Medien
lernend spielen, statt spielend lernen
Karo Nowak · 05.09.2018
zurück zur ÜbersichtEs zischt, es summt, es brodelt und kracht von allen Seiten. Es leuchtet grell, es leuchtet bunt. Phantasiewesen aus anderen Welten mischen sich ganz selbstverständlich unter das gemeine Publikum – es ist wieder Gamescom-Zeit in Köln. Die weltweit größte Computerspielemesse findet dieses Jahr zum zehnten Mal statt und präsentiert sich so groß wie nie zuvor.
Die Message ist eindeutig: Der Markt für Computerspiele wächst kontinuierlich weiter, die Nachfrage nach neuen Games und Innovationen lässt seitens der User nicht nach. Viele der Spiele sind per se nicht für Kinder geeignet, andere wiederum sind zwar altersgerecht ausgelegt, vermitteln neben dem reinen „Zocken“ aber keinen Mehrwert.
Pippo muss Deutsch lernen!
Das neu erschienene, mobile Lernspiel „Pippo aus Pepponia“ aus der Schmiede des Kölner Gamestudios Concepta will nun das Nützliche mit dem Vergnüglichen verbinden: Anhand von vielen abwechslungsreichen Spielevarianten sollen die Kinder ganz nebenbei ihre Kenntnisse aus dem Deutschunterricht vertiefen. Schließlich muss Weltraummonster Pippo, das mit seinem Raumschiff bei uns abgestürzt ist, schnell unsere Sprache lernen ...
Sämtliche Spiele und Aufgaben bei „Pippo aus Pepponia“ wurden von Pädagoginnen und Pädagogen entwickelt und stimmen mit den offiziellen Lehrplänen der dritten bis fünften Klasse überein, was einer Altersempfehlung von acht bis elf Jahren entspricht. Die Übungen decken Rechtschreibung und Grammatik ab und können entweder im Einzel- oder im Duell-Modus gegen Freunde gespielt werden.
Wir haben auf der Gamescom mit Gabriele Weinstock-Doetsch und Samuel Degen, den inhaltlichen Entwicklern des Lernspiels „Pippo aus Pepponia“, gesprochen.
© Beate Skowron
Känguru: Wie ist die Idee zu Pippo aus Pepponia entstanden?
Gabriele Weinstock-Doetsch (WD): Kinder spielen sehr viel mit ihren Tablets und ihren Smartphones, aber es ist ja meistens nur Geballer. Und das hat mich persönlich immer gestört. Ich bin Lehrerin und habe eben einen Blick für Kinder. Ich habe immer gedacht, man kann vielleicht auch mal was Sinnvolles machen und eine Kombination finden zwischen Lernen und Spielen. Und deshalb heißt unser Spiel ja auch „lernend spielen“ und nicht „spielend lernen“, wie man es herkömmlich kennt. Das Spiel steht im Vordergrund und das Lernen geschieht quasi en passant.
Was war dann der nächste Schritt?
Samuel Degen (SD): Frau Weinstock-Doetsch ist auf mich und einen Kollegen zugekommen und sagte: „So, ich hab hier eine Idee für eine App.“ Da haben wir uns hingesetzt und angefangen, uns etwas auszudenken. Wir haben uns überlegt, in was für einer Welt kann das spielen. Wir hatten immer den Eindruck, das meiste kippt entweder in Richtung Jungen oder in Richtung Mädchen. Wir waren auf der Suche nach etwas, was wirklich für beide interessant ist. Deshalb haben wir eine Welt gewählt mit Monstern, die neutral und einfach freundlich ist. Eine Welt, über die Kinder sich freuen und ich mich auch, obwohl ich kein Kind mehr bin. So haben wir dann angefangen zu entwickeln. Uns war klar, dass es verschiedene Belohnungsmechanismen geben muss, damit ein Kind dran bleibt. Der eine ist, dass die Kinder für jedes gewonnene Spiel Melonen bekommen. Pippo aus Pepponia liebt Melonen. Und mit diesen kann man Pippo dann ausstatten. Man kann ihm neue Hüte kaufen, man kann ihm neue Brillen kaufen, alles Mögliche. Der andere Mechanismus ist der sogenannte „Duellmodus“, da kann man gegen einen Freund, aber auch gegen einen zufällig ausgewählten Gegner spielen. Das heißt, man kann die Lernspiele erst mal üben und dann im Duell gegeneinander antreten.
Welche Vorteile entstehen mir durch erspielte Accessoires? Nur ein cooler Look?
SD: Es entsteht ein cooler Look, aber dieser Look ist nicht nur für mich cool, sondern im Duell sieht der Gegner meinen Look auch. Und es ist natürlich so: Man kann nicht von Anfang an alle Accessoires kaufen. Man muss schon im Level aufsteigen, um an die cooleren Sachen ranzukommen.
Gibt es auch Optionen, die man gegen Geld freischalten kann?
SD: Nein, ein Mal bezahlt und das Spiel gehört einem dann.
Kommt in irgendeiner Form Gewalt im Spiel vor?
WD: Es ist absolut gewaltfrei. Luftballons werden berührt und die platzen, aber mehr nicht.
SD: In einer Szene fällt das Monster in einen Eimer mit Wasser, wenn man es nicht rettet. Das ist das Gewalttätigste am ganzen Spiel. Pippo wird auch nicht geschubst oder von irgendjemandem angefasst.
Frau Weinstock-Doetsch, wie haben Ihre Erfahrungen als Lehrerin Einfluss auf die Inhalte genommen?
WD: Kinder üben ja eigentlich gar nicht gerne. Das Spiel zielt deshalb nicht darauf ab, etwas neu zu erlenen, sondern es sollten schon gewisse Grundlagen vorhanden sein. Deshalb empfehlen wir die Altersstufe von acht bis elf, wo diese Lerninhalte in der Schule ja eigentlich abgehandelt sind. Aber wenn sie etwas noch nicht können, dann können sie zum nächsten Spiel weitergehen. Man kann sich auch nur für Rechtschreibung einloggen oder auch nur für Grammatik. Oder man kann eben beides kombiniert spielen.
War die Veröffentlichung zum Start der Gamescom von vornerein geplant?
SD: Wir hatten uns vor einigen Monaten dazu entschieden, auf der Gamescom auszustellen und das Spiel zu präsentieren. Wie das immer so ist auf den letzten Metern, muss man dann einfach nur noch beten, damit das auch rechtzeitig durch die Prüfung geht. Aber es ist alles durchgegangen, es ist alles gut. (lacht) Das Timing hat gepasst. Und wir sind sehr froh und auch sehr stolz.
Frau Weinstock-Doetsch, Herr Degen, ich bedanke mich für das Gespräch.
„Pippo aus Pepponia – lernend spielen“, erhältlich im App Store oder im Google Play Store für 5,49 Euro
weitere Infos unter www.deutsch-lernspiel.de