichen – von Sprachentwicklung und Motorik bis zum emotionalen Wohlbefinden. Sie stärkt zudem Konzentration und soziales Miteinander. Besonders wertvoll ist Musik als Ausdrucksmöglichkeit für Gefühle: Fröhliche Lieder heben die Stimmung, sanfte Klänge beruhigen und melancholische Musik hilft, Emotionen zu verarbeiten.

Die positiven Effekte musikalischer Früherziehung reichen bis ins Erwachsenenalter. Musikalisch geförderte Kinder erzielen oft bessere schulische Leistungen, bewältigen Stress leichter und entwickeln ein stärkeres Interesse an Kunst und Kultur. Auch ohne ein Instrument zu spielen, bereichert Musik das Leben, doch aktives Musizieren bietet besondere Erfolgserlebnisse.

Spielerisch musizieren: So bleibt Musik ein Vergnügen

Damit Kinder langfristig Freude an Musik haben, sollten sie sie als positiven und natürlichen Teil ihres Alltags erleben. Ob durch gemeinsames Singen im Auto, Tanzen im Wohnzimmer oder das Erfinden eigener Melodien – spielerischer Umgang mit Musik fördert die Begeisterung. Eltern müssen nicht musikalisch perfekt sein, sondern können durch ihre eigene Freude Vorbild sein.

Wenn Kinder ein Instrument erlernen, helfen feste Strukturen und eine unterstützende Umgebung. Ein eigener Übungsplatz und kurze, regelmäßige Einheiten erleichtern die Routine, während ein bis zwei freie Tage pro Woche Flexibilität bieten. Wichtig ist, Motivation statt Zwang zu fördern: Wenn die Lust am Üben nachlässt, hilft ein offenes Gespräch mehr als Druck. Manchmal bringt auch ein Wechsel des Instruments neue Begeisterung. Klare, erreichbare Ziele sorgen für Erfolgserlebnisse und erhalten den Spaß am Musizieren.

Ob beim gemeinsamen Singen, Tanzen oder Musizieren – entscheidend ist, dass Musik mit Freude verbunden bleibt.


Interview mit Juliane Lott

Wir haben mit Juliane Lott gesprochen, die als Grundschullehrerin und Musik-Fachleiterin am Zentrum für Schulpraktische Lehrerausbildung Bielefeld tätig ist und somit täglich erlebt, welchen Einfluss Musik auf Kinder hat. Im Interview erklärt sie, warum musikalische Erlebnisse so wertvoll sind und wie Eltern die Freude an Musik spielerisch fördern können.

KÄNGURU: Juliane, erzähl uns doch kurz, welche Rolle Musik in deinem Leben spielt.

Juliane: Musik spielt in meinem Leben eine sehr große Rolle. Schon als Kind begleitete sie mich, mit Klavierunterricht ab fünf Jahren und Gesang im Kinderchor. Mit 16 saß ich in einem Konzert, als der Dirigent ein Tenorsaxophon suchte und bei mir „die Ohren klingelten“. Daraufhin begann ich mit Saxophonunterricht und spielte zehn Jahre im Orchester, später in der Uni Big Band Bielefeld. Das hat meinen Weg zum Grundschullehramt mit dem Schwerpunkt Fachmusik geebnet.  Mir wurde bewusst, wie wichtig es ist, musikalische Türen bei Kindern zu öffnen. Durch außerschulische Kooperationen, wie Musical-Projekte mit meinem Schulchor und der Kunst- und Musikschule Bielefeld, setze ich mich genau dafür ein – mit nachhaltiger Begeisterung.

Wenn du mit Kindern Musik machst, zum Beispiel bei einem Musical, welche Veränderungen stellst du fest? Woran wachsen die Kinder dabei besonders?

Immer wieder erlebe ich, wie Kinder bei einer Musicalproduktion über sich hinauswachsen, bezogen auf Disziplin, Durchhaltevermögen, Anstrengungsbereitschaft und natürlich im Singen. Sie lernen, dass jede:r Einzelne für das gemeinsame Klangergebnis mitverantwortlich ist – eine prägende Erfahrung. Neben musikalischem Wachstum entstehen Freundschaften und die Bühnenpräsenz stärkt ihr Selbstbewusstsein.  Diese intensive Form des Lernens geht über den regulären Musikunterricht hinaus. Innerhalb dieser Musicalarbeit, die sich über ein halbes Jahr erstreckt, proben wir gemeinsam mit allen Beteiligten des gesamten Musicals, jeweils ein Wochenende im Monat und fügen nach und nach die Bereiche Chor, Tanz, Schauspiel und Orchester zusammen. Die 7- bis 16-Jährigen wachsen dabei zu einer kleinen Musical-Familie zusammen. Die Begeisterung und die Erlebnisse klingen noch weit über die Aufführungen hinaus – auch in mir.

Wie wichtig ist Musik für Kinder und welche Rolle spielt sie in der Familie?

Musik hat so viele positive Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung. Beispielsweise auf das Sprachverständnis oder die Gedächtnisleistung. Musik stärkt aber auch die emotionalen, sozialen und motorischen Fähigkeiten und natürlich die Kreativität und das Selbstbewusstsein. Sie ist also ein wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Entwicklung. Auch in der Familie spielt Musik eine große Rolle: Sie kann zum Beispiel durch gemeinsames Musizieren die Bindung stärken und hat natürlich positive Auswirkungen auf die Atmosphäre zu Hause. Musik entspannt, schafft gemeinsame Erlebnisse und kann somit eine Möglichkeit des gemeinsamen Ausdrucks sein.

Welche einfachen Ideen hast du für Eltern, um Kinder spielerisch an Musik heranzuführen?

Durch verschiedene spielerische Ansätze wird Musik für Kinder zu einer unterhaltsamen und gleichzeitig lehrreichen Erfahrung, die die musikalische und kreative Entwicklung fördert. Das kann zum Beispiel das gemeinsame Singen oder Lieder erfinden sein, das Entdecken kleiner Orff-Instrumente, wie Handtrommel oder Tamburin, das Musizieren auf Alltagsinstrumenten, wie auf Töpfen aus der Küche, oder das rhythmische Klatschen und Klopfen durch Vor- und Nachmachen.  Wichtig dabei ist, den Kindern Raum für die eigene Entfaltung zu geben und die Begeisterung in den Vordergrund zu stellen.