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Ausflug

„Papa in der Cloud“

Rebecca Ramlow · 09.10.2019

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Nicht leicht als Influencerin hat es Lena Klöber in „Papa in the Cloud". Foto: Rebecca Ramlow

Nicht leicht als Influencerin hat es Lena Klöber in „Papa in the Cloud". Foto: Rebecca Ramlow

Unter dem Titel „Papa in der Cloud“ bringt das Horizont-Theater ein wichtiges Thema für junge Zuschauer ab 12 Jahren auf die Bühne: Was hilft gegen Internetsucht und wie vermitteln wir unseren Kindern einen sicheren Umgang mit digitalen Medien?

Digitale Berauschung

In den 20ern, 40ern und 50ern stand Alkohol auf der Watch-List. In den 60ern und 70ern folgte der Drogenrausch. Heute – im digitalen Zeitalter – geht noch eine ganz andere Sucht um, deren Auswirkungen aber auch nicht zu unterschätzen sind: die nach ständiger digitaler Berauschung. Der Titel „Papa in der Cloud“ sitzt auch mir zugegeben wie ein Kloß im Hals. Denn wer kann sich von der digitalen Flut und Welt, in der wir leben, ganz freimachen? Ich auch nicht. Mein Kind ebenfalls nicht, stahl mein Sohn doch schon mein Handy und schrieb phantasievolle SMS an wildfremde Menschen.

Niemand scheint mehr Zeit zu haben, seit es das Internet gibt. So ist Lena Klöber, die in dem Stück „Papa in der Cloud“ unter der Regie von Daniel Calladine eine One-Woman-Show liefert, total busy, möchte sie doch unbedingt eine perfekte Influencerin mimen. Obwohl das Bühnenbild fast grotesk leer ist, und sie offenbar nur sich selber hat, rennt sie gestresst von einer Veranstaltung zur nächsten, um darüber wie wild via Instagram und Facebook zu berichten. Klöber hat damit alle Folgen der Abhängigkeit überzeugend in ihrer Darstellung versammelt: Nervosität, Hyperaktivität, aufgesetztes Dauerlächeln und Darstellungssucht. Permanent schießen ihr diese Fragen durch den Kopf: Wie ist meine Wirkung auf andere? Bin ich cool genug? Und – ganz wichtig: Wie werde ich bewertet? Das Publikum, mit dem sie interagiert, wird dabei zu ihrer eigenen wertenden und kommentierenden Community. Lustigerweise antwortet ein Gast auf die Frage hin, ob ihr Aussehen in Ordnung sei, dass das Bild ruhig noch einmal überarbeitet werden könnte.


Busy im Netz: Lena Klöber als Influencerin. Foto Rebecca Ramlow

Scheinbar nachhaltige Bioriegel

Überhaupt tastet sich das Stück „Papa in der Cloud“ mit viel Humor an das Thema heran, warum uns die digitale Welt so stresst. Da Nachhaltigkeit nun mal im Trend ist, setzt sich die Influencerin natürlich via Demonstrationen für das Klima ein, präsentiert coole Rucksäcke und Halstücher oder beißt in diverse Bioriegel, die sie ironischerweise später jedoch wegwirft, weil sie ihr offenbar doch nicht so gut schmecken. So weit zur Nachhaltigkeit. Die Frage dahinter ist: Wem oder was jagen wir eigentlich im Netz hinterher? Und, macht uns diese oberflächliche Welt glücklich? Ein Klick – maximale Zufriedenheit? Oder verbiegen wir uns online nur? Die Jugendliche auf der Bühne scheint nicht ganz glücklich zu sein. Dann taucht auch noch dummerweise ein Video im Netz auf, auf dem sie ausgerechnet als Steinewerferin zu sehen ist ... das damit verbundene Problem: Wie erkläre ich das Papa in der Cloud? Zum ersten Mal scheint die Schülerin ein echtes Problem zu haben, auch wenn das Gespräch mit ihrem Vater digital stattfindet.

Zurück zum wahren Ich

Von nun an vollzieht sich ein Wandel, versucht die Teenagerin doch herauszufinden, wer sie wirklich ist. Ist sie so, wie sie sich präsentiert, glücklich? Nachdem das Gespräch mit ihrem Vater gar nicht so schlimm wie erwartet, sondern eher befreiend verlief, stellt sie fest, dass sie nur glücklich sein kann, wenn sie sich so gibt, wie sie wirklich ist. Dass Schönheit von innen herauskommt: In dem Moment, in dem sich für sich selber entscheidet – statt für die virale Scheinwelt der anderen. So verlässt Klöber am Ende die Bühne, weil sie ein bisschen Zeit für sich braucht, und lässt das Publikum mit einem Lachflash-Katzen-Video zurück. Lachen und Klatschen folgen prompt.

Hilfe aus der Sucht

Aber was können Eltern denn tun, um sich und ihre Kinder zu schützen, ohne gleich die doofen Analogen zu sein, die das Kind unterdrücken und ganz vom Internet abschneiden? Natürlich gibt es keine eindeutige Antwort und jeder, der Nachwuchs hat, muss selber entscheiden. Dennoch liefert das Stück viele Tipps und Anregungen, besonders als es zeigt, dass man vielleicht gar nicht nur rabiat den Stecker ziehen muss. Vielleicht kann man Glück weder per Internet-Klick noch per Offline-Klick erkaufen. Vielleicht wartet es stattdessen in einem klärenden Gespräch mit den Eltern. Oder in der Suche nach sich selbst.

Horizont Theater
Thürmchenswall 25
50668 Köln
0221 - 13 16 04

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