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Bildung

Probleme in der Grundschule

Olivia Konieczny · 01.02.2017

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Foto: Pexels

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Lesen, rechnen, zuhören, still sitzen: Nicht jedes Kind kommt in der Grundschule gut zurecht. Wie können Eltern ihr Kind unterstützen? KÄNGURU hat bei Bildungsexperten nachgefragt.

Viele Kinder kommen mühelos durch die Grundschulzeit. Sie passen auf, machen mit, gehen gern zum Unterricht. Andere haben Probleme, dem Lehrer zuzuhören, Aufgaben zu verstehen, wissen bei den Hausarbeiten nicht weiter. Das Lernen macht ihnen einfach keinen Spaß. Schlechte Noten sind die Folge. Spätestens wenn der Schulwechsel naht, geraten viele Eltern in Panik. Druck aber bewirkt genau das Falsche. Es gilt, die Freude am Lernstoff wiederzuentdecken. Wie gelingt das?

Am ersten Schultag freut sich nahezu jedes Kind auf die Schule. Doch nicht immer hält die Begeisterung an. Die Kleinen müssen sich im Schulalltag zurechtfinden – keine leichte Aufgabe. „Plötzlich geht es um Leistung“, sagt Christiane Federlin-Dahmen vom Schulpsychologischen Dienst der Stadt Köln. „Die Kinder lernen lesen, schreiben, rechnen. Das alles hat im Kindergarten noch keine Rolle gespielt.“ Die Schule ist eine ganz neue Organisation, mit neuen Klassenkameraden, Bezugspersonen und Regeln. „Kinder müssen hier erst ihren Platz finden“, erklärt die Diplom-Psychologin. Und soziale Kompetenzen verinnerlichen: sich melden, nacheinander reden, in Gruppen arbeiten, Konflikte lösen. Dazu kommt das Organisatorische wie die Schulunterlagen beisammen halten, den Tornister packen, den Schulweg beschreiten. Für einige Kinder sind die Tage jetzt sehr lang, zumal, wenn es nachmittags noch in die Offene Ganztagsschule (OGS) geht.

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Was braucht mein Kind?

Für Eltern gilt: Interesse zeigen, ein offenes Ohr haben, nachfragen, was das Kind gerne macht – und ebenso, was es weniger gerne tut, nicht versteht, wo es hakt. Und sie müssen einsehen, dass das eigene Kind ein Individuum ist und auch beim Lernen einen eigenen Weg gehen darf. „Viele Eltern denken: ‚Ich habe so gelernt, also muss mein Kind das auch so machen.‘ Das ist einer der Hauptfehler“, sagt die Pädagogin und Buchautorin Gabriele Hüning („Lernen lernen von Anfang an“). Es gebe viele Methoden des Lernens. „Die sollten den Kindern in der Schule angeboten werden.“ Die einen behalten Vokabeln gut mit Karteikarten, die anderen, wenn das Auswendiglernen mit Bewegung kombiniert wird. „Sechsmal zehn Minuten ist wesentlich effektiver als einmal eine Stunde“, sagt Hüning. Aus ihrer eigenen Schulzeit kennen viele Eltern es aber anders – und glauben, das sei auch für ihr Kind richtig. „Besser ist es, den Lehrer zu fragen, wie das eigene Kind in der Schule am besten lernt, und das auch zu Hause umzusetzen“, erklärt die langjährige Grundschulleiterin.

Spielerisch geht´s besser

Im Zoo Pinguine zählen, Oma und Opa einen Brief schreiben, beim Bäcker das Brot bezahlen: „Beim Lernen geht ganz viel über das Spielen“, erläutert Federlin-Dahmen vom Schulpsychologischen Dienst. Was Kinder schon können, sollten Eltern ihnen zumuten – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Hapert es in der Schule mit dem Einmaleins, dürfen Eltern ruhig mit Sohn oder Tochter üben – „zum Beispiel aber spielerisch im Alltag, beim Autofahren, im Supermarkt“, sagt Maria Große Perdekamp. Sie ist Leiterin der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke). Das Schreiben etwa lernen Kinder auch übers Lesen: „Überlassen Sie dem Kind bei der Gutenachtgeschichte eine Seite. Das kommt gar nicht als Lernen rüber“, sagt Große Perdekamp.

