Kolumne
Specktakulär!
Frau Karli · 29.07.2014
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Sie stört meinen Schlaf, reißt an meinem Haar, bis ich jaule, und bespuckt mich mit Brötchenmatsch: unsere inzwischen acht Monate alte zweite Tochter. Und ich? Würde am liebsten die Zeit anhalten. Freeze! Warum? Na, weil unsere kleine Speckakrobatin so überirdisch gut duftet! Weil sie diese herrlich runden, weichen Waden hat. Und weil ihre Lippen beben, kurz bevor sich ein Lächeln auf ihrem murmeläugigen Gesicht ausbreitet...
Dass unser Fürsorgeverhalten durch gewisse Schlüsselreize stimuliert wird, zählt natürlich längst zum banalen Halbwissen aufgeklärter Eltern. Und doch kann man das Naturspektakel Baby gar nicht ausgiebig genug feiern, finden Sie nicht auch? Beginnen wir unten.
Mit den kindlichen Zehen! Die erbsenförmigen Abschnitte der hinteren Gliedmaßen werden später dazu dienen, das Gleichgewicht zu halten. Es wäre aber falsch zu glauben, sie seien während der ersten Lebensmonate nicht von Nutzen. Erbsenzehen können besungen, zwischen den elterlichen Fingerkuppen massiert und einzeln abgeküsst werden. Ein Hinweis: Drückt man die Zehen beider Füße zusammen, gleicht der Babyfuß einer Muschel. Weiter oben finden wir ein weiteres Highlight des kindlichen Körpers: den von der Kosmetikindustrie so häufig beschworenen Babypo. Auch dazu ein Tipp für Mütter mit viel Zeit und wenig Schlaf: Mit einem Damen-BH, schickem Halsschmuck und einem Babypo kann man sehr, sehr alberne Fotosessions veranstalten. Wenn wir weiter Richtung Kinn wandern, passieren wir den kitzeligen Bauch. Hier eine eindringliche Warnung: Kitzelt man Babys zu häufig, zu maßlos und vor dem Schlafengehen, können sie wahnsinnig werden! Behauptete jedenfalls Bobo, meine chinesische Großmutter – und sie wusste wohl, wovon sie sprach, denn sie zog eine stattliche Anzahl exzentrischer Individuen groß. Kommen wir zum kindlichen Kinn: Die Partie zwischen Mundwinkel, Kinn und Hals löst bei Familienmitgliedern mit ausgeprägtem Schmusetrieb besonders starke Verzückung aus. Schließlich: Das kindliche Haupthaar – Haar so fein, dass es der atmenden Mutter in die Nase steigt. Und mit diesem würdevollen Zen-Bild beenden wir unseren Exkurs.
Herzlichst Ihre
Frau Karli
© john krempl/photocase.com