Kolumne
Stillrudel
Frau Karli · 24.07.2014
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Neulich im Park watschelte mir ein Stillrudel entgegen: Fröhlich schnatternde Erstlingsmamas mit ihren bunt ausstaffierten Kinderwagen. Insbesondere in den warmen Jahreszeiten strömen Erstlingsmamas zu ihren Nistkolonien auf den Grünflächen der Stadt. Haben sie eine geeignete Stelle gefunden (bevorzugt werden schattige bis halbschattige Plätze unter Bäumen), lassen sie sich nieder und nuckeln selig an ihren Wasserflaschen und Kaffeebechern (zwei Rationen Kaffee pro Tag sind ja durchaus erlaubt), während wiederum die Babys selig an ihren Müttern nuckeln.
Bei solchen Treffen wird viel mit Feuchttüchern herumhantiert – ein Produkt, das man vor dem Mutterdasein schon aus ökologischen Erwägungen nie angerührt hätte – und allerlei Gebäck verschlungen, denn Stillende sind immer hungrig. Oft melden sich die Mitglieder eines Stillrudels auch noch gemeinsam für einschlägige Kurse an, um die Entwicklung ihrer Babys zu fördern und zugleich ihr neues soziales Netz zu pflegen. Dass Stillrudel in der Regel von Erstlingsmamas gebildet werden, hat praktische Gründe: Die meisten Mehrfachmütter haben für derlei zeitraubende Rituale nur begrenzt Kapazitäten und sind zudem mit der Pflege ihres bestehenden Freundes- und Bekanntenkreises mehr als ausgelastet.
Manche Mehrfachmütter neigen dazu, das Treiben der Erstlingsmütter zu belächeln und deren Ängste und Sorgen gar zu verspotten. Wie herzlos! Hat nicht jede Lebensphase ihre Berechtigung? Ich jedenfalls denke sehr gerne an jene unbeschwerte Zeit zurück, an über Wochen hinweg geführte Debatten über Einschlafrituale, Spielzeugmaterialien (Weichmacher: Pfui! Holz: Vorsicht, Splitter!), an abendfüllende, inbrünstig geführte Telefonate zur strategischen Planung der Einführung von Breikost und an gemeinsames Besingen nackt strampelnder Speckbabys beim PEKip (Ach Anja, Bexi, Tina – ihr wart ein tolles Stillrudel!). Und vom guten Karma jener ersten Monate lässt sich noch lange zehren.
Herzlichst Ihre
Frau Karli
© John Krempl/photocase.com