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Teenager

Let's Dance

Anja Schimanke · 19.02.2020

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© AdobeStock.com Lakov Filimonov

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Standardtanz gilt als cool, besonders unter Jugendlichen. Statt Saturday Night Fever in der Disco gibt es Discofox und Cha-Cha-Cha in der Tanzschule. Eins, zwei, W-i-e-g-e-schritt. Ganz klassisch. So ein Tanzkurs, bei dem man die Grundschritte lernt, gehört heute immer noch für viele Mädchen, aber auch Jungen, zum Erwachsenwerden dazu.

Step by Step bis zum krönenden Abschluss: dem Ball. Danach ist für einige Schluss. Andere tanzen weiter und kriegen einfach nicht genug. Denn beim Paartanz lernt man weit mehr als nur Schrittfolgen und Taktgefühl. Sich mit anderen gemeinsam im Rhythmus zu bewegen, dient als sozialer Klebstoff, schafft Nähe und Verbundenheit – und neue Freundschaften.

Köln-Rodenkirchen, Tanzschule van Hasselt, an einem Samstagabend. Rhythmische Latinoklänge wummern aus den Boxen und beschallen die Tanzfläche, auf der Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren paarweise tanzen: zur Seite, nach rechts, vor, zurück – Cha-Cha-Cha … vor, Platz, W-i-e-g-e-schritt … Anton (15), der eigentlich mehr auf Hiphop steht und Fußball spielt, schwingt gerade sein rechtes Bein locker nach vorn, wiegt die Hüfte und hat die neue Schrittkombi der Promenade schon drauf. Der Cha-Cha- Cha macht ihm am meisten Spaß. „Die Schritte sind einfach, der Tanz cool und durch die Promenade ist da auch mehr Abwechslung als bei den anderen Grundschritten, die wir gelernt haben!“ Andere aus dem Anfängerkurs tun sich noch etwas schwer. Ihre Füße wollen nicht so richtig. Manche kichern. Alle sind konzentriert und haben offensichtlich sehr viel Spaß beim Tanzen.

Tanz! Aber nicht aus der Reihe

„Es ist gut, wenn man Standardtänze draufhat. Das kann man im Leben immer gut gebrauchen“, ist sich Anton sicher. Neben Cha-Cha-Cha lernt er auch alle anderen Grundschritte der bekanntesten Standardtänze: Discosamba, Rumba, Discofox, Langsamer Walzer, Wiener Walzer – das ganze Programm. Am Ende des Kurses, als krönenden Abschluss, gibt es einen Ball, nicht irgendeinen, sondern den Kölner Debütanten Ball. Den gibt es schon seit 1957. Damals wie heute gilt Abendgarderobe im festlichen Ambiente. Seit einigen Jahren findet er im Historischen Festsaal des Gürzenich statt. Anton freut sich schon drauf.

Anderer Ort, anderer Tanzkurs: Hier schwingen Noah und Hugo, beide 15 und Freunde, ebenfalls ihr Tanzbein. Noah – groß, lange blonde Haare, breites Grinsen, spielt Rugby, fühlt sich aber auf dem Parkett offensichtlich so wohl wie auf dem Spielfeld. Er macht gerade den Bronze-Kurs. „Den Grundkurs habe ich gemacht, weil meine Eltern gesagt haben, dass ich den machen soll, weil man Wiener Walzer und so als Erwachsener tanzen können sollte.“ Am Anfang habe er keinen Bock gehabt. Aber die Aussicht auf den Debütanten Ball, wo angeblich die größte Discokugel Europas hängt, hat ihn gereizt. Überredet hat ihn sein Freund Hugo.Grundschritte langsamer Walzer © AdobeStock.com lesniewski

Teil von etwas Größerem

Hugo tanzt seit der Grundschule und sagt: Tanzen gehört zur Allgemeinbildung. Man sollte als gebildeter junger Mann die Grundschritte der Standardtänze kennen.“ Hugo redet viel und manchmal etwas geschwollen, hat aber auch echt was auf dem Kasten: HipHop, Breakdance, Ballett – alles hat er ausprobiert. Mittlerweile tanzt er mehrmals die Woche, ist Mitglied im Karnevalstanzkorps Bürgergarde Blau-Gold 1904 e.V. und hat bereits sein Bronzeabzeichen im Standardtanz. Ehrensache, dass er in den Tanzkursen und auf den Bällen hospitiert, wenn buchstäblich Not am Mann ist und zu wenig Jungen am Start sind. Tanzen, in der Gruppe, mit anderen – das gefällt ihm. „Besonders, wenn so ein Gemeinschaftsgefühl entsteht!“, sagt Hugo.