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Die lieben Hausaufgaben

Bei den Hausarbeiten gilt: Kinder sollten sie selber machen. Viele Mütter oder Väter sitzen aber daneben, greifen ein, sobald das Kind einen Fehler macht. „Das setzt Kinder unter Druck“, sagt Große Perdekamp. „Manche Eltern ändern sogar die Formulierungen in Aufsätzen“, weiß die Expertin. Sie rät: „Lassen Sie die lieber stehen!“ Beim Kind entstehe sonst der Eindruck: Das habe ich nicht gekonnt. „Man nimmt ihm das Erfolgserlebnis.“
Wichtig ist, seine Hilfe anzubieten und das Kind bei der Organisation zu unterstützen: „Richten Sie Ihrem Kind einen Ort zum Arbeiten ein, machen Sie Platz auf dem Schreibtisch, stellen Sie den Fernseher ab“, sagt Große Perdekamp. Die Hausaufgabenzeit sollte eine ruhige Zeit sein. Ob sie gleich nach der Schule stattfindet oder später, hängt vom Kind ab: „Manche sind nach der Schule noch fit, andere brauchen erst einmal eine Pause.“ Gut sei aber eine gewisse Regelmäßigkeit.
„Nach der Schule erst was essen, die Energiespeicher auffüllen, ein bisschen nett erzählen“, empfiehlt Federlin-Dahmen. Danach könne man ins Arbeiten kommen. Jedoch nicht am vollgestellten Esstisch, während die Geschwister drum herum toben. „Wird gearbeitet, sollte es keine Ablenkung geben“, sagt die Schulpsycholo- gin. Wichtig sei, ein Gespür dafür zu entwickeln, wie lange das eigene Kind sich konzentrieren kann – und darauf zu reagieren. „Stellen Sie eine Eieruhr. Nach der Arbeitsphase wird stoßgelüftet. Bauen Sie Pausen mit Bewegung ein: eine Weile arbeiten, danach drei Mal die Treppe hoch- und runterlaufen oder zu einem Lied tanzen.“

Immer alles korrigieren? Falsch!

Selbstständigkeit ist das A und O für erfolgreiches Lernen. „Nehmen Sie Ihrem Kind bloß nicht zu viel ab“, rät Federlin-Dahmen. „Wenn das Kind weiß, ‚Mama packt meine Tasche‘, ist das bequem. Es braucht sich nicht zu kümmern.“ Das Kind alleine zu lassen, ist aber auch nicht ratsam. „Man kann stattdessen fragen: Was hast du morgen für Fächer? Hast du dafür alles gepackt?“ Bei den Hausaufgaben jede Lösung ins Heft zu diktieren, führt ebenso am Ziel vorbei. „Lassen Sie das Kind ruhig Fehler machen“, sagt Große Perdekamp. Beim Kontrollieren könne man es dazuholen und fragen, was ihm auffällt. Das ein oder andere zu verbessern, sei in Ordnung – aber dosiert. Auf gravierende Fehler, die immer wieder auftauchen, sollten Eltern hinweisen, damit sie sich nicht verfestigen.

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Motivieren, loben, stärken

Die Expertin rät: „Mehrmals loben, dann einen Fehler korrigieren. Das Positive muss überwiegen.“ Womit ein wichtiger Punkt angesprochen wäre: die Motivation. „Das Wichtigste ist, den Kindern zu zeigen, dass Lernen Spaß machen kann“, sagt Gabriele Hüning, heute Schulamtsdirektorin in Essen. „Kinder wollen lernen, und sie sind stolz, wenn sie etwas geschafft haben. Setzen Sie daher nur erreichbare Ziele. Und vermitteln Sie kein negatives Gefühl à la „Du musst jetzt hier sitzen bleiben, bis das erledigt ist“.
Wer auch kleine Schritte als Erfolge verbucht, stärkt das Selbstbewusstsein des Kindes. Große Perdekamp plädiert dafür, dass Eltern grundsätzlich ihre Haltung zur schulischen Leistung ihrer Kinder überdenken: „Lernen soll Freude machen“, sagt sie. „Dafür müssen Sie loben, loben, loben!“ Die besten Erfolge erreiche man über Motivation.

