Kolumne
Still, heilig, irdisch
Frau Karli · 24.10.2016
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Würden Außerirdische auf der Erde landen und mich fragen, was es mit dem Weihnachtsbrauch auf sich hat, würde ich ihnen – nach Aushändigung eines ausführlichen Zahlen-Daten-Fakten-Blattes zur soziokulturellen und historischen Herleitung – Folgendes vermitteln:
Weihnachten ist die Zeit, in der wir alle still werden. Und uns bewusst machen, was uns heilig ist – auch im nestwarmen, trauten Kreis der Familie. Ich würde den beeindruckt nickenden Außerirdischen Tee und Spekulatius servieren und ihnen in wohl gesetzten Worten erklären, warum solche Bräuche wichtig sind: Nämlich weil harmonieförderliche Werte, wenn sie in rituell aufgeplüschter Weise vermittelt werden, die Menschen über mehrere Generationen hinweg zusammenzuhalten vermögen. Sicher würde ich den Weihnachtsmann erwähnen und ehrlicherweise auch den didaktischen Effekt, den wir mit seiner Hilfe zu erzielen hoffen: Nämlich unsere Kinder über das Jahr hinweg in Schach zu halten (ein reichlich lahmer, naiver und auch fragwürdiger Führungsansatz natürlich).
Wenn die Außerirdischen und ich dann bei Chips und Sekt angekommen wären, würde ich zu lebensnahen Anekdoten übergehen – zum Beispiel zur typischen Dynamik rund um den Adventskalender: je aufwendiger, je origineller befüllt, desto größer die Liebe zum Kind (desto größer jedoch auch die Enttäuschung der Eltern, wenn das systematisch abgestumpfte Kind mittelfristig nicht den erwarteten Verzückungspegel halten, geschweige denn am Heiligen Abend zum Geschenke-Showdown auch noch steigern kann). Vielleicht würde ich mit lallender Stimme erwähnen, dass bei uns die Erpresser-Nummer nie so richtig geklappt hat: Als uns unsere Tochter M. im Kindergartenalter mit aufgerissenen Augen fragte, ob es den Weihnachtsmann denn nun WIRKLICH gebe, konnten wir einfach nicht lügen. Ich würde aber auch betonen, dass in unserer Familie, die keinerlei christliche Wurzeln hat, das Weihnachtsfest mit Kochen, Schmücken und Schenken ganz besonders hingebungsvoll zelebriert wird – aus reiner Wonne.
Herzlichst Ihre
Frau Karli
© John Krempl/photocase.com
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