Dieses Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein, nennt der französische Soziologe Émile Durkheim „kollektives Aufwallen“. Denn das Schöne am Tanzen ist: Es kann jede*r für sich allein. Aber erst zusammen mit anderen, besonders beim Paartanz, entfaltet es sein Potenzial als sozialer Klebstoff. Egal ob kubanischer Cha-Cha- Cha oder Wiener Walzer: Rhythmus und Tanz sind tiefgreifende soziale Erfahrungen, bei denen die Tanzenden Nähe und Verbundenheit erleben.

Keine*r tanzt für sich allein

Getanzt wurde schon immer. In allen Kulturen. Für Regen, mehr Sonne, Fruchtbarkeit, um die Götter gnädig zu stimmen, dem anderen Geschlecht näherzukommen oder ganz einfach aus Freude. Noch bevor wir Menschen das Sprechen lernten, haben wir getanzt, sind sich Wissenschaftler*innen einig. Die Bewegung zur Musik aktiviert dieselben Hirnregionen, die für das Verarbeiten von Sprache zuständig sind, und trainiert das Gehirn wie kaum etwas anderes.

Wundermittel: Tanz - Darum ist Tanzen so gut!

  • Tanzen fördert Konzentration, Beweglichkeit und Reaktionsgeschwindigkeit
  • pusht die Leistungsfähigkeit
  • baut Stress ab, am besten in Gesellschaft, egal ob Cheerleader, Standard- oder Stepptanz
  • trainiert Konzentration und Koordination
  • lockert die Muskulatur und löst Verspannung selbst bei chronischen Schmerzen
  • senkt das Risiko für einen Tod durch Herzerkrankungen: Beim Tanzen schüttet der Körper die Glückshormone Dopamin und Endorphin aus.
  • Das Gehirn wird durch die Vielzahl der Reize auf ganz verschiedenen Ebenen stimuliert.
  • Komplizierte Choreografien fördern die Bildung von Synapsen, so dass das Gehirn in einigen Bereichen an Volumen zunimmt.
  • Jugendliche, die viel tanzen, entwickeln ein gutes räumliches Verständnis und kommen besser mit mathematischen Aufgaben zurecht.
  • Tänzer*innen sind glücklicher

Vermutlich ist Tanzen ein Nebenprodukt des aufrechten Gangs. Musikkognitionsforscher Gunter Kreutz von der Universität Oldenburg geht noch einen Schritt weiter. Er sagt: „Wahrscheinlich ist es in der Evolution so erfolgreich gewesen, weil Tanzen geholfen hat, die kognitiven Funktionen zu verbessern. Vielleicht hat sich die Menschheit nur durch den Tanz so weit entwickelt.“

Ob bereits alle diesen Evolutionsschritt gemeistert haben? Dazu gibt es keine Daten. Was wir wissen: Aktuell tanzen in Deutschland 51 Prozent der Bevölkerung – jede*r Zweite! Die meisten tanzen am liebsten ohne vorgegebene Schrittkombis (44 %). Auf klassische Standardtänze steht immerhin jede*r Dritte (33 %). Sich formvollendet zur Musik auf dem Parkett bewegen zu können, ist – Let’s Dance und andere TV-Tanzshows sei Dank – angesagt. Auch bei Jugendlichen.

Darf ich bitten?

Jedes Jahr machen unzählige Schülerinnen und Schüler aus Köln in einer Tanzschule einen oder gleich mehrere Tanzkurse im sogenannten Welttanzprogramm (kurz: WTP). Viele starten zusammen mit Freunden, manche auch allein. Andere melden sich als Klassenverband an, manchmal auch nur einige interessierte Schülerinnen und Schüler. So wie Kara, 17, von der Ursulinenschule. Sie hat vor einem Jahr mit fünf Schulfreundinnen angefangen zu tanzen. Zwar habe jede ein Hobby, aber Tanzen sei perfekt, um auch mal etwas zusammen zu machen. Das war auch für Anton der ausschlaggebende Grund für den Tanzkurs. Bei ihm hat die Hälfte seiner Stufe den Grundkurs besucht. Bei Hugo waren es zwanzig Mitschüler*innen. An ihrer Schule habe der Besuch des Tanzkurses Tradition, sagen beide und führen diese gern weiter.

