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Kolumne

Das erste Mal: Stand-Up

Fatih Cevikkollu · 25.05.2018

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© Erika M. Cermak

© Erika M. Cermak

Wenn man „StandUp“ mit „Aufstand“ übersetzt, klingt das vielleicht erstmal lustig. Aber der Punkt ist: Beim Aufstand bist du viele, beim StandUp allein. Immer.

Übertragen auf die Bühne bedeutet das, alle geben dir Ratschläge, aber es schreibt dir keiner auch nur einen Gag! Du stehst da, ganz allein ...

Da erste Mal StandUp auf der Bühne bedeutet also, dem alten Affen Angst eine ziemlich große Banane hinzuhalten, damit der dich für `ne Weile in Ruhe lässt bei deinem Vorhaben, auf der Bühne zu stehen und dein Publikum zu unterhalten. Mit nichts als dem gesprochenen Wort im Rampenlicht zu stehen und andere zum Lachen zu bringen, übte schon immer eine große Faszination auf mich aus.

In meiner Heimat Nippes gab es mal eine kleine, feine Bar, die ¼ Bar. Einmal im Monat wurde dort eine Mixshow veranstaltet. Eines Tages rief mich deren Moderator aus heiterem Himmel an. Ihm wäre ein Gast ausgefallen und ob ich nicht Lust hätte.

Das war einer dieser Momente, in denen du eine Entscheidung fällen musst. Im Endeffekt dich verbindlich dafür zu entscheiden, etwas zu machen, das du noch nie vorher gemacht hast – StandUp – und von dem du auch nicht weißt und nicht wissen kannst, ob es funktionieren wird – Selbstmord – und die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht funktionieren wird, ist sehr hoch. Ich sagte also zu.

Ich hatte keine Gags und was noch schlimmer war: Ich hatte auch keine große Banane, ich hatte noch nicht mal eine kleine. Die Idee, das zu machen war banane, aber die konnte ich ja nun wirklich niemandem vorwerfen. So ging ich durch die Tage ohne Gags, ohne Banane, aber mit dem Affen und der Gewissheit, dass ich mich bald auf eine Bühne stellen und bis auf die Knochen blamieren würde.

Die Stunde der Wahrheit

Der Abend kam und ich ging in die Viertel Bar. Glaubte inzwischen, ein paar Gags in der Tasche zu haben und versuchte, mit der Angst klarzukommen. Soviel vorweg: Das geht gar nicht, sie ist da und will gehalten werden. Ausgehalten.

Der Moderator kündigte mich mit warmen Worten an, wohlwollend bemerkend, dass ich gleich meine Jungfräulichkeit verlieren würde – was übrigens niemanden interessierte und mich noch mehr in die Arme des Affen trieb. Banane, dachte ich nur! Ein Königreich für eine Banane! Ich betrat die Bühne. Die Laden war rappelvoll. Alle 40 Plätze waren besetzt ...

Der freundliche Applaus verstummt, die Spannung steigt und soll nun von dem Mann auf der Bühne mit einem Krachergag in schallendes Gelächter verwandelt werden. Und seien wir mal ehrlich: Das ist der Deal. Einer spricht, alle lachen und wir haben Spaß. Indes, es passierte nichts, was dem auch nur im Entferntesten Nahe kam! Nichts. Kein Gag funktionierte. Das Schweigen wurde immer lauter. Hinten rechts hustete jemand, links schlürfte jemand die letzten Tropfen aus seinem Cocktailglas und hielt abrupt inne, als er selbst die Stille bemerkte.

Die Erkenntnis des Abends: Aus der Not wächst die Kraft. Die erdrückende Abwesenheit von Geräuschen ließ die Angst von mir weichen. Mich selbst, die Situation und das Publikum nicht mehr als nötig ernst nehmend, durchbrach ich die Stille mit den Gedanken, die mir in diesem Moment in den Sinn kamen. Und siehe da: Der ersehnte Klang brach aus und schallendes Gelächter erfüllte den Raum wie Feenstaub eine Herde Einhörner. Ich spürte zum ersten Mal die Macht des Wortes und des Humors und wusste, das ist mein Weg. Oder anders gesagt: Der Moderator meinte danach zu mir „Nicht schlecht Fatih, so ganz ohne Programm auf die Bühne gehen, das können die wenigsten!“

Der Kabarettist, Schauspieler und Buchautor Fatih Çevikkollu ist aktuell mit seinem Solo-Programm FatihMorgana in Fatihland unterwegs. Termine findet ihr am besten über seine Facebookseite www.facebook.com/fatihland.