Ausflug
Diamanten der Vulkaneifel – Ausflug mit Schatzsuche
Sven von Loga · 26.05.2025
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Genau hinsehen ist hier angesagt – die Suche nach den „Diamanten der Vulkaneifel“ ist ein spannender Ausflug. © Sven von Loga
Es ist kaum zu glauben, doch in der Eifel liegen die Edelsteine sozusagen auf der Straße. Haüyn heißen die blauen Schmuckstücke, benannt nach dem französischen Mineralogen René-Just Haüy. Viele Mineraliensammler:innen nennen sie die „Diamanten der Vulkaneifel“. Denn es sind tatsächlich echte Edelsteine, die ein Vulkan aus dem Erdinnern herausgeschleudert hat. Sie sind nicht besonders groß, die meisten erreichen nur wenige Millimeter Durchmesser. Im Idealfall sind sie tiefblau und liegen einfach in der Landschaft herum. Es ist schon abenteuerlich, loszuziehen und abends mit etlichen Edelsteinen wieder nach Hause zu kommen. Fündig werden Schatzsuchende vor allem in ganz bestimmten Regionen, zum Beispiel in den Lavaschichten am Laacher See.
Versteckt im Gestein – Haüyn, die „Diamanten der Vulkaneifel“. © Sven von Loga
Der größte Vulkanausbruch der Eifel
Doch wie kann es sein, dass dort Edelsteine herumliegen? Vor 13.066 Jahren brach in der Eifel ein gewaltiger Vulkan aus. In seinem Krater liegt heute der Laacher See. Der Ausbruch war so heftig wie der des Vesuvs im Jahre 79 n.Chr., bei dem die Städte Pompeji und Herkulaneum unter Vulkanasche begraben wurden. Auch der letzte Ausbruch des Mount St. Helens in den USA ist damit vergleichbar. Unter der Osteifel hatte sich eine gewaltige Magmakammer gebildet. Das Magma drang weiter in Richtung Erdoberfläche und traf auf Grundwasser. Beim Kontakt mit dem über 1.000°C heißen Magma verdampfte das Grundwasser in Sekundenschnelle. Der Wasserdampf hatte das tausendfache Volumen des Wassers und unter der Erdoberfläche baute sich ein gewaltiger Druck auf, der kurz darauf die Erdkruste über der Magmakammer einfach wegsprengte. Eine riesige Aschewolke – über 20 Kilometer hoch – schoss in den Himmel. Bims und Asche regneten herab. Viele Hundert Grad heiße Glutwolken wälzten sich aus dem Krater und dann mit der Geschwindigkeit eines Autos auf der Autobahn übers Land.
Nach Berechnungen der Vulkanologen dauerten diese Vulkanausbrüche etwa drei Wochen an, dann endlich war die mehrere Kubikkilometer große Magmakammer leer. Die Landschaft rund um den heutigen Laacher See hatte sich komplett verändert – nichts war mehr, wie es einst gewesen ist. Bis zu 30 Meter hohe Schichten vulkanischer Asche bedeckten die Landschaft im großen Umkreis. An den heutigen Trasshöhlen im Brohltal trafen Schlammströme aus Vulkanasche aufeinander. Die Ascheschichten türmen sich noch heute auf über 50 Meter Mächtigkeit.
Lavaschichten an der Wingertsbergwand
Die Wingertsbergwand liegt in der Vulkaneifel. © Sven von Loga
Sehr schön zu beobachten sind diese Ascheschichten südlich des Laacher Sees an der Wingertsbergwand. Rechts und links der Wingertsbergwand wird Bims in großen Tagebauen abgebaut. Bims ist eine durch einen sehr hohen Gasanteil aufgeschäumte Lava, die ein Porenvolumen von bis zu 58 Prozent hat und deshalb sehr leicht ist – so leicht, dass sie sogar auf dem Wasser schwimmt. Das Betreten der Tagebaue ist nicht erlaubt – zum Leidwesen aller Schatzsuchenden, denn die Lavagruben sind bekannt für Funde von Haüynkristallen. Vom Rand der Tagebaue lässt es sich aber auch gut beobachten.
Die Region um den Laacher See gilt weltweit als berühmteste Fundstelle für die blauen Edelsteine. Der größte bisher bekannt gewordene Haüynkristall misst 3,5 cm und liegt in der Mineralogische Sammlung der Bergakademie Freiberg in Sachsen. Solche Funde sind große Ausnahmen, selbst ein Haüyn von fünf Millimeter ist schon ein Prachtstück. In der Regel finden wir Kristalle zwischen zwei und drei Millimetern Größe – aber: es sind eben echte Edelsteine!
Schatzsuche mit Pinzette und gutem Auge – die Kristalle sind nur zwischen zwei und drei Millimetern groß. © Sven von Loga
Aus dem Erdmantel an die Oberfläche
Entstanden sind die Minerale in der Tiefe des Erdmantels. Aufgrund der enormen Hitze ist jegliche Materie dort zunächst aufgeschmolzen. Jedes Mineral hat einen spezifischen Schmelzpunkt. Sinkt die Temperatur des geschmolzenen Minerals aber wieder unter diesen Schmelzpunkt, kristallisiert das Mineral erneut und wird fest. Wenn Magma nun aus großer Tiefe in der Erdkruste nach oben steigt, kühlt es ab und die Minerale, deren Schmelzpunkt höher liegt, kristallisieren jetzt aus. Wichtig ist dabei, dass das Magma eine Weile in der Magmakammer verbleibt und nicht sofort an der Erdoberfläche austritt, denn die Kristalle brauchen Zeit zum Wachsen. Dann aber schwimmen im Magma Kristalle umher, sinken eventuell auch auf den Boden der Magmakammer. Bei einem Vulkanausbruch werden sie schließlich herausgeschleudert – so auch die Haüyne beim Ausbruch des Laacher Vulkans. In der Magmakammer, die nicht tief unter der Erdoberfläche lag und abkühlte, wuchsen neben vielen anderen Kristallen auch blaue Haüyn-Kristalle. Denn alles, was sich damals in der Magmakammer befand, fiel als Vulkanasche zu Boden und wurde rund um den Laacher See, der sich später in der entleerten Magmakammer gebildet hat, abgelagert.
Die Suche nach den kleinen, blauen Kristallen ist ein Abenteuer für Groß und Klein. © Sven von Loga
Tipp: Empfehlenswert ist ein Besuch des Vulkanmuseums Lavadome in Mendig. Hier lässt sich in einer vierdimensionalen Show der Vulkanausbruch nahezu live miterleben. Im Museum sind die Minerale zu bestaunen, die der Vulkan ausgeschleudert hat – natürlich auch Haüyne, nach denen Neugierige dann in der Landschaft, beispielsweise rund um die Wingertsbergwand, suchen können. Haüynkristalle liegen einfach einzeln auf der vulkanischen Asche oder stecken in den hellen Lavabrocken.