Altmodisch? Spießig? „Viele erwarten einen trockenen Unterricht, weil die Eltern es von früher so kennen“, weiß Andreas van Hasselt. Seit dreißig Jahren leitet er in 3. Generation die Tanzschule, in der er selbst mit 14 Jahren einen Tanzkurs besucht hat. „Früher, bei meinem Vater, saßen die Damen von den Herren getrennt und die Herren mussten zu Beginn der Tanzstunde die Damen auffordern“, so van Hasselt. Das war vor 75 Jahren. Seitdem hat sich viel verändert. Alles ist lockerer geworden. In Sonntagskleidung zur Tanzschule? Völlig out. Mit einer Ausnahme: dem Abschlussball.

Tanzen, aber wie

Michael Ferber ist derselben Meinung. Ferber ist Tanzlehrer und leitet die Tanzschule Breuer, die seit der Eröffnung vor vierzig Jahren für Jugendliche Tanzkurse anbietet. Nicht nur, weil Tanzen zum guten Ton gehört. „Die Tanzschule ist auch eine wunderbare Begegnungsstätte für Jugendliche aus den verschiedensten Stadtteilen.“


© AdobeStock.com Lakov Filimonov

Doch etwas sei noch immer so wie eh und je: „Die Scheu vor dem anderen Geschlecht ist anfänglich immer noch genauso groß.“ Macht man einen Tanzkurs im Paartanz nicht gerade auch wegen der Nähe zum anderen Geschlecht? Noah und Hugo schütteln mit den Köpfen. Was, Mädchen, wir? Nein! Eine Freundin suchen sie beide nicht im Tanzkurs. „Wenn wir irgendwann aber mal eine Freundin haben, können wir damit bestimmt punkten“, sind sie überzeugt. Auch für Anton haben beim Tanzkurs andere Dinge Priorität, Tanzschritte zum Beispiel und seine Jungs, mit denen er hier einfach eine coole Zeit haben will. Von denen hätte sich aber mancher schon erhofft, mit der einen oder der anderen auf dem Ball zu tanzen …

Trotz aller Lockerheit: Auf gutes Benehmen und einen respektvollen Umgang miteinander legen beide Tanzschulen großen Wert. Im Rahmen eines Tanzschuljahres gibt es deshalb ein Anti-Blamier-Seminar. Neben den Tanzschritten lernt man nebenbei zum Beispiel auch, wie man die Krawatte bindet oder auf Absatzschuhen läuft. Auch Begrüßung, Körpersprache, Bewerbungstraining und der Besuch eines Balls sind Teil der Ausbildung. Das Ziel: Die Tanzschüler*innen fit machen fürs gesellschaftliche Leben. Am Ende des Kurses gibt es dann das Gesellschaftszertifikat des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbandes (ADTV). Das macht sich gut in der Bewerbungsmappe.

Und was denken die Jugendlichen?

Anton, 15, spielt Fußball im Verein, hört Hiphop und hat mit einigen aus der Stufe den Grundkurs gemacht.

„Der Besuch eines Tanzkurses hat Tradition am FWG, da geht man seit Generationen hin. Ich habe das mitgemacht, weil ich Standardtänze lernen wollte. Das ist einfach gut, wenn man die Grundschritte draufhat. Und ich wollte mit Freunden etwas haben, was wir zusammen machen können. Bereits in der 8. Klasse war das bei uns Thema, weil man sich anmelden muss. Nicht alle aus meiner Klasse haben mitgemacht, aber die Hälfte – mehr Jungen als Mädchen. Die Tänze zu lernen hat Spaß gemacht, am meisten der Cha-Cha-Cha. Die Schritte sind einfach, der Tanz cool. Ich habe überlegt, noch den Bronze-Kurs zu machen, aber aus zeitlichen Gründen habe ich es nicht geschafft und die Kurse waren ausgebucht."

Kara, 17, tanzt seit einem Jahr, einmal die Woche, hat schon ihr Silber- Abzeichen und macht Gold

„Ich habe letztes Jahr mit fünf Freundinnen aus der Schule angefangen. Jede hat so ihr Hobby, aber wir wollten mal etwas haben, was wir zusammen machen können. Tanzen macht total viel Spaß! Das ist meine Freizeit. Ich kann dadurch Stress abbauen, denke an nichts anderes mehr, wenn ich auf der Tanzfläche bin, freue mich auf den Kurs, auf die Leute, die Tänze und auch auf die Tanzlehrer, die sind alle nett. Ich habe schon das Silber- Abzeichen und mache Gold. Und ich tanze auf dem nächsten Ball als Hospitantin. Dafür habe ich auch schon ein Kleid. Das habe ich mir im letzten Sommer gekauft. Gesehen und gleich: „Wow!“. Es ist altrosa und hat Glitzer."