Locker bleiben: Nicht jeder ist ein Primus

Ein großes Problem sind überhöhte Erwartungen. „Eltern tun gut daran, sich zu überlegen, ob sie früher selbst so gut waren“, sagt Hüning. „Man muss auch ein bisschen realistisch bleiben und sich eingestehen: Wenn wir tüchtig üben, wird es noch eine Vier. Dafür gibt es andere Fächer, die mein Kind besser kann.“ Die Pädagogin rät: „Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es eine Leistung erbringen muss, aber dass es nicht normal ist, überall eine Eins zu haben.“ Eltern sollten sich auf die Stärken ihres Kindes konzentrieren und fördern, was ihm Spaß macht. „Das kann der Sport sein oder etwas Musisches am Nachmittag, Theater spielen, zeichnen, musizieren“, sagt Federlin-Dahmen. Entlastend für das Kind sei, wenn Mama und Papa bei Problemen gelassen bleiben. „Was sich negativ auf die Lernfähigkeit auswirkt, ist Angst“, sagt die Psychologin. Fällt eine Note schlecht aus, helfen Schimpfen und Bestrafen nicht weiter. „Ein Kind wird nicht besser in der Schule, wenn ich ihm das Fußballtraining verbiete“, sagt Große Perdekamp.
Auf Warnzeichen sollten Eltern ebenfalls achten: Kopf- oder Bauchschmerzen können Hinweise sein, dass die Last für das Kind zu groß ist. Ganz falsch sind Vorwürfe und Druck. Eltern bleiben stattdessen lieber unterstützend und betrachten den Misserfolg als Lernchance. „Kinder sind selbst unglücklich, wenn sie eine schlechte Note kriegen. Anstatt zu tadeln, sagen Sie lieber: ‚Das tut mir leid für dich. Was können wir tun, damit es besser wird?‘“, rät Federlin-Dahmen.

Muße am Nachmittag

Hausaufgaben müssen sein, klar. Aber mindestens genauso wichtig ist freie Zeit. „Der eine braucht nach der Schule Ruhe, der andere Action und Bewegung“, sagt Hüning. Hier gibt es kein Patentrezept. Wichtig ist, dass das Kind entscheidet. „Nachmittags geht es um das, was Spaß macht, was das Kind mag und kann“, sagt Große Perdekamp. Eltern stellen hier besser keine neuen Leistungsansprüche: Will das Kind kein Instrument spielen, sollte man das respektieren. „Und lassen Sie auch mal Langeweile zu“, rät die Expertin.

Hilfsangebote nutzen

Haben Eltern ein ungutes Gefühl oder glauben sie, ihr Kind brauche Unterstützung, suchen sie am besten das Gespräch mit den Lehrern. Ist genau dies das Problem, macht es Sinn, einen neutralen Gesprächspartner hinzuzuziehen. „In extremen Situationen, wenn es Belastungen in der Familie gibt, spüren Kinder, dass ihre Eltern überfordert sind“, sagt Große Perdekamp. Spätestens dann sollte man sich Hilfe holen. „Schulische Probleme basieren oft auf privaten Sorgen, auf die die Eltern vielleicht gar nicht von alleine kommen oder die sie nicht verstehen“, sagt Große Perdekamp. Fachleute geben dann wichtige Anregungen und wissen Rat.

Service

Online-Ratgeber

Medien können Kinder beim Lernen unterstützen. Sie sollten aber nur eine Ergänzung zu klassischen Bildungsangeboten sein. Die Initiative „Schau hin – Was dein Kind mit Medien macht“ unterstützt Eltern mit gut aufbereiteten Informationen, alltagstauglichen Tipps und Empfehlungen sowie weiterführenden Links zur Mediennutzung.

Buchtipp

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Mehr Freude am Lernen!

Schule kann ein echter Motivationskiller sein: Leistungsdruck, Angst vor Fehlern oder Misserfolg, Stress – da bleibt die Freude oftmals auf der Strecke. Dabei ist sie der Schlüssel zum Erfolg, wenn es ums erfolgreiche Lernen geht. Der Kölner Pädagoge Detlef Träbert erklärt in seinem Ratgeber „Mehr Freude am Lernen!“ anhand praktischer Beispiele, wie man den Nachwuchs fantasievoll und tatkräftig unterstützen kann.

Detlef Träbert: Mehr Freude am Lernen! Dreieich (MEDU Verlag) 2016, 12,95 Euro
www.schulberatungsservice.de

Hier finden Eltern Rat

Schulpsychologischer Dienst der Stadt Köln
Stadthaus Deutz
Willy-Brandt-Platz 3
50679 Köln

Schulpsychologie Bonn
Sankt Augustiner Straße 86
53225 Bonn

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