Hugo, 15, tanzt seit der Grundschule, am liebsten als Gruppe, und ist Mitglied im Karnevalstanzverein Bürgergarde Blau-Gold 1904 e. V.

„In einem Karnevalstanzkorps zu tanzen, ist in Köln okay, Standard auch, Ballett nicht. Dass ich tanze, finden Mädchen cool und manche Jungen eben nicht. Blöde Kommentare gab es schon, aber die gibt es immer, egal für was. Dann muss man beweisen, dass man ein Junge ist, obwohl man tanzt. Tanzen gehört für mich zur Allgemeinbildung. Man sollte die Grundschritte kennen von Wiener Walzer, Langsamer Walzer, Cha-Cha- Cha … Mädchen haben es beim Tanzen schwerer, da sie mehr Schritte und Drehungen haben. Jungen haben es auch nicht leicht, weil sie führen müssen. Wenn Mädchen führen – das machen manche –, ist das nervig."

Finja, 16, surft, macht Wakeboard und tanzt seit 1,5 Jahren.

„Ich habe den Tanzkurs angefangen, weil mein älterer Bruder vor mir auch einen gemacht hat. Ich wollte andere Leute kennenlernen und tanzen lernen. Es kommt gut, wenn man auf Hochzeiten, Geburtstagen oder bei anderen Anlässen tanzen kann oder auch einfach so zum Partymachen. Tango mache ich gar nicht, da gefällt mir die Musik nicht. Den Discofox finde ich aber cool. Ich habe schon das Bronze-Abzeichen gemacht, das hat mich gereizt: noch mehr Spaß, noch mehr Tänze kennenzulernen. Ich mache auch noch Gold."

Noah, 15, spielt Rugby und macht gerade seinen Bronze-Kurs.

„Ich habe einen Tanzkurs gemacht, weil meine Eltern gesagt haben, dass ich den machen soll, weil man Wiener Walzer und so als Erwachsener tanzen können sollte. Am Anfang hatte ich keinen Bock, aber ich finde es sehr cool, dass ich die Tänze tanzen kann. Es gibt Mädchen, mit denen kann man gut tanzen, und mit anderen nicht so. Aufpassen muss ich, dass ich die Tänze nicht durcheinanderbringe, und auch, wenn etwas erklärt wird, sonst weiß ich nicht, was ich machen soll."

 

Tanzschulen in Köln

Tanzschule Breuer
Mauritiussteinweg 90–92, 50676 Köln,
Tel. 0221 – 21 61 61
Und: Junkersdorf Sudetenweg 48, 50858 Köln
www.tanzschule-breuer-koeln.de

Tanzschule van Hasselt
Köln-Lindenthal, Karl-Schwering-Platz 4–6, 50931 Köln,
Tel. 0221 – 40 19 71, lindenthal@vanhasselt.de
Köln-Rodenkirchen, Hauptstr. 71–73, 50996 Köln,
Tel. 0221 – 998 84 60
www.vanhasselt.de

Tanzschule Schulerecki
Apostelnstr. 14–18, 50667 Köln,
Tel. 0221 – 337 74 77
www.schulerecki.de/tanzschule-schulerecki

Tanzschule Roos
Bechergasse 2–8, 50667 Köln,
Tel. 0221 – 257 83 94
www.tanzschule-roos-koeln.de

InTakt. Das Tanzstudio.
Kaulardstr. 62-64
50354 Hürth-Efferen
www.intakt-huerth.de

MADCITY COLOGNE
Tanzstudio Köln
Neusserstraße 30-32
50670 Köln

 

… und Bonn

Tanzschule Kessel
Bornheimerstr. 116, 53119 Bonn,
Tel. 0228 – 63 53 33

Tanzschule Koltermann
Theaterplatz 26, 53177 Bonn-Bad Godesberg,
Tel. 0228 – 956 34 46
www.tanzschule-koltermann.de

Tanzhaus Bonn
Gartenstr. 102, 53225 Bonn,
Tel. 0228 – 46 22 88
www.tanzhaus-bonn.de